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Gefällt nicht allen: Das Weihnachtshaus in Kleinmachnow hat Ärger mit dem Ordnungsamt.

© Andreas Klaer,PNN,Tsp / Andreas Klaer

„Mich kann nur ein Richterspruch stoppen“: Kleinmachnower lässt sein Weihnachtshaus leuchten – trotz Ärger mit dem Ordnungsamt

Dekoration ist bekanntlich Geschmackssache. Auch an Michael Müllers Haus scheiden sich die Geister. Jetzt drohen dem Hobby-Dekorateur 5000 Euro Strafe.

Michael Müller aus Kleinmachnow mag es bunt, leuchtend und blinkend - besonders zu Weihnachten. Da holt der Familienvater und selbstständige Handwerker die Weihnachtsdeko aus den Kartons, die sich in seinem Haus schon bis zur Decke stapeln, wie er sagt.

Bläst Weihnachts- und Schneemänner in Übergröße auf – ein Weihnachtsbaum ist fast so groß wie sein Haus. Bringt Lichterketten und Weihnachtskugeln am Gartenzaun an. Aus dem Schornstein fährt ein Weihnachtsmann rein und raus, zwei Weihnachtsmänner am Gartenzaun trällern Weihnachtssongs, wenn man vorbei läuft. Und zu manchen Zeiten streut Müller Kunstschnee auf die Straße vor seinem Haus im Hasenkamp und schreibt frohe Botschaften wie „Happy Snow“ hinein.

Ich freue mich, wenn die Kinder mit leuchtenden Augen vor meinem Garten stehen.

Michael Müller, Hausbesitzer aus Kleinmachnow

Bisschen viel mögen einige sagen? Nicht für Müller: „Ich freue mich, wenn die Kinder mit leuchtenden Augen vor meinem Garten stehen.“ Die kämen in ganzen Gruppen beispielsweise aus der Kita vorbei, so auch die Bewohner:innen aus Pflegeheimen.

Angefangen hat die Dekoration von Haus und Garten zur Geburt seiner Tochter Spencer vor etwa acht Jahren. Zunächst seien es nur ein paar Lichterketten gewesen. Dann habe sich das Lichterspektakel über die Jahre mehr und mehr ausgebreitet.

„In die Ecke könnte man ja noch etwas hinstellen. Und auf den Kamin“, erinnert sich Müller. Rund eine Woche kostet es ihn, bis er all die Weihnachts- und Schneemänner, Lichterketten und Weihnachtsbaumkugeln in seinem Garten drapiert hat. Und nicht nur an Weihnachten leuchtet sein Haus – auch an Halloween und Ostern holt der 57-Jährige den passenden Schmuck aus den Kartons.

Seine Tochter – der Auslöser und der Antrieb für die ganze Schmückerei? „Nicht nur“, sagt Müller, der 1996 aus Berlin-Friedrichshain in das Haus der Großeltern nach Kleinmachnow gezogen ist. „Ich mache es auch für mich. Und für die Allgemeinheit.“

„Papa, Du bist peinlich!“

Vater und Tochter vor dem Weihnachtshaus. Michael Müller lässt es an dunklen Tagen leuchten.

© Andreas Klaer/PNN/TSP

Von seiner Tochter habe er des Öfteren gehört: „Papa, Du bist peinlich“. Besonders dann, wenn er sie mit seinem Scooter – umhangen von Leuchtketten – zur Schule bringt. „Die älteren Jungs aus der Schule finden das schon wieder cool“, sagt er. Inzwischen sei sie älter geworden und komme mit den Macken ihres Vaters besser zurecht.

Doch nicht alle freut der Deko-Reichtum dreimal pro Jahr. Mehrmals hatte Müller schon Post vom Ordnungsamt im Briefkasten. „Die Summen sind willkürlich festgesetzt“, sagt er. Mal seien es 150 Euro Bußgeld gewesen, ein anderes Mal 300 Euro. Die Strafen erhielt er, weil ein aufblasbarer Türbogen auf den Gehweg ragte. Und auch schon Gerichtsverfahren wegen Streitereien mit seinem Nachbarn hat der 57-Jährige hinter sich.

Wegen seiner Verzierung zu Halloween hat Müller auch in diesem Jahr wieder ein Ordnungswidrigkeitsverfahren am Hals. In dem Schreiben der Behörde von Anfang November, das den PNN vorliegt, steht, dass er seit Oktober „rund um die Uhr verschiedenste Störgeräusche aufgrund elektrischer Motoren und Kompressoren zum Aufblasen Ihrer Halloweendeko versursacht haben“ soll. Die Zuwiderhandlung stelle eine Ordnungswidrigkeit dar, die mit einer Geldbuße bis zu 5000 Euro geahndet werden könne.

Psychologin: Beleuchtung weckt Kindheitserinnerungen

Was bewirkt Weihnachtsbeleuchtung und warum übertreiben es einige und andere entziehen sich dem Fest völlig? Die Berliner Diplom-Psychologin Helga Land-Kistenich sagt, Beleuchtung erwecke angenehme Gefühle in uns und erinnere an die Kindheit. Je nachdem, wie die ausgefallen sei, könne das in dem einen positive und in dem anderen negative Emotionen hervorrufen. Licht sei gerade in der dunklen Jahreszeit wichtig. „Licht schafft Sicherheit. Es schützt uns, vor Gefahren. Das ist ein Urinstinkt.“

Müller denkt nicht ans Abhängen wegen der neuen Androhung des Ordnungsamtes. „Die leuchtenden Kinderaugen will ich auf keinen Fall eintauschen. Mich kann nur ein Richterspruch stoppen.“

Neben den Spendenboxen für die Ukraine, die er an seinem Gartenzaun aufgestellt hat, steht nun auch eine Box mit der Aufschrift „Spende Bußgeld Ordnungsamt“.

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