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Potsdam-Mittelmark: Das Kreuz mit dem Kreuz

Ein Schenkenhorster Ortsbeiratsmitglied hat versehentlich das Mandat abgelehnt. Jetzt drohen Neuwahlen

Stahnsdorf - Es hätte eigentlich nichts schiefgehen können, sagt Jörg Behnke. Die Wahl hatte der Schenkenhorster CDU-Politiker gewonnen. Seinem Amtsantritt im Ortsbeirat stand nichts mehr im Wege – außer einem Kreuz auf einem Antwortschreiben an Stahnsdorfs Wahlleiter. Doch das Kreuz verrutschte. Statt angenommen war das Mandat abgelehnt.

Wegen dieser Lappalie droht dem Stahnsdorfer Ortsteil Schenkenhorst womöglich eine Neuwahl des Ortsbeirates. Das sagte Wahlleiter Steffen Weickert am Montagabend in der Sitzung des Wahlausschusses. Als einziger Kandidat der CDU hat Jörg Behnke auf sein Mandat für den Ortsbeirat verzichtet – aus Versehen. Weil es für Behnke keine Nachrücker auf der CDU-Liste gibt, bleibt der Sitz damit leer. Das macht in Schenkenhorst nun alles kompliziert.

Der Ortsbeirat schrumpft jetzt von drei auf zwei Stimmberechtigte – steigt ein weiterer Mandatsträger aus, ist der Beirat nicht mehr beschlussfähig und muss aufgelöst werden, erklärte Wahlleiter Weickert. Tatsächlich hat mit Karin Steingräber (Wir Vier) bereits eine zweite Mandatsträgerin ihren Verzicht erklärt – wissentlich, wie sie gegenüber den PNN versicherte. Bleibt Sven Püstow (Wir Vier).

Anders als bei der CDU hat die kleine Wählergruppe Wir Vier immerhin drei Nachrücker parat. Die sollen nun in dieser Woche vom Wahlleiter nach und nach abgefragt werden. Sagt einer zu, ist das Problem vorerst vom Tisch. Allerdings kann in vier Jahren der Legislatur viel passieren, warnt Wahlleiter Weickert. Jederzeit wäre eine Neuwahl möglich.

„Es war reine Trotteligkeit“, sagt Jörg Behnke über das falsch gesetzte Kreuz. Noch heute kann sich der 52-Jährige über seinen Fauxpas ärgern. „Ich bin stinksauer, aber ich kann nichts machen“, so Behnke. Angekreuzt ist angekreuzt. In aller Hektik hatte er das Schreiben des Wahlleiters ausgefüllt, zwischendurch habe das Telefon geklingelt. So muss der Stift in die falsche Zeile gerutscht sein.

Behnke hat sogar eine Kopie des Schreibens angefertigt. Ohne den Fehler zu merken, sendete der ordnungsbewusste Politiker das Original an den Wahlleiter und heftete die Kopie ab. Er verstaute sie in einem Ordner und den in ein Regal im Keller seines Hauses. Alles war gut für den Moment – bis Behnke bemerkte, dass irgendetwas schief gelaufen sein muss.

„Ich war die ganze Zeit der festen Überzeugung, alles richtiggemacht zu haben“, sagt Behnke. Stutzig wurde er erst, als er keine Einladung zur konstituierenden Sitzung des Ortsbeirates bekam. „Ich bin in den Keller gerannt und habe die Kopie gesucht“, erzählt Behnke. Schwarz auf weiß hatte er da den Beweis: „Es ist einfach eine Dummheit.“

Viel Zeit hatte der CDU-Politiker zuvor in den Wahlkampf gesteckt. „Ich wollte etwas verändern in meinem Dörfchen“, sagt Behnke. Nun ist er zum Zuschauen verdammt. Alles Bitten und Betteln beim Wahlleiter habe nichts genutzt, das Mandat ist weg. „Wir haben alles geprüft“, so Behnke. Rechtliche Schritte schließt er aus. Er wäre wohl der erste Brandenburger, der sein Mandat aus Versehen abgelehnt hat und nun versucht, wieder alles gerade zu biegen.

Besonders ärgerlich: Behnke hätte sich die Sache mit dem Kreuz auch einfach sparen können, erklärt Wahlleiter Weickert. Nach dem Motto „Keine Antwort ist auch eine Antwort“ wäre ihm das Mandat automatisch zugeschrieben worden.

Tobias Reichelt

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