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Trostloses Eiland. Die Gemeinde Stahnsdorf will dem Beethovenwäldchen zu alter Schönheit verhelfen.

© Andreas Klaer

Von Tobias Reichelt: Spielplatz oder Wohnbebauung?

Neuer Streit um Beethovenwald: Stahnsdorf will das Wäldchen schützen, die Eigentümer dagegen klagen

Stahnsdorf - Ein paar Vögel zwitschern, Äste knacken, eine Plastiktüte raschelt im Wind und in der Ferne ist das Rauschen der Fahrzeuge auf der Potsdamer Allee zu hören. Das Beethovenwäldchen ist eine ruhige Oase in Stahnsdorf – doch die Idylle trügt. Seit Jahren wird zwischen Flächeneigentümern, Stahnsdorfer Rathaus und einer Bürgerinitiative um die Zukunft des 1,2 Hektar großen Waldstücks im Ortszentrum gerungen. Jetzt steuern die Konfliktparteien auf einen neuen Höhepunkt zu: Die Gemeinde will den Beethovenwald unter Schutz stellen, eine große Eigentümergemeinschaft ihre Rechte an den Grundstücken zur Not vor Gericht einklagen.

„Es wird zu einer Klage gegen die Gemeinde kommen“, sagte gestern Reinhard Hoffmann, Mitglied der Eigentümergemeinschaft des Beethovenwäldchens, gegenüber den PNN. Man wolle anwaltlich gegen die „teilweise Enteignung“ der Waldbesitzer durch die Gemeinde vorgehen, so Hoffmann. „Das Vorhaben des Rathauses ist fernab der Gesetzlichkeit.“

Bereits am morgigen Donnerstag werden die Stahnsdorfer Gemeindevertreter in der Sitzung des Hauptausschusses über die Unterschutzstellung des Beethovenwäldchens beraten. Das in den 30er Jahren des 20. Jahrhunderts als Bauland parzellierte Areal soll mithilfe eines Grünordnungsplans zur Grünfläche erklärt werden. Das Waldstück soll der Erholung dienen und das Ortsbild verschönern, heißt es in dem Planwerk. Eine Mehrheit für das Vorhaben gilt als sicher. Schon in der Vergangenheit hatten sich die Gemeindevertreter mehrheitlich für den Schutz des Waldes ausgesprochen. Anträge der CDU, die eine teilweise Bebauung vorsahen, waren gescheitert.

„Die Gemeinde geht keinen Schritt auf uns zu“, erklärte Waldeigentümer Hoffmann. Er pocht auf die alten Verträge, in denen das Wäldchen als Bauland parzelliert worden war. „Wir sind zu Gesprächen bereit“, so Hoffmann. Eine teilweise Bebauung oder ein Verkauf des Waldes an die Gemeinde sei ein gangbarer Weg. Viel Wald sei allerdings nicht mehr zu erkennen: „Das ist eine Gerümpelecke, die Leute schmeißen ihren Müll dorthin.“

Das wird sich wieder ändern, ist sich indes Stahnsdorfs Bürgermeister Bernd Albers (BfB) sicher. Vor rund einem Jahr hatten die Waldeigentümer Kahlschlag betrieben – rechtlich genehmigt. „Jetzt müssen sie aufforsten“, sagt Albers. Zudem soll das Wäldchen durch einen Spielplatz ergänzt werden. „Wir machen jetzt Nägel mit Köpfen“, so Albers. Auf die Klage der Eigentümer sei man vorbereitet. Einen Schaden könne Albers für sie nicht erkennen: „Die Fläche ist Wald und soll Wald bleiben.“

Auch bei der „Bürgerinitiative Beethovenwäldchen“ gibt man sich optimistisch: „Die Kläger haben keine Chance“, sagte Mitglied Peter Ernst. Einige Eigentümer hätten erst in jüngerer Zeit die Grundstücke im Beethovenwäldchen erworben – und zwar als günstige Wald-, nicht als teure Baufläche. Ernst wirft den Eigentümern deshalb „Gewinnstreben“ vor, indem sie nun Bauland erhalten wollen. „Die Gemeinde hat die Planungshoheit“, sagte Ernst. „Der Wald bleibt Wald“ – auch künftig sollen hier Kindergartenkinder spielen können und Senioren spazieren gehen, so Ernst.

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