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Stahnsdorf: Helfen und lernen

Stahnsdorfs Grundschulen kooperieren bei der Förderung ihrer Schüler mit der Uni Potsdam.

Stahnsdorf - Grundschüler, die Schwierigkeiten im Deutschunterricht haben, und Studenten, die Übung im Unterrichten brauchen: Eine Kooperation der Uni Potsdam mit den Stahnsdorfer Grundschulen soll sie zusammenbringen. In einem 2016 gestarteten Projekt wurden bisher 26 Schüler gefördert, derzeit sind es noch 19.

Die Initiative dazu ging von Stahnsdorfer Eltern aus, die sich wünschten, dass die Schulen mehr für die Förderung schwächerer Schüler tun, beispielsweise die Beschaffung von Tablets und entsprechender Lernsoftware. Die Schulleitungen der Grundschule Heinrich Zille und der Lindenhof-Grundschule wandten sich daraufhin an die Gemeinde. „Wir fanden, dass Apps und Co. der falsche Weg sind“, sagt Anja Knoppke, Fachbereichsleiterin für Soziales. „Sie können unterstützend wirken, aber mit ihnen kann nicht flexibel und individuell auf die Schwächen der Kinder eingegangen werden.“ Die Gemeinde suchte daraufhin nach kompetenten Partnern und stieß schnell auf die Universität Potsdam. Im März 2016 unterzeichneten beide Seiten eine Kooperationsvereinbarung. Die Förderung erfolgte in zwei Phasen.

In der ersten, die von Mai bis Juli 2016 ging, erteilten 16 Masterstudierende insgesamt elf Förderstunden im Schulhort. Schwerpunkte dabei waren lautorientiertes Schreiben, orthographisch korrektes Schreiben sowie genaues und schnelles Lesen. Am Ende der zweiten Klasse hätten sieben Kinder gute Fortschritte erzielt und keine Schwierigkeiten mehr gehabt. 14 Schüler konnten ihre Fähigkeiten zwar verbessern, wurden aber weiterhin betreut. „Lediglich fünf Kinder machten keine nennenswerten Fortschritte“, sagt Carola Schnitzler, akademische Mitarbeiterin für Grundschulpädagogik an der Uni Potsdam. Die Schüler werden noch bis Ende Februar gefördert.

Für solche Maßnahmen eigne sich die zweite Klasse am besten. „Im ersten Schuljahr gibt es noch ein enorm großes Spektrum von Fähigkeiten“, erklärt Schnitzler. „Manche Kinder können noch so gut wie gar nicht schreiben, andere schreiben so, wie sie hören, und wieder andere berücksichtigen schon erste Rechtschreibregeln. Beim Lesen ist es ähnlich.“ In der folgenden Klassenstufe würden sich tatsächliche Schwierigkeiten dann deutlicher abzeichnen.

Die Zusammenarbeit mit der Uni ist Anja Knoppke zufolge „eine dreifache Win-win-Situation“. Den Schülern werde geholfen, die Schulen freuen sich über die Unterstützung und die Studierenden erhielten Lehrpraxis. Zudem würden sie selbstständig einen Förderplan ausarbeiten. Für die Uni selbst bedeutet die Kooperation ebenfalls einen Mehraufwand. Die Organisation der Förderstunden sei aufwendig, außerdem müssten für die Studierenden zusätzliche Beratungstermine angeboten werden.

Nicht zuletzt den Eltern der Kinder helfe die Förderaktion, denn sie stünden unter enormem emotionalen Druck. „Das Thema ist noch vielfach von Vorurteilen geprägt, etwa dass die Schüler zu dumm oder zu faul seien“, sagt Carola Schnitzler. „Aber das stimmt schlichtweg nicht.“ Schwierigkeiten beim Schreibenlernen hätten sehr komplexe Ursachen, die nur zum Teil erforscht sind. Statistisch gesehen sitze in jeder Klasse ein Kind mit solchen Problemen. Die Zusammenarbeit soll auch in Zukunft aufrechterhalten werden. Sie ist in Potsdam-Mittelmark einzigartig und wurde bereits einmal bis zum Jahresende verlängert. „Für mehr Kooperationen würden unsere Kapazitäten derzeit auch gar nicht reichen“, sagt Schnitzler. Stefan Kahlau

Stefan Kahlau

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