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Potsdam-Mittelmark: „Gesundheit ist nicht verhandelbar“

Widerstand gegen Autobahnausbau: 200 Teilnehmer bei Lärmschutzforum in Michendorf

Michendorf - Bis zum Jahr 2013 soll die A 10 zwischen den Autobahndreiecken Nuthetal und Potsdam auf acht Streifen verbreitert werden. In Michendorf formiert sich massiver Widerstand dagegen: Rund 200 Bürger waren am Freitagabend bei einem Informationsforum der Initiative „Lärmschutz Jetzt“ im Gemeindezentrum Apfelbaum dabei. „Dass so viele Leute gekommen sind ist ein toller Erfolg und zeigt uns, dass wir richtig liegen“, sagte Initiativen-Sprecher Andree Halpap den PNN. Viele Besucher gaben bereits Widersprüche gegen die derzeit ausliegenden Planungsunterlagen ab, andere kündigten sie an und folgten damit einem Aufruf der Initiative, aktiv zu werden. Die Einwändefrist endet am 18. Februar.

Was von Bauherrenseite gegen den Krach getan werden soll, reicht vielen Michendorfern bei weitem nicht aus. Zwar beteuerte ein Planer der vom Bund beauftragten Deges GmbH, dass bei dem 110-Millionen-Euro-Projekt alle gesetzlichen Grenzwerte eingehalten würden. Doch das konnte die Gemüter am Freitagabend nicht abkühlen. „Es kann nicht sein, dass nur Mindeststandards gelten sollen“, sagte ein Bürger. „Unsere Gesundheit ist nicht verhandelbar, der Maßstab muss das Machbare sein.“

Mitglieder der Lärmschutzinitiative hatten zuvor ausgeführt, was die Michendorfer bei erfolgreichem Abschluss des laufenden Planfeststellungsverfahrens zu erwarten hätten, nämlich deutlich mehr A10-Krach: Von 90 000 Fahrzeugen wird sich der tägliche Verkehr in den nächsten 15 Jahren auf 126 000 erhöhen. Gesundheitsgefährdungen bestünden nicht nur durch das Straßengetöse, die Abgase würden auch das Krebsrisiko erhöhen, so Professor Frank Krüger von der Initiative. „Das ist kein harmloses Thema. Selbst mit den geltenden Grenzwerten nimmt man ganz offiziell zwei zusätzliche Lungenkrebstote pro 2500 Einwohner in Kauf.“ Durchgehende Lärmschutzwände könnten auch die Schadstoffe abhalten. Zudem fordert die Initiative Flüsterasphalt, mit dem sich der Schallpegel fast halbieren ließe, und eine schmalere Trasse, um die Lärmausbreitung zu drosseln.

Andree Halpap kritisierte, dass trotz entsprechender Forderungen aus der Gemeinde weiterhin kein Lärmschutz für Langerwisch, Ferch und das Erholungsgebiet am Lienewitzsee vorgesehen sei. Für die Michendorfer Ortslage komme es besonders schlimm: Da die Autobahnanschlüsse direkt neben der Raststätte liegen, soll die Autobahn auf Rekordbreite wachsen. Satte zwölf Fahrspuren gäbe es im Ortsbereich, zwei Beschleunigungsspuren außerhalb der Lärmschutzwände, zum Teil gleich an den Wohnhäusern. „Je breiter die Autobahn ist, desto mehr breitet sich auch der Lärm aus“, warnte Halpap. Zudem werde die Trasse auch noch verschwenkt und rücke näher an die Siedlungen – in Michendorf-West um 50 Meter. Auf Wildenbrucher Seite soll der Rastplatz auf das Doppelte wachsen, für 340 Parkplätze sollen vier Hektar Wald fallen.

Auch im politischen Raum gibt es Bewegung: Michendorfs Ortsbürgermeister Hartmut Besch hat das Thema auf die Tagesordnung des Hauptausschusses gesetzt. Der linke Landtagsabgeordnete Andreas Bernig kündigte eine Landtagsanfrage an: Er will wissen, wie die Landesregierung die Michendorfer unterstützt. Anfang Februar will die Lärmschutzinitiative ein Bürgerbüro im ehemaligen Dönerhaus eröffnen. Mit Protestplakaten und Briefen will man die Verantwortlichen wachrütteln. Henry Klix

www.laermschutz-jetzt.de

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