zum Hauptinhalt
Trotz Erweiterung zu klein? Die Zille-Schule wurde in den vergangenen Jahren bereits aufgestockt, trotzdem fehlen Elternvertretern zufolge noch mehrere Räume. Einer Untersuchung zufolge könnte der Säulengang am Schulhof zu sechs neuen Klassenräumen umgebaut werden.

© Johanna Bergmann

Stahnsdorf: Förderunterricht auf dem Flur

Elternvertreterinnen beklagen Raumnot an der Grundschule „Heinrich Zille“ und wünschen sich den Ausbau eines Säulengangs. Gemeinde will langfristig auf die Lindenhof-Schule ausweichen.

Stahnsdorf - Fachräume, die als Klassenräume herhalten müssen und Schüler, die in Horträumen unterrichtet werden: Von diesen Zuständen berichtete der Vorstand der Elternvertreterkonferenz der Grundschule „Heinrich Zille“ Ende vergangener Woche in der Gemeindevertretung. Und der Förderunterricht werde zeitweilig sogar auf dem Flur abgehalten, weil zu wenige Räume zur Verfügung stünden. Die Elternvertreterinnen Berit von Hören, Judith Olsen und Heidy Bachmann plädierten gegenüber den Gemeindevertretern dafür, den Säulengang, der das Schul- und das Hortgebäude miteinander verbindet, auszubauen.

Bürgermeister Bernd Albers (Bürger für Bürger), dessen Kinder selbst auf die Grundschule „Heinrich Zille“ gehen, zeigte sich überrascht von den Vorwürfen: „Seit meinem Antritt als Bürgermeister im Jahr 2008 hat die Gemeinde rund acht Millionen Euro in diese Schule investiert, um mehr Patz zu schaffen.“ Damals seien rund 700 Kinder auf die Grundschule „Heinrich Zille“ gegangen, heute seien es noch rund 575 Schüler. Während die Schülerzahlen gesunken seien, sei das Platzangebot gestiegen: Die Gebäude seien durch zusätzliche Stockwerke und einen Anbau deutlich erweitert worden. Außerdem sei vieles modernisiert worden. So erhielt der Schulhof eine neue Bepflasterung und neue Holzelemente. In einigen Klassenräumen wurden spezielle Schallschutzdecken mit LED-Beleuchtung eingebaut. Für den Förderunterricht wurden offene Bereiche neben dem Treppengeländer zu zwei Extra-Räumen ausgebaut. Dort befinden sich jeweils rund zehn Schülerplätze und Material zum Erklären von Lehrinhalten. Dass in den Kunst- und Musikräumen auch anderer Unterricht stattfinde, räumt Albers ein, sieht darin aber kein Problem. In den Horträumen gebe es aktuell nur noch Nachmittagsbetreuung. Hier sei es nur während Bauphasen ausnahmsweise zu Doppelnutzungen gekommen.

Elternvertreterin Berit von Hören stellt klar, dass sie die hohen Investitionen und Albers’ Engagement für die Grundschule „Heinrich Zille“ zwar zu schätzen wisse. „Der Ausbau erfolgte allerdings für eine dreizügige Schule, derzeit ist die Schule mit 23 Klassen vierzügig.“ Der Förderunterricht sei im Normalfall so gedacht, dass Kinder spontan aus der Klasse geholt würden, wenn sie den aktuellen Lernstoff nicht verstehen. Förderpädagogen würden den betreffenden Schülern dann sofort helfen, damit sie den Anschluss nicht verlieren – dafür sind die beiden Förderräume gedacht. Diese seien aber häufig schon belegt, sodass die Nachhilfe dann auf dem Gang erfolgen müsse. „Es gibt mindestens zwei, drei Förderschüler pro Klasse“, sagt von Hören. „Bei einer so großen Schule reichen zwei Förderräume da natürlich nicht aus.“ Auf dem Flur stünden inzwischen Tische und Stühle bereit, sagt von Hören, da die Lehrer an den begrenzten Platz gewöhnt seien. „Für eine gewisse Zeit ist so ein Zustand hinnehmbar, aber er kann keine Dauerlösung sein.“ Eine tragfähige Zukunftslösung sehen die Elternvertreterinnen nur im Ausbau des Säulengangs, durch den sechs weitere Klassenräume entstehen würden. Diese Lösung würde rund 2,3 Millionen Euro kosten, die die Gemeinde allein nicht tragen könne.

Die Gemeinde investiert jedoch aktuell in neue Gebäude für die Lindenhof-Grundschule, die mit 108 Jahren fast doppelt so alt wie die Grundschule „Heinrich Zille“ ist. Derzeit sind in der Lindenhof-Schule zwölf Klassen untergebracht, jeder Jahrgang ist zweizügig. Es sollen auf dem Schulgelände ein neues Hortgebäude und eine neue, größere Turnhalle entstehen. Die Baugenehmigung für das Hortgebäude werde die Gemeinde noch dieses Jahr erhalten, die Baugenehmigung für die Turnhalle werde voraussichtlich 2018 erteilt. „Langfristig sollen beide Stahnsdorfer Grundschulen dreizügig werden“, erklärt Albers. Auf die Lindenhof-Schule sollen also durch den zukünftig erweiterten Platz mehr Schüler gehen, auf die Grundschule „Heinrich Zille“ entsprechend weniger. Bis die Bauarbeiten an der Lindenhof-Schule abgeschlossen sein werden, sei aber eine weitere Grundschulgeneration ins Land gegangen, so die Beschwerde der Elternvertreterinnen. Mit ihrer Einschätzung bekommen die Frauen Rückenwind von der Stahnsdorfer SPD. „Wir werden die Diskussion um den Säulengang definitiv neu aufrollen“, sagt Heiko Spleet, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins. „In den kommenden Jahren werden die Schülerzahlen in Stahnsdorf weiter steigen und da brauchen wir diesen Puffer einfach.“

Als ein Argument gegen den Ausbau des Säulengangs und eine längerfristige Vierzügigkeit der Grundschule „Heinrich Zille“ hatten Gemeindevertreter die örtliche Verkehrssituation angeführt. Würde der Säulengang ausgebaut, müssten auch neue Parkplätze geschaffen werden, so die Logik. Zwischen 7.30 und 8.30 Uhr morgens gebe es schon jetzt kaum ein Durchkommen mehr an den beiden Zufahrtwegen. Es könne darum nur im allgemeinen Interesse sein, das Verkehrsaufkommen rund um die Schule zu verringern.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false