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Weit ab vom Schuss. Das Gelände war zu DDR-Zeiten Sitz der Bezirksdirektion Straßenwesen und diente später als Unterkunft für Erntehelfer. Das Areal ist kaum erschlossen und es gibt weder Versorgungsmöglichkeiten noch Öffentlichen Nahverkehr.

© Henry Klix

Potsdam-Mittelmark: Flüchtlinge kommen nach Töplitz

Kurzfristige Entscheidung sorgt für Irritationen. Bürgerversammlung gefordert

Werder (Havel) - Töplitz wird voraussichtlich am 7. Dezember rund 70 Flüchtlinge unterbringen müssen. Das bestätigte Kreissprecher Uwe Schwinzert auf Anfrage der PNN. „Es handelt sich um das Areal in der Straße Schwarzer Berg 22“, so Schwinzert. Das Gelände befindet sich südlich der Autobahn 10 in Töplitz, in direkter Nachbarschaft des früheren Kinderdorfes.

Die Entscheidung des Landkreises wurde auf der Töplitzer Ortsbeiratssitzung am Dienstagabend bekannt gegeben. „Ich habe die Information von der Bürgermeisterin erhalten und konnte diese Entscheidung auch nur verkünden“, sagt Ortsvorsteher Frank Ringel gegenüber den PNN. „Auf die nachvollziehbaren, zahlreichen Fragen konnte ich nicht antworten.“

Werders Bürgermeisterin Manuela Saß (CDU) bestätigte die kurzfristige Entscheidung des Landkreises. „Ich habe erst am Dienstag davon erfahren, dass dort Flüchtlinge untergebracht werden“, sagt sie. „Ich habe dem Landkreis sofort mitgeteilt, dass unverzüglich eine Bürgerversammlung einberufen werden soll.“ Ein Termin ist noch offen.

Bei dem Gelände handelt es sich laut Ringel um die damalige Bezirksdirektion Straßenwesen (BDS). Später diente es als Unterkunft für Erntehelfer und Bauarbeiter. Im Gegensatz zum benachbarten Kinderdorf, das seit Jahren leer steht und im Besitz des Landkreises ist, gehört das Gelände der Uranus Projektmanagement GmbH aus Berlin. Das bestätigte Geschäftsführer Jan Laursen auf Nachfrage. Ob Laursen das Objekt an den Landkreis zur Unterbringung von Flüchtlingen vermietet, kommentierte der Projektentwickler nicht und verwies auf den Landkreis.

Noch im Oktober hatte die Bauaufsicht des Landkreises geprüft, ob und wie viele jugendliche Flüchtlinge im Töplitzer Kinderdorf untergebracht werden können. „Es hat sich aber gezeigt, dass die Wasser- und Abwasserversorgung dort ein Problem sind“, so der Kreissprecher. Auf dem Nachbargrundstück gebe es dieselben Probleme. „Die sind dort auch nicht an Wasser- und Abwasser angeschlossen“, sagt Ringel.

Der Ortsvorsteher beklagt, dass solche Entscheidungen über die Köpfe der Betroffenen hinweg gefällt werden. „Wir sind in diesem Fall Betroffene und ich kann den Einwohnern nichts sagen, da es Entscheidungen des Landkreises sind.“ Für Ringel stellt sich auch die Frage, ob der Standort die richtige Wahl ist. Das Areal befindet sich südlich von Töplitz, mitten in einem Waldgebiet. Es ist im Norden durch die Autobahn abgeschnitten und im Süden durch das Naturschutzgebiet Wolfsbruch und schließlich den Großen Zernsee begrenzt. Dort gibt es weder Versorgungsmöglichkeiten, noch Anbindungen an den Nahverkehr. „Von dort sind es 2,5 Kilometer bis zum Ortskern“, sagt Ortsvorsteher Ringel.

Der Zustand der Gebäude wird noch überprüft werden, so Saß. „Es ist klar, dass die Baubehörde die Gebäude begutachtet und auch der Brandschutz muss gewährleistet werden.“ Eine Begehung des Geländes soll am Montag stattfinden. Ob eine sofortige Nutzung der Häuser überhaupt möglich ist, sei noch nicht geklärt.

Unklar sei auch, woher die Flüchtlinge stammen. „Wer da kommt, ist unbekannt“, so der Kreissprecher. Auch zur Mietdauer des Areals in Töplitz konnte der Landkreis keine exakten Auskünfte erteilen. „In der Regel werden die Gebäude für vier, maximal viereinhalb Jahre gemietet“, sagt Schwinzert. Derzeit bringt die Verwaltung im Schnitt 112 Flüchtlinge pro Woche unter. Noch gebe es Kapazitäten und man müsse nicht auf Notunterkünfte ausweichen. Neue Plätze sollen etwa in der Fläming-Kaserne in Brück geschaffen werden. Björn Stelley

Björn Stelley

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