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Ist der Jäger im Recht? Kleinmachnows Jagdpächter Peter Hermmerden sieht das so, würde aber in so einem Fall selbst nicht, wie sein Kollege, zur Waffe greifen.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Schüsse auf einen Labrador

Ein 79-jähriger Jäger hat einen unangeleinten Hund auf den Teltower Buschwiesen getötet

Teltow - Die Winteridylle der Teltower Buschwiesen ist am vergangenen Samstagabend durch einen tödlichen Schuss gestört worden. Ein 79-jähriger Jäger hatte von seinem Hochstand in der Nähe des Schenkendorfer Wegs auf einen Labrador gefeuert. Die Hündin war entgegen der Vorgaben für das dortige Grüngebiet der Stadt nicht angeleint. Nach Angaben des Jägers hatte der Labrador einem Reh auf einer schneebedeckte Wiese hinterhergejagt. Das teilte die Polizei am Montag auf Anfrage den PNN mit.

Um das Reh vor Bissen des Hundes zu schützen, habe der Jäger abgedrückt. Zur gleichen Zeit hielt sich das Herrchen des Vierbeiners in der Nähe auf. Vergeblich hatte der 46-jährige Teltower versucht, nach dem Schuss seine fünf Jahre alte und schwer verletzte Hündin zu retten. Der Labrador verstarb wenig später an den Folgen des Schusses beim Tierarzt.

Die Teltower Buschwiesen gelten bei vielen Spaziergängern, Hundebesitzern, Radfahrern und Pferdehaltern der Stadt als beliebtes Ausflugsziel. Die grüne Lunge Teltows ist nahezu umschlossen von mehreren großen Wohngebieten. Das Landschaftsschutzgebiet lockt mit Wiesen, viel Wald und auch einigen wilden Tieren. Seit Langem gehen deshalb dort auch Jäger auf die Jagd.

Nach Angaben der Polizei hatte der 79-jährige Jäger den vermeintlichen Biss des Labradors am Samstagabend von seinem Hochstand aus beobachtet. Gegen 18.39 Uhr feuerte er deshalb seine Waffe ab und traf die Hündin am Bein. Der Besitzer des Labradors war am Schenkendorfer Weg zu Fuß unterwegs, als er den Knall des Jagdgewehres hörte. „Seine Hündin, war zu diesem Zeitpunkt wohl nicht angeleint, obwohl für diesen Bereich eine Pflicht bestehen soll“, sagte Polizeisprecherin Jana Birnbaum. Nach dem Schuss habe der Hundebesitzer sofort die Polizei gerufen.

Vor den Beamten habe der Jäger alle notwendigen Jagdberechtigungen vorweisen können. Es seien die Personalien zwischen dem Jäger und dem Hundebesitzer ausgetauscht worden. Noch sei unklar, ob und welche Schuld Jäger und Hundehalter treffe. Der Hundebesitzer hat nach PNN-Informationen angekündigt, eine Anzeige gegen den Jäger stellen zu wollen. Zudem sollen Untersuchungen zeigen, ob der Labrador das Reh überhaupt angefallen hat. Letztlich werde ein Gericht über den tödlichen Ausgang des Gassi-Gangs auf den Buschwiesen zu entscheiden haben, sagte Polizeisprecherin Birnbaum. Rein rechtlich habe das angegriffene Reh dem Jäger beziehungsweise dem Jagdpächter gehört, der es mit dem Schuss schützen wollte.

Ist der Jäger also im Recht? Den Gesetzen nach ja, sagt auch Kleinmachnows Jagdpächter Peter Hemmerden. Demnach haben Jäger die Pflicht, Wild zu pflegen und vor Angriffen von Hunden zu schützen. Dennoch würde Hemmerden in einem solchen Fall nicht zur Waffe greifen. „Der Preis, den Hund eines anderen zu erschießen, ist zu hoch“, so Hemmerden. „Ich halte es auch nicht mehr für zeitgemäß.“ Moderne Jäger würden Hunde oder Katzen aus Schutzgründen nicht mehr schießen.

„Wir Jäger kämpfen tagtäglich darum, die Akzeptanz für die Jagd zu erhöhen.“ Ein Schuss auf einen freilaufenden Hund sei der falsche Weg. Der 79-jährige Jäger habe seiner Zunft mit dem Schuss keinen Gefallen getan, so Hemmerden. Er zweifelt auch, ob es überhaupt sicher war, den Schuss abzugeben.

Generell dürfen Jäger keine Menschen mit ihrer Waffe gefährden. Deshalb seien Schüsse im Umkreis von 300 Meter zu einem Haus verboten, so Hemmerden. Zudem müssten Jäger und auch Wildtiere am Rande von Städten oft mit freilaufenden Hunden rechnen. Noch gefährlicher sei für Rehe oder Wildschweine ohnehin der Straßenverkehr. Auch dort bleibe den Jägern nur, an die Autofahrer zu appellieren, morgens und abends langsamer zu fahren.

Andrea Metzler, Sprecherin vom Landkreis Potsdam-Mittelmark, verwies auf das Waldgesetz: „Jeder Hundebesitzer sollte wissen, dass er sein Tier im Wald nicht frei laufen lassen darf.“ Hunde dürften niemals Wildtiere aufscheuchen oder jagen. Trotzdem passiert genau das immer wieder. Schon öfter hätten Jäger in solchen Fällen abgedrückt, sagte Metzler gegenüber den PNN. Davon betroffen waren nicht nur Hunde, sondern immer wieder auch freilaufende Katzen.

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