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Ausreißer Werder. Die Havelauen haben wieder einmal die Statistik gesprengt.

© Lutz Hannemann

Immobilienmarkt in Potsdam-Mittelmark: Halbe Million fürs Häuschen

Die Immobilienpreise rund um Potsdam sind 2015 erneut gestiegen. Eine Trendwende ist auch in diesem Jahr nicht absehbar. Schäppchen gibt es allenfalls in der Peripherie.

Potsdam-Mittelmark - Der Immobilienmarkt rund um Potsdam boomt und eine Trendwende ist nicht absehbar: Im vergangenen Jahr haben bei Haus- und Grundstücksgeschäften in Potsdam-Mittelmark 572 Millionen Euro den Besitzer gewechselt, drei Viertel davon in Potsdamer Umlandgemeinden, wo die Umsätze im Vorjahresvergleich um 17 Prozent gestiegen sind. Ein Hinweis, dass es erneut teurer geworden ist, denn die Zahl der Verträge ist fast unverändert geblieben. Diesseits der A10 ist sie bald so hoch wie in Potsdam, wie aus dem jüngsten Grundstücksmarktbericht des Landkreises hervorgeht.

Ein Ende der Preisspirale sei nicht absehbar, sagte Wilk Mroß, Chef des Gutachterausschusses, am Freitag bei einem Pressegespräch in Teltow. „Ich kann jetzt schon sagen, dass es in diesem Jahr so weitergeht.“ Von den niedrigen Zinsen hätten Immobilienkäufer angesichts derartiger Sprünge wenig. Immerhin: Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf, Nuthetal, Michendorf, Schwielowsee und Werder (Havel) haben durch den regen Zuzug weiter wachsende Einwohnerzahlen zu verzeichnen, während es in der Peripherie des Landkreises eine Minustendenz gibt.

Schnäppchenjäger in der Peripherie

Womöglich werden ja bald auch wieder erschwingliche Wohnsitze „janz weit draußen“ interessanter, denn ein Haus mit Garten rund um Potsdam für unter 300 000 Euro zu bekommen, wird immer schwieriger. In 60 Prozent aller Kaufverträge für bebaute Grundstücke stand im vergangenen Jahr ein höherer Betrag, jedes sechste Haus war sogar teurer als eine halbe Million Euro. „Ich staune selbst manchmal, wenn ich ein Haus für eine halbe Million Euro sehe, das von außen ganz normal aussieht“, sagte Mroß.

Währenddessen sind Häuser in der Peripherie auch für unter 200 000 Euro zu haben, 67 Prozent der Kaufabschlüsse lag unter diesem Betrag. Beelitz, Brück und Kloster Lehnin seien gemessen an den Umsätzen die besseren Lagen, sagte Mroß – während Schnäppchenjäger, die keinen Wert auf Infrastruktur legen, in Ziesar und Wiesenburg glücklich werden könnten.

Wer bei Potsdam neu bauen will, muss neben steigenden Baukosten auch wachsende Grundstückspreise hinnehmen. Potsdam-nahe Baugrundstücke für Quadratmeterpreise von unter 100 Euro sind in Ortslagen fast nicht mehr zu bekommen, während „jwd“ zweistellige Preise im unteren Bereich noch an der Tagesordnung sind.

Gewaltige Unterschiede je nach Lage

Seit 2012 sind die Bodenpreise im mittelmärkischen Speckgürtel Jahr für Jahr um jeweils zehn Prozent gestiegen, wie es schon bei der Vorstellung der Bodenrichtwerte im Februar hieß – wobei die Unterschiede je nach Lage immer noch gewaltig sind. In Schwielowsee beispielsweise wurden voriges Jahr im Schnitt 100 000 Euro für ein Baugrundstück gezahlt, in Kleinmachnow das Vierfache.

Notare sind verpflichtet, dem Gutachterausschuss jeden Kaufvertrag zu melden. Der veröffentlicht jedes Jahr zur Markttransparenz Statistiken: erst die Bodenrichtwerttabelle, dann den Grundstücksmarktbericht. Dort haben sich Kleinmachnow, Teltow, Michendorf und Werder weiter als besonders beliebt etabliert, wobei für Werder bemerkenswerte Trends zu verzeichnen sind: Die Zahl der Kaufverträge war dort mit 524 (bei insgesamt 1792 im Speckgürtel) mit Abstand am größten, wohl vor allem wegen des ungebrochenen Baugeschehens in den Havelauen. Allein 147 Eigentumswohnungen und 151 unbebaute Grundstücke wurden 2015 in Werder gekauft.

Immobilienblase nicht in Sicht

Die Geldflüsse zeigen, dass die Blütenstadt zugleich noch zu den günstigeren Orten gehört: Teltow hat bei deutlich weniger, nämlich 302 Kaufverträgen genauso viele Umsatz wie Werder erzielt: rund 90 Millionen Euro. In Kleinmachnow sind bei nur 172 Verkäufen sogar 110 Millionen Euro überwiesen worden, wobei der Neubau dort mittlerweile eine kleinere Rolle spielt: Zwei Drittel aller Geschäfte wurden mit bebauten Grundstücken gemacht. Werders Preise sind noch am ehesten mit Michendorf vergleichbar, wo bei 258 Kaufabschlüssen 41 Millionen Euro geflossen sind.

Eine Immobilienblase müsse, zumindest was den Landkreis angeht, nicht befürchtet werden, versichert Mroß. „Die Preise, die aufgerufen werden, können auch bezahlt werden.“ Die Banken würden bei der Kreditvergabe durchaus auf Sicherheiten und Eigenkapital achten. Ein Hinweis, dass der Markt funktioniert, sind laut Mroß auch die Rohertragsfaktoren, die erstmals im Grundstücksmarktbericht aufgenommen wurden. Demnach ist der Kaufpreis eines Hauses in Michendorf, Werder oder Nuthetal im Schnitt nach 17 Jahren durch Mieteinnahmen zu decken, in Kleinmachnow und Teltow nach 27 Jahren.

Der Grundstücksmarktbericht ist für 30 Euro in der Geschäftsstelle des Gutachterausschusses bestellbar unter Tel.: (03328) 318 314. Bodenrichtwerte online unter boris-brandenburg.de

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