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Potsdam-Mittelmark: Sieben Bände Werder

Neue Chronik arbeitet schrittweise die Geschichte der Stadt auf. Spuren reichen zurück in die Steinzeit

Von Enrico Bellin

Werder (Havel) - Werder ist alt. Die erste urkundliche Erwähnung der Stadt war im Jahr 1317. Doch schon lange vorher ließen sich Menschen auf der Havelinsel nieder, wie man ab Montag im ersten Band der siebenteiligen Chronik des Havelortes nachlesen kann.

Thomas Kersting und Jens Henker vom Archäologischen Landesmuseum Brandenburg sind Mitautoren und recherchierten zur urgeschichtlichen Besiedlung der Stadt. „Wir haben aus der Altsteinzeit Harpunen aus Geweih und Knochen gefunden, mit denen damals in der Havel gefischt wurde“, so Kersting. Er ist froh, die Erkenntnisse des Landesmuseums in der neuen Chronik einem breiten Publikum zugänglich machen zu können.

Herausgegeben wird die Chronik, die in insgesamt sieben Bänden die Geschichte der Stadt Werder und ihrer Ortsteile aufarbeitet, von Baldur Martin, Klaus-Peter Meißner und Klaus Froh. Sie gehören dem 2013 gegründeten Verein „700 Jahre Heimatgeschichte Werder (Havel)“ an. „Wir wollen in den Bänden in die Grundlagen jeder Zeitetappe gehen“, beschreibt Baldur Martin sein Anliegen. Bisher habe es nur eine Chronik des Ortes aus dem 18. Jahrhundert gegeben, von der alle Ortschronisten abgeschrieben hätten – auch er habe sich für seine früheren Werke hier bedient.

Die ersten drei Bände der neuen Chronik beschreiben die allgemeine Entwicklung der Stadt, die nächsten drei Bände widmen sich der Entwicklung einzelner Gewerbezweige. Der letzte Teil der Chronik wird das soziale Leben im heutigen Werder in den Mittelpunkt stellen und voraussichtlich im Herbst 2016 erscheinen. Geplant ist die Veröffentlichung eines Bandes pro Halbjahr.

Zeitgleich mit dem ersten wird am Montag auch der vierte Band in den Handel kommen. In ihm wird die Entwicklung der Fischerei, des Weinanbaus und der Ziegeleien nachvollzogen. „Dass es auch direkt in Werder Ziegeleien gab, ist heute fast vergessen“, so Baldur Martin. Für das Buchprojekt hat er viel zu koordinieren: Allein an den ersten beiden Bänden haben insgesamt acht Autoren mitgeschrieben. Auch für die nächsten Bände gebe es bereits Interessenten. So möchte ein Berliner Bierbrauer die Brauereigeschichte der Stadt aufarbeiten.

Für die späteren Bände suchen die Herausgeber noch „begeisterte Mitautoren“, doch Baldur Martin zufolge ist nicht jeder Interessent geeignet. „Man kann nicht nur alte Menschen befragen und das dann als Chronik aufschreiben.“ Vielmehr müsse jede Aussage hinterfragt werden, sonst würden sich Legenden bilden. Neben Autoren suchen die Herausgeber auch nach Sponsoren für die nächsten Bände. „Ohne Sponsoren sind Bücher dieser Art nicht wirtschaftlich herzustellen“, sagt Rainer Lambrecht vom Potsdamer Knotenpunkt-Verlag, der die Gestaltung des Buches übernahm. Für jeden Band fallen Herstellungskosten von etwa 10 000 Euro an, die Gesamtauflage der Chronik liegt bei 600 Büchern. Eine zweite Auflage werde es Baldur Martin zufolge nicht geben, die Kosten seien einfach zu hoch. Den Erfahrungen nach werden die Bücher aber über mehrere Jahre ausreichen. Die Stadt Werder hat sich bereits 200 Exemplare gesichert. Sie dienen als Klassensätze in den Schulen und in der Stadtbibliothek. Enrico Bellin

Die Bücher gibt es ab Montag für 17,50 Euro in den Werderaner Buchhandlungen zu kaufen

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