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Potsdam-Mittelmark: Eine Schule für alle Kinder

Minister Reiche: Man hätte am DDR-Schulsystem während der Wende eher Inhalte als Struktur reformieren sollen

Minister Reiche: Man hätte am DDR-Schulsystem während der Wende eher Inhalte als Struktur reformieren sollen Von Steffi Kohlemann Kleinmachnow. Eine Schule für alle Kinder! So heißt die Forderung des Landesverbandes der Gemeinnützigen Gesellschaft Gesamtschule (GGG). Im Rahmen der Bildungsoffensive des Landes Brandenburg veranstaltete die GGG am Samstag in der Maxim-Gorki-Gesamtschule in Kleinmachnow, eine Konferenz zu diesem Thema. Ziel müsse es sein, „eine Schule für alle Kinder“ – vom Schuleintritt bis zum Abitur – zu schaffen. Sie müsse eine Schule der Vielfalt sein und die unterschiedlichen Fähigkeiten, Fertigkeiten, Interessen und Neigungen der Kinder und Jugendlichen berücksichtigen. Die Notwendigkeit einer solchen Veränderung bestätigte auch Bildungsminister Steffen Reiche (SPD) als Veranstaltungsgast. Als Anfang der neunziger Jahre im Rahmen der Schulreform in den ostdeutschen Ländern die damalige Polytechnische Oberschule durch einzelne differenzierende Schulformen ersetzt wurde, habe er versucht, dies zu verhindern, sagte Reiche. „Nach der Westmark kam auch das West-Schulsystem, man hätte eher Inhalte reformieren sollen und nicht die Struktur“, bedauerte der Minister die derzeitge Situation. Eine kritische Auseinandersetzung mit Inhalten, Strukturen und internationaler Wettbewerbsfähigkeit sowohl zum abzuwickelnden DDR-System wie auch zu einzuführenden westdeutschen Modellen fand nicht statt, heißt es dazu auch in einem Positionspapier der GGG. Die heutigen Schulformen beschreibt die GGG als „ein in Europa einmalig zergliedertes, für alle unübersichtliches Schulsystem“. Die frühkindliche Förderung wäre unzureichend, verbindliche Vorschulerziehung würde fehlen. Stattdessen gebe es vier- oder sechsjährige Grundschulen, eine Trennung von Schule und Hort, mehrgliedrige Sekundarstufen wie Gesamt-, Haupt-, Real-, Mittel-, Regel- und Sekundarschulen sowie Gymnasien. Das sei ein unübersichtlicher Dschungel in der hiesigen Schullandschaft, so die GGG. Auch der demographische Wandel und die rückläufigen Zahlen in vielen Regionen wie auch die berechtigte Kritik am deutschen Bildungswesen ließen fragen: Weiter so oder Wie weiter? In der deutschen Bildungstradition und den Köpfen vieler Eltern und Lehrer sei gegenwärtig, dass besondere Begabungen nur in einem gegliederten System gefördert würden. Ein Irrtum, den man bekämpfen müsse, so Christine Feuerstake, Schulleiterin der Maxim-Gorki-Schule und Landesvize der GGG. Die Förderung von Lernenden und Lehrenden stünde im Mittelpunkt einer modernen „Einheitsschule“, die Unterrichtsbedingungen würden eine individuelle Förderung von der Kita bis zum Schulabschluss garantierten. Eine Schule für alle Kinder bedeute, dass nach Ende der allgemeinen Schulpflicht die Aufnahme einer Berufsausbildung oder der Besuch einer weiterführenden Schule gleichermaßen möglich sei. Es wäre eine Ganztagsschule mit wohnortnahem Leben und Lernen in einer festen sozialen Gemeinschaft. Die Forderung, Standorte mit unterschiedlichen Schulformen zu Gesamtschulen zusammenzufassen und die Bildung einer einheitlichen Schulorganisationsform für Grundschulen und weiterführende Schulen stieß auf große Resonanz der Konferenz-Teilnehmer. Insgesamt waren 63 Vertreter von Schulen sowie Eltern zu dem Treffen gekommen. „Viel zu wenig“, bedauerte Peter Fuchs, GGG-Landeschef und Schulleiter der Gesamtschule Willhelmshorst, die geringe Besucherzahl. Die erarbeiteten Standpunkte und Vorbereitungen eines Maßnahmeplanes zu deren Umsetzung werden an Schulen und das Bildungsministerium weitergegeben.

Steffi Kohlemann

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