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Ausbildungsmesse Teltow hat über 5000 Besucher: Bewerber werden kritischer

Teltow - Eine Zwei in Deutsch und Mathe müsste es schon sein, zählt Claudia Necodemus die Anforderungen für die Bewerber einer Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten auf und ergänzt: „Ein bisschen Lächeln sollte man auch können.“ Sie ist selbst noch in der Ausbildung und gehörte auf der 9.

Teltow - Eine Zwei in Deutsch und Mathe müsste es schon sein, zählt Claudia Necodemus die Anforderungen für die Bewerber einer Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten auf und ergänzt: „Ein bisschen Lächeln sollte man auch können.“ Sie ist selbst noch in der Ausbildung und gehörte auf der 9. Ausbildungsmesse in Teltow zu den Azubis, die den jungen Besuchern Einblicke in zahlreiche Berufsbilder vermittelten. Mehr als 5000 Messebesucher fanden am Samstag den Weg in das Oberstufenzentrum, in dem sich rund 100 Firmen und Einrichtungen vorstellten.

Mit Claudia Necodemus kamen junge Besucher schnell ins Gespräch und erfuhren, dass ihre duale Ausbildung in der Stahnsdorfer Gemeindeverwaltung alles andere als staubtrockene Aktenverwaltung ist. Vor allem im Außendienst des Ordnungsamtes gebe es viele Kontakte mit Bürgern. „Da wird nach Lösungen gesucht und in stressigen Situationen ist ein freundliches Lächeln oft hilfreich“, berichtete die junge Frau von ihrer dreijährigen Ausbildung. Drei Jahre Lehrzeit sind auch im Handwerk mittlerweile Standard.

So sind für die Ausbildung zum Stuckateur etwa Geschick, technisches Verständnis und Kreativität gefragt. Neben den klassischen Arbeiten wie Verputzen und Trockenbau nehmen Arbeiten im Bereich der Denkmalpflege stetig zu, erzählte Stuckateurmeister Ingo Reischuck aus Großbeeren (Teltow-Fläming). „Rund 40 Prozent sind Restaurierungsarbeiten, zu denen neben Formenbau und Modelagen auch das Freilegen von Farbschichten gehört.“ Zu den Aufträgen seiner Firma gehören zudem Spezialanfertigungen wie Wappen. Zwei Lehrstellen bietet er mit Beginn im August an. Die Bewerber sollten schwindelfrei sein, sich nicht von schlechtem Wetter abschrecken lassen sowie mathematisches und räumliches Verständnis mitbringen, so Reischuck.

Nicht nur die Anforderungsprofile vieler Berufe sind anspruchsvoller geworden, auch die Bewerber sind kritischer als früher. Viele wollen sich in Praktika ausprobieren und waren enttäuscht, wenn sie am Messestand kaum etwas über deren Inhalte erfuhren. Statt Schulterzucken müssen einige Firmen wohl noch lernen, künftig flexibler zu reagieren und konkrete Angebote zu unterbreiten, die über Hilfsarbeiten und die üblichen Schülerpraktika hinausgehen.

Als Vermittler zwischen Wirtschaft und Schule sieht sich hier das Industriemuseum in Teltow, das für Schüler neben Berufspraxistagen auch Fachexkursionen zu Forschungsinstituten anbietet. Manchmal würden noch die Vorstellungen der Eltern die Berufswahl beeinflussen, weiß Norbert Gölitzer vom Verein des Museums. „Da wird der Kaufmann bevorzugt, obwohl die Ausbildung zum Industriemechaniker viel interessanter ist“, so Gölitzer.

Als Selbsterfahrung setzen viele Schüler daher auf ein Austauschschuljahr, möglichst weit weg von zu Hause. Amerika und Australien waren auch am Stand des AIFS, des Amerikanischen Institutes für ausländische Studien, die meistgenannten Aufenthaltsländer für Erfahrungen im Ausland. Pauline Linke hat ihr Jahr an einer amerikanischen Highschool nie bereut. „Die Sprache lernt man im Alltag nebenbei und wird selbstbewusster, weil man auch lernt, sich in fremder Umgebung zurechtzufinden“, sagt sie. Auch Eva Di Tomo bestätigt: „Du wächst mit jeder Erfahrung, kommst in Stresssituationen besser klar.“ Beide Messebesucher sind sich einig, dass ihr Auslandsjahr keine verlorene Zeit war, sondern eine wunderbare Erfahrung, auch für den späteren Job. 

Kirsten Graulich

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