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Die Fliesen fehlen. Das neue Kleinmachnower Gemeindehaus soll zu Ostern bezogen werden. Die Arbeiten haben sich leicht verzögert, da die zunächst ausgesuchten Fliesen nicht mehr lieferbar waren. Noch fehlt auch die Möblierung des Raumes, in dem bis zu 400 Menschen Platz haben sollen.

© Andreas Klaer

Kleinmachnow: Ein Stuhl für einen Papphocker

Kleinmachnows Auferstehungskirche sucht Spender für einen Neubau. Es ist das Letzte Weihnachten im Jägerstieg.

Kleinmachnow - Für die evangelische Auferstehungskirche Kleinmachnow heißt es allmählich Abschied nehmen. Mit dem Weihnachtsfest stehen die letzten Festgottesdienste in den Kirchenräumen des Gemeindezentrums im Kleinmachnower Jägerstieg bevor. Ostern soll der Saal entwidmet und die neu gebaute Kirche im Alten Dorf am Zehlendorfer Damm 211 eingeweiht werden. Die ersten Stühle dafür stehen schon bereit – neben einer Vielzahl von Papphockern. Damit auch diese noch gegen bequeme Sitzmöbel getauscht werden können, werden Spender gesucht.

„Oft wurde der Wunsch an uns herangetragen, den neuen Kirchsaal konkret zu unterstützen“, erklärt die Vorsitzende des Gemeindekirchenrates, Cornelia Behm. Seit zwei Wochen können sich Kleinmachnower und Interessierte nun mit einer Stuhlspende zweckgebunden an der Finanzierung des neuen Gemeindezentrums beteiligen. Für ihre Aktion hatte sich die Kirche 200 Papphocker besorgt, die im Frühsommer beim Kirchentag in Berlin in den Messehallen als zusätzliche Sitzgelegenheiten benötigt worden waren. Diese sollen nun zunächst provisorisch im neuen Kirchsaal in Kleinmachnow aufgestellt und sukzessive durch echte Stühle ersetzt werden, erklärt Pfarrerin Elke Rosenthal, die die Idee zu der Aktion hatte. 100 Euro kosten die angedachten Stühle. Um die 30 konnten schon gekauft werden. Anhand einer Grafik informiert die Kirche auf ihrer Webseite über den aktuellen Stand.

Ostersonntag, wenn der neue Kirchsaal eingeweiht wird, dürfen die Kleinmachnower dann zum ersten Mal auf den neuen Stühlen Platz nehmen. Auf einen individuellen Sitz mit Namensgravur hat die Kirche aber bewusst verzichtet. „Es soll eine Spende für die Gemeinschaft sein“, erklärt Rosenthal. Was später mit den Papphockern passiert, sei noch offen. Zunächst werde die Kirche sie behalten. Denn neben den 200 Stühlen für den großen Saal werden weitere für die drei Nebenräume gebraucht, die durch Trennwände mit dem Saal verbunden sind und durch die sich der Raum beliebig erweitern lasse. Insgesamt bietet das neue Gemeindezentrum 400 Sitzplätze und damit deutlich mehr als der alte. Insbesondere die Raumnöte hatten die Kirche zu dem Neubau im Alten Dorf veranlasst. „Gerade Weihnachten gab es immer ein großes Gedränge“, sagt Cornelia Behm. Für die Gottesdienste sei ein begrenztes Kontingent an Karten ausgegeben worden, das schnell vergriffen war. „In Zukunft wird das etwas entspannter“, glaubt Behm. Es sei zwar auch ein Abschied mit Wehmut, aber „die Freude über das Neue überwiegt“, erklärte sie.

Der Kirchbau im Alten Dorf steht kurz vor der Vollendung. Im Erdgeschoss müssen noch einige Fliesen verlegt werden. Eine kleine Panne hatte den Bau um etwa vier Wochen verzögert, erzählt Behm. Die zunächst ausgesuchten Fliesen waren nicht mehr lieferbar. „Mitten im Lauf mussten wir die Pferde wechseln“, so die Ratsvorsitzende. Jetzt sei die Kirche aber gut im Plan. Auch der Kostenrahmen konnte eingehalten werden, sagt sie. Rund 3,5 Millionen Euro hat die Kirche in den Neubau investiert. Neben Zuwendungen von der Landeskirche, des Landkreises, der Gemeinde und vieler privater Spender wurde ein Teil des Geldes durch Immobilienverkäufe beschafft. Für rund 800 000 Euro hat die Kirche das Gemeindezentrum im Jägerstieg an die Gemeinde Kleinmachnow verkauft, die es künftig als Heimatmuseum, Vereins- und Veranstaltungsort nutzen will (PNN berichteten).

Auch die Alte Schule in unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Gemeindesaal auf dem Gutshofsareal sollte ehemals zur Finanzierung des Neubaus beitragen. Sie konnte inzwischen aber durch die eigens gegründete Stiftung Kirche und Kultur im Alten Dorf gesichert werden. Rund 250 000 Euro seien in den vergangenen anderthalb Jahren eingeworben worden, sagte Vorstandsmitglied Bodo Bohn. Inzwischen hat sich die Alte Schule in unmittelbarer Nachbarschaft zum neuen Gemeindezentrum und der alten Dorfkirche als fester Veranstaltungsort in der Gemeinde etabliert. Die Schuppen wurden baulich gesichert, der Garten hergerichtet. Schon im kommenden Jahr stünden weitere Verschönerungen an. „Kraft und Ideen haben wir, müssen aber immer unsere finanzielle Leistungsfähigkeit berücksichtigen“, erklärte Bohn.

Im Gemeindezentrum im Jägerstieg soll es am Karfreitag den letzten Gottesdienst geben. Damit soll der Ort noch einmal gewürdigt und verabschiedet werden, so Pfarrerin Elke Rosenthal. In einer Art Prozession werde die Kirchengemeinde mit Gesangsbüchern und Kerzen zum neuen Kirchsaal im Alten Dorf ziehen und das Interieur eigenhändig dorthin tragen, sagt sie.

Bis dahin soll unter dem Spitzdach des neuen Gemeindesaals auch das textile Kunstwerk installiert werden, das die Kleinmachnower in den vergangenen Monaten gemeinschaftlich entwickelt haben. Wie berichtet hatte die Kirche im April 2016 dazu aufgerufen, Stoffe zu spenden, mit denen die Kleinmachnower eine besondere Geschichte verbinden. „Ein unglaubliches Spektrum an Zeitgeschichte“ sei so zusammengekommen, sagt Elke Rosenthal. Monat für Monat wurden Stoffe und Geschichten auf der Webseite der Kirche präsentiert, zurzeit werden die gespendeten Stücke in einer Nähgruppe unter Anleitung der Kleinmachnower Künstlerin Anke Mühlig zu drei farblich unterschiedlichen Stoffbahnen zusammengebracht. Als Himmel und Erde verbindende Elemente sollen sie zwischen den Holzbalken im Giebel des neuen Kirchsaales angebracht werden. Die Geschichten der Kleinmachnower sollen später noch dokumentiert und besonders aufbereitet werden, so Rosenthal. Aber das sei schon wieder ein neues Projekt.

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