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KulTOUR: Kupferstich oder Lithografie Vortrag im Kossätenhaus zu Kunsttechniken

Ferch – Aus Kindern werden Leute, aus kleinen Museen manchmal richtige Besuchermagneten. So könnte man die Erfolgsgeschichte des Fercher Kossätenhauses in Kürze beschreiben.

Ferch – Aus Kindern werden Leute, aus kleinen Museen manchmal richtige Besuchermagneten. So könnte man die Erfolgsgeschichte des Fercher Kossätenhauses in Kürze beschreiben. Seit seiner Eröffnung im Juli 2008 hat sich in Sachen „Havelländische Malerkolonie“ ja geradezu Revolutionäres ereignet: Aus der verfallenen Häuslerkate ist ein selbstbewusstes Museum mit steigenden Besucherzahlen und fast schon internationalem Ruf geworden. Die Liste der einst in Ferch aktiven Maler wird länger und länger, entsprechend finden die Suchenden in so mancher guten Stube immer mehr „verborgene“ oder verschollen geglaubte Werke. Es gibt inzwischen so viele Leihgaben von Privat, dass dem Betreiberverein sogar ein eigenes Depot zugesagt worden ist, sonst wäre das alles nicht mehr zu fassen. Werke aus dem eigenen Bestand des Mini-Museums hängen derzeit noch als Winterausstellung, aber das neue Jahr ist da und mit ihm auch der aktuelle Veranstaltungsplan.

Das erste Halbjahr steht im Zeichen des 1945 verstorbenen Landschaftsmalers Johannes Hänsch. Ende April wird es, erstmals posthum, wieder eine Personalschau von ihm geben. Für Ende Juli hat sich dann die Künstlerkolonie Ahrenshoop zu einem Besuch angemeldet. Als eine der frühesten Deutschlands kann sie natürlich mit sehr bekannten Namen aufwarten. Doch gemach, der Tag ist gar nicht mehr fern, wo auch Ferch im selben Atemzug genannt wird. Manche vor Ort würden ihre „Havelländischen“ sogar lieber heute als morgen einem Monet oder Degas an die Seite stellen, und das, mit Verlaub, ziemlich zu Recht.

Die Kunsthistorikerin Jelena Jamaikina ist so eine Person. Sie hat an der Moskauer Lomonossow-Universität studiert. Seit Langem ist sie am Aufbau des Museums beteiligt, leistet für die Fercher beste Such- und Forschungsarbeit. Letzten Samstag eröffnete sie das neunte Jahr des Museums mit einem Vortrag über künstlerische Arbeitstechniken, wie sie die Maler und Grafiker auch in Ferch verwendeten. Das Museum hat solche Werke in Besitz, von Erich Heckel zum Beispiel, oder von Max Liebermann und Theo von Brockhusen. Ein Vortrag auf Besucherwunsch quasi, denn viele wissen einen Holzschnitt nicht von einer Radierung zu unterscheiden, den Kupferstich nicht von der Lithografie.

Die Kunstprofessorin konnte helfen, denn dabei handelt es sich schließlich um kunsthistorisches Elementarwissen, welches das Handwerk genauso einschließt wie die Einordnung in Zeit und Kunde, wobei sie ausdrücklich in der europäischen Neuzeit etwa ab Dürer blieb. Man erfuhr, was Hoch- und was Tiefdruck ist, wann der Grabstichel, wann eine Stahlnadel verwendet wird, vom Grundieren der metallenen Basisplatten und von allerlei Ätzverfahren. So kamen das holzgeschnittene „Einblatt“ und das Blockbuch, Radierung und Kupferstich, Dürer und Rembrandt, Goya und Heckel mehr oder weniger technisch zusammen.

Jelena Jamaikina widmete ihren Vortrag „den Damen, die dieses Haus so liebevoll betreuen“. Es ist ja vorwiegend durch Fraueninitiative und Frauenaktivität zuwegegekommen. Das Interesse am Vortrag war gewaltig, die Bude am späten Samstagnachmittag voll wie zu einem Event. Kann man denn besser ins siebte Museumsjahr starten? Die Reihe wird fortgesetzt mit Ausführungen zu Siebdruck und Lithografie.Gerold Paul

Gerold Paul

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