zum Hauptinhalt
Modell. Zur Eröffnung wurden auch große Maschinen ganz klein präsentiert.

© tor

Potsdam-Mittelmark: Kräftig buddeln, baggern und bohren

Baumaschinenhersteller Liebherr weiht Vertriebs- und Werkstattzentrum im Europarc Kleinmachnow ein

Kleinmachnow - Die Maschinen wiegen 60, 70 manchmal Hunderte Tonnen. Unter ihren Motorhauben arbeiten wahre PS-Monster. Mit ihren Greifzähnen reißen sie Häuser nieder, mit ihren Schaufeln graben sie sich durch harten Lehmboden und ihre Bohrer fressen sich tief in die Erde. Auf Baustellen, auf denen die Geräte des Maschinenherstellers Liebherr zum Einsatz kommen, walten meist rohe Kräfte – manchmal kann es aber auch leise zu gehen: So wie bei der Eröffnungsfeier des neuen Vertriebs-, Miet- und Servicezentrums des baden-württembergischen Unternehmens im Kleinmachnower Gewerbegebiet Europarc.

Leise surrend drehten sich dort am Freitagnachmittag mehrere kleine, etwa handtaschengroße, funkferngesteuerte Bagger auf einem Berg dunkler Erde. Sie waren zur Einweihung des neuen Liebherr-Standortes in der Herrmann-von-Helmholtz-Straße ausgestellt worden – genauso wie 30 ihrer Brüder- und Schwester-Maschinen in Originalgröße. Die beeindruckenden Geräte sollen vom neuen Vertriebszentrum an der A 115 aus auf Baustellen in Brandenburg und Berlin zum Einsatz kommen, entweder als Mietmaschinen oder unter Führung eines neuen Besitzers. So zum Beispiel derzeit bereits beim Bau der U-Bahnlinie 5 durch Berlins Mitte.

Die Firmengruppe Liebherr zählt nicht nur zu den größten Baumaschinenherstellern der Welt, sondern produziert unter anderem auch Kühlschränke und andere Haushaltsgeräte. Im Jahr 2013 erreichte der Konzern mit heute mehr als 39 000 Mitarbeitern einen Gesamtumsatz von rund neun Milliarden Euro.

„Wir sind sehr stolz, dass wir hier sind. Kleinmachnow war unser Wunschstandort“, sagte Ulrich Klar, Leiter der neuen Niederlassung. Der Europarc sei gut zu erreichen, Berlin und Potsdam sehr nah. Rund zehn Millionen Euro hat das Unternehmen unter Familienführung deshalb investiert. Entstanden ist ein zweistöckiges Verwaltungsgebäude mit einem Schulungsraum. Der soll nicht nur Mitarbeitern, sondern auch Kunden dienen. Auch sie müssen den Umgang mit der immer moderneren und schwereren Technik lernen – können dann aber auf der Baustelle viel Zeit sparen, sagt Klar. Mussten Baggerfahrer früher noch ihre Kabine verlassen, um Greifer oder Schaufeln am langen Maschinenarm zu tauschen, geht das heute per Hydraulik und vollautomatisch.

Sollte jedoch mal nichts mehr gehen, können sich die Bauunternehmen auf schnelle Hilfe verlassen, sagt Klar. Etwa 20 Mitarbeiter seien in Kleinmachnow beschäftigt, ab kommendem Jahr auch ein Azubi. Die meisten Arbeiter sind Retter in der Not: Sollte eine Maschine streiken, fahren die Mechaniker raus auf die Baustellen. Nur wenn absolut gar nichts mehr geht, werden die Gerätschaften in die Werkstatt gebracht.

Um sie dort zu warten und zu reparieren, hat Liebherr eine etwa zwei Fußballfelder große Halle mit Waschanlage und Hebekräne bauen lassen. Die Kräne können Maschinen bis zu einem Gewicht von 52 Tonnen heben – oder auch ein leeres Flugzeug wie die Boing 737. Bei Liebherr hingegen sind es Raupenbagger, Radlader, Planierraupen, Fahrmischer, Betonpumpen oder Teleskoplader, die am Haken hängen sollen.

Im Winter werden etliche der Maschinen auf dem insgesamt 21 000 Quadratmeter großen Gelände parken – immer dann, wenn auf den Baustellen Pause ist. Aber auch zu anderen Jahreszeiten sollen Maschinen im Europarc zum Verkauf oder zur Miete ausgestellt werden. Bauunternehmen, die das nötige Kleingeld haben, können sich den günstigsten 5,5 Tonnen leichten Bagger für etwa 40 000 Euro sichern. Nach oben hin sind Gewicht und Preis kaum Grenzen gesetzt. Die schwersten Maschinen wiegen bis zu 800 Tonnen und kosten mehrere Millionen Euro. Wem das zu viel ist, der kann zum funkferngesteuerten Modellbagger greifen. Der kostet 250 Euro. Tobias Reichelt

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false