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Plädoyer für die Kunst. Die Künstlergruppe Art Event hatte im Mai eine zweiwöchige Ausstellung in der Ruhlsdorfer Straße 1 organisiert – um für die Villa als Kulturstandort zu werben.

© A Klaer

Potsdam-Mittelmark: Landkreis hat Kaufantrag für Villa vorgelegt

Über das alte Haus in der Ruhlsdorfer Straße 1 wird seit Monaten gestritten. Nun hat der Landkreis sich offenbar zu einem Kauf für die Kreisvolkshochschule durchgerungen

Stahnsdorf - In der Diskussion um die alte Villa in der Ruhlsdorfer Straße 1 zeichnet sich eine Entscheidung ab: „Der Gemeindeverwaltung Stahnsdorf liegt mittlerweile der seit Längerem angekündigte Kaufantrag des Landkreises Potsdam-Mittelmark für die Liegenschaft Ruhlsdorfer Straße 1 schriftlich vor“, teilte Stephan Reitzig, Sprecher der Gemeinde Stahnsdorf, am gestrigen Mittwoch auf PNN-Anfrage mit.

Zuvor hatte es geheißen, der Stahnsdorfer Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger) werde bis Juni ein Nutzungskonzept für die gemeindeeigene Villa erarbeiten. Da die Gemeinde sich nun zu dem Kauf entschieden hat, braucht Albers sich jedoch über die Nutzung der Villa nicht mehr den Kopf zu zerbrechen. „Wir konzentrieren uns derzeit voll und ganz auf die Verhandlungen mit dem Landkreis Potsdam-Mittelmark“, so der Stahnsdorfer Bürgermeister.

Das Erdgeschoss des Hauses, das 1910 von dem Fabrikanten Albert Pardemann erbaut wurde, war noch bis September 2016 bewohnt und steht seitdem leer. Nach Auszug der Bewohner war um das alte Haus in der Gemeinde ein Streit um die künftige Nutzung ausgebrochen. FDP-Vertreter Christian Kümpel hatte sich für einen Verkauf der Villa ausgesprochen, da die Sanierungskosten für die Gemeinde zu hoch würden. Gutachter hatten diese auf rund 550 000 Euro geschätzt, was Kümpel für zu niedrig angesetzt hielt. Andere Gemeindevertreter und Stahnsdorfer Bürger hatten den Vorschlag eingebracht, die Villa als Kulturstandort zu nutzen. Marion Storm, Gründerin des Vereins „Bürgerhaus Ruhlsdorfer Straße 1“, plädierte dafür, dass die Gemeinde das ehemalige Wohngebäude zu einem Ort für Lesungen, Konzerte und Ausstellungen umfunktionieren solle. Diese Idee hatte in der Gemeinde viele Unterstützer gefunden.

Auch die Künstlergruppe Art Event setzte sich für die Villa als Kulturstandort ein. Die zwölf Künstler veranstalteten Mitte Mai für zwei Wochen die temporäre Ausstellung „Durchzug“ in dem Gebäude. Mit ihren Werken griffen sie die architektonischen Besonderheiten des Jugendstilgebäudes auf und erhielten dafür von Ausstellungsbesuchern viel positive Resonanz. „Wir wollen zeigen, dass die Bausubstanz noch absolut in Ordnung ist und man das Haus gut kulturell nutzen kann“, hatte Frauke Schmidt-Theilig, ein Gründungsmitglied der Gruppe, erklärt. Zu der Ausstellung waren über 500 Besucher aus der Region gekommen.

Zuletzt hatte insbesondere die Kreisvolkshochschule Interesse angemeldet, ihre Hauptgeschäftsstelle in die Ruhlsdorfer Straße 1 zu verlegen. „Wir möchten uns gern noch stärker in der Region verankern und denken, dass der Standort einer ist, an dem wir gesehen werden“, sagte Indra Kühlcke, Leiterin der Kreisvolkshochschule. Und ergänzte: Neben Räumen für Verwaltung und Kurse biete das Gebäude auch noch genug Platz, um etwa Ausstellungs- oder Konzerträume an Künstler oder Musiker zu vermieten. Eine Nutzung durch die Kreisvolkshochschule hatten darum auch jene begrüßt, die sich für eine kulturelle Nutzung des Gebäudes ausgesprochen hatten.

Anfang Juni hätten Vertreter der Kreisvolkshochschule die Villa gemeinsam mit Mitarbeitern des Landkreises besichtigt, wie Stephan Reitzig berichtet. Auch der Kämmerer des Landkreises sei dabei gewesen. Ergebnis der Besichtigung sei gewesen, „dass der Landkreis von der Lagegunst des Objekts begeistert ist und sich einen Grunderwerb vorstellen kann“, so Reitzig. Auch Bürgermeister Bernd Albers habe sich vom Konzept des Landkreises überzeugt gezeigt und dieses voll und ganz befürwortet.

Wie genau dieses Konzept und mögliche Sanierungspläne aussehen, darüber kann Kreissprecher Kai-Uwe Schwinzert derzeit jedoch noch keine Auskunft geben: „Zu Details kann derzeit nichts gesagt werden, da diese einer internen Prüfung unterzogen werden müssen – bevor die Gremien sich damit befassen.“

Auch in der Gemeindevertretung Stahnsdorfs soll die neue Entwicklung schnellstmöglich auf die Tagesordnung. „Wir haben nach der politischen Sommerpause in diesem Jahr noch zwei reguläre Sitzungen der Gemeindevertretung“, so Stephan Reitzig. Die Gemeindevertreter seien bestrebt, noch 2017 eine entsprechende Beschlussvorlage in die Gremien einzubringen.

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