zum Hauptinhalt

Potsdam-Mittelmark: „Dafür sollten Köpfe rollen“

In der vom Fluglärm überraschten Region Teltow hat sich viel Wut angestaut

Region Teltow - Die Reaktionen reichen von ungläubigem Kopfschütteln bis hin zu purer Erleichterung. Der Großflughafen in Schönefeld wird nicht wie geplant im Oktober eröffnet. Frühestens im Jahr 2014 sollen die Flugzeuge über Teltow, Kleinmachnow und Stahnsdorf düsen. In der vom künftigen Fluglärm überraschten Region hat sich einiges an Ärger angestaut. Viele machten dem bei einer Straßenumfrage der PNN Luft.

So Marcel Below. Der einstige Berliner ist vor sechs Jahren nach Teltow gezogen. Ins Grüne. „Meine Frau hat sich genau erkundigt, wo die Flugzeuge fliegen sollen, damals war von Teltow noch keine Rede.“ Doch nach dem Umzug kam alles anders, die Jets sollten plötzlich auch entlang der Stadt fliegen. „Das war ziemlich frustrierend.“ Below glaubt deshalb schon lange nicht mehr an die Verlässlichkeit von Politik. Die erneute Verschiebung der Verschiebung der Verschiebung setze dem Ärger nun noch die Krone auf. „Das Schlimmste ist, dass dafür niemand zur Verantwortung gezogen wird.“

Der Geduldsfaden in Sachen Flughafen ist auch bei Josephine Meier aus Teltow am Ende. „Ich kann das nicht mehr hören“, sagt sie und winkt ab. Die Probleme in Schönefeld gehörten so schnell wie möglich gelöst. „Die Politiker sollen nicht immer nur Termine sagen, die sollen sich endlich einen Plan machen!“

Kopfschüttelnd unterbricht auch Patricia Röhr ihren Weg zum S-Bahnhof in Teltow. Sie sei enttäuscht, dass der Flughafen zur Pleite geworden ist. Zu lange schon müsse man auf die Eröffnung warten. „Der Lärm stört mich nicht“, sagt sie. Geldverschwendung und Missmanagement hingegen schon. „Dafür sollten Köpfe rollen.“

Bei dem Stahnsdorfer Denny Wischnewski ist die Freude über mehr Ruhe im Garten längst der Wut gewichen. „Dort wird so viel Geld verbrannt, so viel kann man gar nicht arbeiten gehen.“ Es sei erschreckend, was sich die Politik leiste. „Der Flughafen muss laufen, damit er Geld einbringt“, sagt Wischnewski. Nur nachts sollten die Jets nicht fliegen, wünscht er sich.

Auf mehr Ruhe freut sich jetzt auch Willy Schediwy. „Ich bin erleichtert, dass es länger dauert“, sagt der Kleinmachnower. Warum der Flughafen überhaupt in Schönefeld gebaut wurde, war ihm schon immer ein Rätsel. Dass er nun nicht fertig werde, sei ein Zeichen, dass er dort nie hätte gebaut werden sollen.

Schediwy ist in Kleinmachnow nicht der Einzige, der aufatmete. Auch Monika Dahlke ist froh, dass die Jets noch nicht fliegen. „Wir haben Angst vor dem Lärm.“ Die dauernden Probleme am Großflughafen sieht sie mit Skepsis. „Es sind Steuergelder, die da draufgehen.“

Thomas Billhardt regt die Politik deshalb zum Umdenken an. Sperenberg sei ein besserer Flughafenstandort als Schönefeld, sagt der Kleinmachnower. „Wir haben die schnellsten Eisenbahnen der Welt gebaut, aber einen Flughafen am Stadtrand.“

Auch Gundula Daun, Inhaberin der Naturboutique am Rathausmarkt, ist sauer. „Die Politiker können machen was sie wollen, das kann ich in meiner Selbstständigkeit nicht.“ Womöglich komme der Flughafen aber ja nun bald gar nicht mehr.

Auf eine ertragbare Lösung setzt auch Augustine Müller aus Kleinmachnow: „Ich freue mich, dass es nicht so schnell geht“, sagt sie. Denn dann bleibe es länger ruhig – und ehe der Flughafen tatsächlich eröffnet werde, „bin ich vielleicht schon so alt und schwerhörig, dass ich den Lärm nicht mehr höre.“ Tobias Reichelt

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false