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Potsdam-Mittelmark: Mit der Mistforke zum Meister Thomas Hummel wurde Bester im Straßenbau

Michendorf · Wilhelmshorst - „Ich dachte, der kippt uns aus den Latschen.“ Lachend erinnert sich Grit Hummel an das Gesicht ihres Mannes Thomas, als er kürzlich von der Potsdamer Handwerkskammer als bester Meisterschüler im Straßenbau ausgezeichnet wurde.

Michendorf · Wilhelmshorst - „Ich dachte, der kippt uns aus den Latschen.“ Lachend erinnert sich Grit Hummel an das Gesicht ihres Mannes Thomas, als er kürzlich von der Potsdamer Handwerkskammer als bester Meisterschüler im Straßenbau ausgezeichnet wurde. Für den 34-jährigen Wilhelmshorster kam die Ehrung überraschend. Zwar wusste er, dass er bestanden hatte. Als Klassenbester ausgezeichnet zu werden, damit hatte Hummel jedoch nicht gerechnet. „Plötzlich wurde mein Name aufgerufen“, noch immer glühen seinen Wangen. „Ich brauche bestimmt noch Wochen, bis ich das verdaut habe.“

Dabei hat der gelernte Baumaschinist die Auszeichnung „mehr als verdient“, findet seine Frau. Zwei Jahre hatte er jeden Freitag und Sonnabend in der Meisterschule verbracht – erst in Friesack, später in Götz. „Wir hatten keine richtigen Wochenenden mehr.“ Von Urlaub oder Kinobesuchen ganz zu schweigen. Die ohnehin späten Feierabende galten Büchern und Hausaufgaben. „Nicht selten saß Thomas bis nachts um Elf oder Zwölf.“

Keine leichte Zeit für die Familie. „Irgendwie blieb alles an mir hängen“, denkt Grit Hummel zurück. Selbst berufstätig, fühlte sich die 30-Jährige mit Arbeit, Haushalt, Kind und Meisterschüler manchmal überfordert. „Trotzdem stand sie immer mit der Mistforke hinter mir und hat mich angetrieben weiterzumachen, wenn ich mal wieder alles hinschmeißen wollte“, weiß der frisch gebackene Meister die Geduld seiner Frau zu schätzen.

Auch Tochter Mercédes – neben der Schule mit Aktivitäten wie Chor, Tanzen, Reiten oder Klavierspielen beschäftigt – musste zurückstecken. „Ich hatte keine Zeit mehr, zu ihren Veranstaltungen zu gehen. Selbst die Elternabende fielen flach“, erinnert sich der Vater an ein schlechtes Gewissen. Doch die Achtjährige hat ihm längst verziehen, weiß Mama Grit. Mercédes war bei der Meisterfeier in Potsdam dabei und „so stolz auf ihren Papa, dass sie am nächsten Tag der ganzen Klasse von der Auszeichnung erzählte“.

Dass der Meisterbrief ihn tatsächlich im Beruf einen Schritt weiter bringt, konnte Hummel bereits zu Beginn der Ausbildung feststellen. „Als ich mit der Meisterschule angefangen hatte, übertrug mir mein Chef die ersten Baustellen.“ Derzeit mit den Aufgaben eines Poliers betraut, hofft er irgendwann auf eine Stelle als Bauleiter – die Qualifikation hat er nun in der Tasche. „Oder ich studiere vielleicht Bauingenieurwesen“, träumt Meister Hummel weiter, „das läuft neben dem Beruf und dauert vier Jahre.“ Bereits im nächsten Moment verwischt er diese Idee jedoch, ahnend welch entgeisterter Blick ihn von rechts trifft. „Nein, nein“, beruhigt er Ehefrau Grit mit einem Lächeln, „jetzt ist erstmal Zeit für die Familie angesagt.“Andrea Röder

Andrea Röder

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