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Von Thomas Lähns: Der ADAC der Truppe

Beelitzer Logistikbataillon 172 geht mit 384 Soldaten wieder geschlossen in den Einsatz nach Afghanistan

Beelitz - Es wird wieder ein Abschied auf Zeit – doch dass alle unbeschadet zurückkommen, ist längst nicht mehr sicher. „Die Lage in Afghanistan hat sich verschlechtert, da sieht man den kommenden Monaten mit Respekt entgegen“, sagt Oberleutnant Kai Domack. Der 30-jährige Offizier aus Potsdam gehört zum Logistikbataillon 172, das demnächst wieder in den Einsatz nach Masr-i-Sharif geht. Gestern wurden die 384 Soldaten – 13 von ihnen Frauen – offiziell in der Kaserne „Hans Joachim von Zieten“ verabschiedet.

Für die Beelitzer Kameraden, die wieder geschlossen nach Afghanistan abrücken, werden die rund vier Monate alles andere als einfach. In erster Linie ist das Logistikbataillon zwar für die Versorgung der internationalen Truppen im Norden des Landes mit Ausrüstung, Ersatzteilen und Lebensmitteln zuständig. Doch wenn ein Fahrzeug der Bundeswehr oder der verbündeten Truppen liegenbleibt, müssen die Beelitzer Logistiker Pannenhilfe leisten – und das auch unter Beschuss. Die dafür zuständige Kompanie werde augenzwinkernd „ADAC“ genannt, berichtet Kai Domack. Erst Ende Mai war eine deutsche Patrouille nördlich der Stadt Kunduz in eine Sprengfalle gefahren. Das Fahrzeug konnte geborgen werden, ein Soldat wurde leicht verletzt.

„Unsere Soldaten stehen dort im Kampf und müssen gegen einen Feind bestehen, der alle rechtlichen und moralischen Schranken negiert“, verdeutlichte auch der Kommandeur des Logistikregiments 17, Oberst Karl Helmut Geyer, den Ernst der Lage. Umso wichtiger sei die moralische Stabilität unter den deutschen Soldaten. Dafür brauche man aber den Rückhalt im eigenen Land. „Den fordern wir von der Politik genauso wie von der Öffentlichkeit in unserer Heimat“, sagte Geyer. Immerhin: In Beelitz herrsche eine enge Verbindung zur Bundeswehr und die Garnisonstadt an der Nieplitz sei tatsächlich eine Heimat für die hier stationierten Soldaten. Bürgermeister Bernhard Knuth überreichte dann auch ein Ortsschild, das mit auf die Reise gehen soll. „Es ist Ausdruck der Verbundenheit und ein Stück Heimat, das ihnen Halt geben soll“, sagte er.

Rund die Hälfte der Soldaten geht zum zweiten Mal im Rahmen des ISAF-Kontingentes nach Afghanistan. Erst im Juni des vergangenen Jahres waren sie von einem viermonatigen Einsatz zurückgekehrt – unter ihnen Oberleutnant Domack. „Es fühlt sich wie ein einziger Einsatz über anderthalb Jahre an“, sagt er. Die Zeit habe kaum gereicht, um auszuspannen oder mal an etwas anderes zu denken. Denn immer wieder gab es Lehrgänge und Schulungen, zum Beispiel was die Wartung neuer Fahrzeugtypen angeht. Aber auch Gefechtsausbildung stand immer auf dem Dienstplan, um die Leute im Training zu halten.

Die Beelitzer Soldaten haben sich trotz aller Widrigkeiten freiwillig für den Einsatz gemeldet. Kai Domack erklärt, warum: „Wir sind eine starke Gemeinschaft, niemand will den anderen im Stich lassen.“ Und die Erfahrungen aus dem jüngsten Einsatz seien ein immenser Vorteil für die kommenden Monate. Was erwartet er, wenn er wieder nach Masr-i-Sharif kommt? „Auf jeden Fall mehr Arbeit, weil mittlerweile mehr Soldaten dort im Einsatz sind“, so Domack. Er ist überzeugt, dass der Bundeswehreinsatz das Land langfristig stabilisieren kann. „Ich habe gesehen, was wir auf den Balkan erreicht haben“, sagt er. Und dort war Domack auch schon zweimal.

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