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„Schwuppdiwupp ist ein Heilstätten entstanden“, sagt Künstler Frederik Poppe über seine Décollage. Sie hängt bis zum 17. September im Badehaus.

© Andreas Schwarz

Krankenhaus, Filmkulisse, Gruselstätte: Ausstellung in und über die Beelitzer Heilstätten

Die Beelitzer Heilstätten in Brandenburg hatten schon viele Funktionen. Jetzt befasst sich eine Schau mit dem Areal und seiner Geschichte.

Lungenheilanstalt, Lost-Place, Filmkulisse, Grusel-Ruine und bald neuer Stadtteil für rund 5000 Menschen: Die Beelitzer Heilstätten im Südwesten Brandenburgs hatten seit ihrer Entstehung um 1900 schon viele Funktionen. Eine neue Ausstellung beschäftigt sich mit der Historie und dem Wandel des bedeutsamen Ortes im Kiefernwald. Dabei könnte der Schauplatz für Spiegelwerke Beelitz-Heilstätten nicht besser gewählt sein. Die Ausstellung ist nämlich im historischen Badehaus der Heilstätten platziert.

Es ist nicht die erste Ausstellung in dem Gebäude, das vor mehr als 100 Jahren zur Reinigung Tuberkulose-Erkrankter diente. Vier Ausstellungen hat es bereits im Badehaus gegeben. Die Spiegelwerke haben aber erstmals Kunst zum Gegenstand, die sich mit den Heilstätten selbst befasst.

Holz, Collagen und ein Kimono

Betritt man den Eingang des länglichen Hauses mit der großen Kuppel, geht die breiten Treppenstufen hoch, findet man im Vorraum des Bades links lange Holzskulpturen, die an weibliche Körper erinnern. Die Arbeiten von Bildhauerin Danit Sculptor aus Berlin-Spandau zeigen nicht gleich auf den ersten Blick, was sie mit den Heilstätten gemein haben.

Aber das Material, aus dem Sculptor die Figuren formte, ist nicht irgendeines. Es sind die alten Dachbalken des Hauses. Eigentlich sollten sie während der Sanierung in den Müll. Sculptor aber gab ihnen eine neue, viel bessere Bestimmung. Auch wenn die Figuren auf dem zu engen Raum hinter dem Eingang links in der Ecke zu wenig Platz voneinander haben, um richtig zur Geltung kommen.

Kunstvolles Upcycling

Dabei hat der alte Badesaal eigentlich genügend Platz und beherbergt nur wenige Exponate der Spiegelwerke. In der Mitte des Raumes über dem alten Bad, in das damals die Männer der Anstalt hinabstiegen, um sich abzukühlen, hängt ein Kimono aus alten Fotos in XXXL-Format. Das Gewand ist schon vom Eingang aus zu sehen. Als Künstlerin Stephanie Hüllmann aus Hamburg hörte, dass es alte Fotos der Heilstätten gibt, die vernichtet werden sollen, kam ihr die Idee, daraus etwas zu nähen.

Hüllmann arbeitet mit Assemblagen. Das sind Collagen mit plastischen Objekten auf einer Grundplatte. Sie dachte zunächst an einen Mantel. „Über die Beelitzer Heilstätten war lange Zeit ein Mantel des Vergessens gelegt worden“, sagt sie. Aber ein Mantel gefiel ihr nicht. Da die Hamburgerin einige Zeit in Japan verbrachte, kam ihr der Kimono als Idee. „Ein Kern des Buddhismus ist der Wandel“, sagt sie. Mit diesem beschäftigen sich ihre Heilstätten-Exponate.

Lage um Lage zum Bild

In einem Rahmen hat sie alte Farbschichten der Wände der Heilstätten zu einem Mosaik zusammengestellt. Dabei ging Hüllmann chronologisch von außen nach innen vor. So nutze sie zunächst die Originalschichten des Sanatoriums. Von dem leichten Grün, welches die Erholung fördern sollte, geht die Künstlerin in das kräftige Orange über, das die Sowjets in dem alten Areal nach dem Zweiten Weltkrieg nutzten. „Es sind die Jahrzente, die hier zu sehen sind“, sagt Hüllmann.

An den Wänden hängen Bilder der Heilstätten-Gebäude. Frederik Poppe hat sich bei seinen Décollagen Schicht für Schicht vorgearbeitet, Lage um Lage entfernt. „Schwuppdiwupp ist eine Heilstätte entstanden“, beschreibt er sein Werk. Poppe ist vor einigen Jahren mit seinem Atelier in die Heilstätten gezogen und schafft Malereien, Siebdrucke und Décollagen. Seitdem beschäftigt sich die Kunst des UdK Berlin-Absolventen, die auf Basis historischer Fotos und Postkarten entsteht, mit dem Ort. In der Ausstellung steht vor seinen Bildern ein Werk aus Scherben. Sie stammen von altem Geschirr aus dem ehemaligen Speisesaal. „Das Essen war in den Heilstätten besonders wichtig, damit die Menschen gesund werden“, sagt Poppe.

Weitere Räume ergänzen die Ausstellungsstätte. Sie zeigen beispielsweise einen Film über den Berliner Künstler Christopher Lehmpfuhl, der – sur place – in den Heilstätten malte. Auch die alten Korbflechtarbeiten, die damals auf dem Arial eingesetzt wurden, sind ausgestellt. Sie stehen vor historischen Fotos, die ihren damaligen Einsatz zeigen. Die Ausstellung läuft bis zum 17. September.

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