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Die Stadt Teltow hat 21 Bushaltestellen begrünt, die
Bushaltestellen mit begrünten Dächern sollen die Stadt kühler machen, Insekten Lebensraum bieten und Feinstaub binden.

© Andreas Klaer

Nächster Stopp Klimaschutz : Teltow bepflanzt Haltestellendächer

Teltows Klimaschutz-Haltestellen binden mit ihren begrünten Dächern Kohlendioxid und Feinstaub. Die Stadt ist damit in der Region Vorreiter, Berlin startet mit dem Umbau in zwei Jahren.

Eine Vorreiterrolle nimmt Teltow, die größte Stadt des Landkreises Potsdam-Mittelmark, ab sofort in Brandenburg ein: Alle Bushaltestellen, die barrierefrei umgebaut werden, erhalten auch gleich eine Dachbegrünung. Die ersten 15 Wartehäuschen sind bereits umgerüstet, weitere sechs folgen noch in diesem Jahr. Erst im August war bekannt geworden, dass in Berlin die Vorbereitung für die Begrünung von Bushaltestellen läuft, im Jahr 2025 sollen die ersten Exemplare an den Start gehen.

Auch wenn Teltow die ersten in Brandenburg seien, habe er dennoch das Rad nicht erfunden, betont Matthias Putzke, der Klimamanager der Stadt, der das Projekt ins Leben gerufen hat. Vielmehr habe er sich an der niederländischen Stadt Utrecht orientiert, die schon vor vier Jahren 316 ihrer Wartehäuschen bepflanzen ließ und so die ersten „Bee-Stops“, also „Bienen-Haltestellen“, schuf. Leipzig startete fast zeitgleich damit, seine Wartehäuschen entweder mit einem Gründach oder mit einem Solardach auszustatten, mittlerweile ist der Umbau fast abgeschlossen. Auch andere Städte wie Bonn oder Hamburg haben sich dazu entschieden, dem Vorbild zu folgen.

Die Dächer werden mit Sedummatten bedeckt, die besonders pflegeleicht sind.
Die Dächer werden mit Sedummatten bedeckt, die besonders pflegeleicht sind.

© Andreas Klaer

„Es ist eine Maßnahme zur Anpassung an den Klimawandel“, so Putzke. Durch ein begrüntes Haltestellendach würden pro Tag nicht nur zwei Liter Wasser verdunstet, was zur Kühlung und zur Verbesserung des Mikroklimas beitrage, sondern es würden auch acht Kilogramm Kohlendioxid und 100 Gramm Feinstaub im Jahr gebunden. Zudem werde die Biodiversität gefördert, Insekten finden hier ein neues Zuhause - die Dachbegrünung ist also auch eine Maßnahme gegen das Insektensterben.

Ein solches Dach ist in unseren Breiten auch ein Extremfall.

Lars Müller, Bauamtschef Teltow

Teltow nutzt für die Begrünung sogenannte Sedummatten, auf denen sich vorgefertigt robuste, niedrig wachsende Pflanzen wie „Fette Henne“ oder auch Moose finden - pflegeleichte Arten, die in der Natur an Orten mit extremem Klima leben. Bauamtschef Lars Müller: „Ein solches Dach ist in unseren Breiten auch ein Extremfall.“ Die gewählten Arten halten es auch aus, nicht gegossen zu werden und zwischendurch auszutrocknen, ohne dauerhaft abzusterben. Diese Matten werden nicht auf die bestehenden Wartehäuschen installiert, sondern beim barrierefreien Umbau der Haltestellen miteingebaut. Dies erfolgt nach und nach.

Klimamanager Matthias Putzke und Bauamtschef Lars Müller (v.l.) sind maßgeblich bei der Einführung der begrünten Haltestellen in Teltow beteiligt.
Klimamanager Matthias Putzke und Bauamtschef Lars Müller (v.l.) sind maßgeblich bei der Einführung der begrünten Haltestellen in Teltow beteiligt.

© Andreas Klaer

Insgesamt hat die Stadt Teltow fast 50 Haltestellen zu bearbeiten, jeder barrierefreie Umbau kostet je nach Größe rund 100.000 Euro. Davon werden der Bau mit 75 Prozent und die Planung mit 15 Prozent gefördert. Die Gründächer machen mit jeweils etwa 2000 Euro nur zwei Prozent aus. Dazu kommen die Folgekosten wir Pflege und zweimal im Jahr eine Kontrolle, ob der Unterbau beschädigt ist und sonst noch alles in Ordnung auf dem Dach ist. „Wir wollen zeigen, dass jede Maßnahme zählt“, so Teltows Beigeordnete Beate Rietz (SPD). Bei knapp 50 Bushaltestellen und 151 Quadratmetern Dachfläche geht die Verwaltung davon aus, in vier bis fünf Jahren den barrierefreien Umbau und damit die Begrünung abgeschlossen zu haben.

Berlin möchte 2025 die ersten begrünten Haltestellen errichten

In Berlin ist man dagegen noch in der Planungsphase. Im August war nach einer parlamentarischen Anfrage bekannt geworden, dass auch hier Gründächer an Wartehäuschen eingeführt werden sollen - allerdings dauert das noch etwas. Die derzeitigen BVG-Wartehäuschen in Berlin sind gewölbt, was eine einfache Bepflanzung unmöglich macht. Auch statisch ist die jetzige Konstruktion nicht auf das zusätzliche Gewicht von bis zu 75 Kilo pro Quadratmeter ausgelegt.

Perspektivisch sollen jedoch alle Wartehallen in BVG-Verantwortung erneuert werden, so Pressesprecher Markus Falkner. „Eine teilweise Begrünung ist dabei fest eingeplant.“ Für die konkrete Umsetzung werde es eine Ausschreibung geben, diese ist für nächstes Jahr geplant. Im Moment soll an einem Prototyp gearbeitet werden.

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