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Highway. Ein Radschnellweg soll einmal von Potsdam nach Teltow führen.

© dpa

Potsdam-Mittelmark: Neue Wege um Berlin

Auf dem ersten Mobilitätsforum in Teltow ging es um die Verkehrsplanung für die wachsende Region

Von Enrico Bellin

Teltow - In der Teltower Region wird es eng auf den Straßen und in den Bussen. In den nächsten 15 Jahren soll die Region von derzeit 63 000 auf 70 000 Einwohner anwachsen, obwohl im Berufsverkehr schon heute oft Stillstand herrscht. Auch das nahe Berlin, wohin die meisten Pendler wollen, wächst rasant um 40 000 Menschen pro Jahr. Auf dem ersten Mobilitätsforum, zu dem die Arbeitsgemeinschaft Regionale Mobilität TKS am Samstag ins Teltower Rathaus geladen hatte, besprachen unter anderem die Bürgermeister der Region und der Steglitz-Zehlendorfer Bezirksstadtrat Ansätze, wie der Verkehr auch künftig zwischen Hauptstadt und Umlandgemeinden fließen kann.

Die Pendlerströme der Region

Bereits heute pendeln in der Teltower Region täglich fast 40 000 Menschen zwischen Arbeitsort und Wohnsitz. Die Hälfte der Einwohner aus Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf fahren dabei nach Berlin. Etwa 20 Prozent fahren nach Potsdam, der Rest in die Nachbarkommunen wie Großbeeren (Teltow-Fläming). Laut Christian Weiße vom Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg ist die Pendlerzahl in der Region seit dem Jahr 2000 um 50 Prozent gestiegen. „Es stellt sich nicht mehr die Frage, ob das Wachstum stoppt, sondern nur die, wann es endlich abflacht“, so Weiße. Kleinmachnows Bürgermeister Michael Grubert (SPD) zufolge wird für die Hälfte aller Fahrten das Auto genutzt, auch für kürzere Strecken innerhalb der drei Kommunen.

Geplante Radwege in den Kommunen

Um den Binnenverkehr vom Auto auf das Fahrrad zu bringen, sollen die Radwege verbessert werden. Von allen drei Bürgermeistern wurde ein Radweg entlang des Teltowkanals von Potsdam über Stahnsdorf nach Teltow als wichtigste Verbindung genannt. Sie ist Teil des Stadt-Umland-Wettbewerbs. Der Radweg würde Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) zufolge 4,6 Millionen Euro kosten. Ob er im Rahmen des Wettbewerbs gefördert wird, wird sich Mitte 2016 entscheiden. Zudem werde auch die Ruhlsdorfer Straße mit ihrer Grundertüchtigung in den nächsten Jahren einen durchgehenden Radweg erhalten. In Stahnsdorf sollen Lücken im Wegesystem entlang der Landstraßen geschlossen werden, um durchgehende Verbindungen nach Nuthetal und zum Regionalbahnhof Ludwigsfelde-Struveshof zu schaffen. Kleinmachnow will 2016 einen Verkehrsplaner einstellen, der Maßnahmen auch zur Lenkung des Radverkehrs umsetzen soll. Zudem sollen die Kreuzungen am Thomas-Münzer-Damm und am ODF-Platz radfreundlich umgebaut werden.

Verbesserungen im Nahverkehr

Auch durch einen verbesserten Nahverkehr soll die Zahl der Autofahrten reduziert werden. Die S-Bahn-Verlängerung von Teltow nach Stahnsdorf wird von allen Bürgermeistern als wichtigstes Projekt der nächsten Jahre bezeichnet. Michael Grubert zufolge soll es im ersten Quartal kommenden Jahres dazu ein Gespräch mit dem Infrastrukturministerium geben. Wie teuer der Ausbau werden könnte, ist derzeit unklar. Die Kommunen erstellen momentan ein Gutachten zu Kosten und Nutzen der S-Bahn, die bis ins Stahnsdorfer Gewerbegebiet führen soll (PNN berichteten). Sowohl Grubert als auch der Steglitz-Zehlendorfer Bezirksstadtrat Frank Mückisch sehen für die weitere Zukunft zudem den Wiederaufbau der Stammbahn von Potsdam über Kleinmachnow nach Berlin als wichtiges Projekt an. „Wir haben bereits 300 000 Einwohner im Bezirk, die wir laut Prognosen erst im Jahr 2030 erreichen sollten“, so Mückisch. Angesichts dieser Entwicklung sei die Stammbahn wichtig, um seinen Bezirk vom Autoverkehr zu entlasten. Eine einst angedachte Straßenbahnverlängerung von Potsdam nach Teltow wird in der Region als nachrangig eingestuft, da die meisten Pendler nach Berlin wollen. Trotzdem soll beim Rückbau der Landesstraße durch Stahnsdorf von vier auf zwei Fahrspuren darauf geachtet werden, eine Trasse für eine mögliche Tram-Anbindung freizuhalten.

Neue Straßen für Stahnsdorf und Teltow

Zwei neue Straßen sollen die Wohngebiete vom Verkehrslärm entlasten und den Pendlerzuwachs aufnehmen. Die Landesstraße 77 neu soll von der Landesstraße 40 hinter Güterfelde abzweigen und am Gewerbegebiet entlang bis zum Stahnsdorfer Hof führen. Von ihr soll später die Biomalzspange abzweigen – eine Verlängerung des Quermatenweges bis zum Kreisverkehr an der Potsdamer Straße in Teltow. Ein Baubeginn für beide Straßen ist derzeit noch nicht absehbar.

Neue Verbindungen nach Berlin

Im ersten Mobilitätsforum, bei dem am Samstag etwa 50 Zuhörer anwesend waren, sieht Bezirksstadtrat Mückisch den Beginn einer besseren Vernetzung zwischen den Bürgermeistern der TKS-Region und Steglitz-Zehlendorf. „Viele Projekte der Region, an die man anknüpfen könnte, sind bei uns in Berlin nicht bekannt“, sagte Mückisch. Das Forum soll laut Wunsch der Teilnehmer von nun an jährlich stattfinden.Enrico Bellin

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