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Illegale Bauten. Zäune auf der Stammbahn-Trasse sind derzeit nicht erlaubt. Die Gemeinde prüft, das in neuen Bebauungsplänen zu ändern.

© S. Schuster

Kleinmachnow: lllegale Bauten auf der Stammbahn

130 Kleinmachnower müssen Zäune und Pools zurückbauen. Die Gemeinde plant einen Kompromiss.

Kleinmachnow - Die Anzeige eines Nachbarn hat in der Kleinmachnower Straße An der Stammbahn eine Lawine ins Rollen gebracht. Jetzt fürchtet ein ganzer Straßenzug um Zäune und illegal errichtete Bauten. Denn in den vergangenen Jahren hat sich auf den Flächen der ehemaligen Stammbahn-Trasse der Wildwuchs breitgemacht. Vor Jahren hatte die Deutsche Bahn nicht mehr benötigte Teile ihrer Flächen an Grundstückseigentümer oder Nutzer verpachtet. Anwohner zogen Zäune um ihre Häuser, bauten Schuppen, Carports und Poolbecken. Genehmigt waren die im Außenbereich errichteten Bauten größtenteils nicht. Mehr als 130 Verfahren seien bei der Unteren Bauaufsichtsbehörde des Landkreises Potsdam-Mittelmark anhängig, sagte der Pressesprecher des Kreises, Kai-Uwe Schwinzert, den PNN.

Zunächst war die Behörde nur einem Hinweis nachgegangen, wonach auf einem Grundstück eine Einfriedung illegal errichtet worden sei. Bei der Vor-Ort-Besichtigung fielen den Mitarbeitern die weiteren unzähligen Bauten auf, die in den vergangenen Jahren dort unrechtmäßig entstanden sind. „Aus Gründen der Gleichbehandlung hat die Bauaufsichtsbehörde dann sämtliche Grundstücke besichtigt und ordnungsrechtliche Verfahren eingeleitet“, erklärt Schwinzert.

Mit den Schreiben der Behörde, die die Anwohner schon im August erreichten, wurden viele Anlieger stutzig. „Wenig bürgerfreundlich“, nennt die ehemalige Bundestagsabgeordnete Cornelia Behm (Grüne) das Vorgehen. Auch sie wohnt an der Stammbahn und ist von den Forderungen des Landkreises betroffen. Gerade ältere Anwohner seien über Gebühr beunruhigt worden, erklärt sie. Überraschend ist die Forderung dennoch nicht. Soll jemals wieder ein Zug über die stillgelegte Bahntrasse rollen, werden die Anwohner ihre Grundstücke räumen müssen.

1838 war mit der „Potsdamer Stammbahn“, die Berlin mit Potsdam verband, die erste Eisenbahnstrecke in Preußen eröffnet worden. Nach der Sprengung der Brücke über den Teltowkanal 1945 wurden die Gleise zwischen Griebnitzsee und dem 1939 errichteten Bahnhof Kleinmachnow-Düppel an der Karl-Marx- Straße/Adam-Kuckhoff-Platz als Reparationsleistung abgebaut. Lediglich zwischen Düppel und Zehlendorf verblieb ein Gleis, auf dem noch bis 1980 Pendelzüge verkehrten. Obwohl es schon nach der Wende Pläne zur Wiederbelebung der Strecke gab, blieben konkrete Schritte bislang aus.

Die Gemeinde Kleinmachnow hält dennoch an dem Ziel einer Stammbahn-Reaktivierung fest und ist bestrebt, die Trasse entsprechend zu sichern. Im Flächennutzungsplan ist sie als „Fläche für Bahnanlagen“ freigehalten, zudem leitete die Gemeinde im vergangenen Jahr ein Bauleitplanverfahren ein. Mittels Bebauungsplänen sollen auf potenziellen Bahnflächen Nutzungen ausgeschlossen werden, die künftigem Bahnbetrieb entgegenstehen, erklärte Bürgermeister Michael Grubert (SPD). Zuletzt hatte er sich öffentlich gegen Pläne von CDU und Grünen in Steglitz-Zehlendorf gewandt, die die Flächen der Stammbahntrasse für einen Fahrrad-Schnellweg nutzen wollen. Dieser soll vom Potsdamer Platz in Berlin zum S-Bahnhof Lichterfelde-West und optional auch über Kleinmachnow bis nach Potsdam führen (die PNN berichteten). Am heutigen Mittwoch wird die Bezirksverordnetenversammlung über den Antrag entscheiden.

Der Kleinmachnower Bürgermeister fürchtet, dass die Flächen für immer verloren sind, werden die Pläne umgesetzt. Zudem glaubt er, dass die DB AG bei den Flächen der Potsdamer Stammbahn ähnlich verfahren werde wie gegenwärtig mit der Friedhofsbahn. Wie berichtet will sich die Bahn von den Trassengrundstücken trennen und hat sie zum Verkauf ausgeschrieben. Sowohl Stahnsdorf als auch Kleinmachnow bewarben sich, um die Trassen zu sichern und nicht einem privaten Käufer zu überlassen. Bei einem Verkauf an einen Privatinteressenten sei nicht auszuschließen, dass dieser die Flächen entwidmen lasse und bebaue. Damit wäre eine Eisenbahn in der Region kaum mehr realistisch, so Grubert.

Wie zunächst in den 130 beim Landkreis Potsdam-Mittelmark anhängigen Verfahren entschieden wird, sei Pressesprecher Schwinzert zufolge noch unklar. Zunächst waren die Anwohner angehört worden, derzeit gingen bei der Behörde entsprechende Stellungnahmen zur Anhörung ein. Die Gemeinde Kleinmachnow will prüfen, inwieweit sie in den angedachten Bebauungsplänen den Anliegern entgegenkommen kann. „Vorstellbar ist, dass im künftigen Bebauungsplan zwar die Errichtung von Gebäuden ausgeschlossen wird, die Nutzung als Gartenland und dessen (ortsübliche) Einfriedung aber weiterhin zulässig bleibt“, heißt es in einer Stellungnahme der Verwaltung. Ein entsprechender Beschlussvorschlag nebst Bebauungsplan-Entwurf werde der Gemeindevertretung in Kürze unterbreitet. Solveig Schuster

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