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Emilio Vanderpool aus Berlin absolviert im zweiten Lehrjahr eine Ausbildung zum Hotelfachmann im Pentahotel in Teltow.

© A. Klaer

Ausbildungsmesse in Teltow: Begehrt, umworben, dringend gesucht

Ausstellerrekord auf Teltower Ausbildungsmesse. Zahl der Ausbildungsverträge steigt.

Von Eva Schmid

Teltow - „Wir arbeiten in Jeans, Sneakers und Diesel-Shirts, umgeben von coolem Design und relaxten Beats. Deine Karrieremöglichkeiten sind global: Wo soll es hingehen? China, Schottland oder Prag?“ – So klingt es, wenn Unternehmen Auszubildende suchen. Das Pentahotel in Teltow gibt sich lässig, die angebotenen Ausbildungen als Koch und als Hotelfachmann/-frau sind es jedoch weniger. Hier muss man stressresistent sein, immer ein Lächeln für die Gäste haben und mit Arbeitszeiten am Wochenende oder in der Nacht rechnen. Das Pentahotel hofft dennoch, motivierte Azubis aus der Region zu finden. Am kommenden Samstag nimmt der Ableger der internationalen Hotelkette zum ersten Mal auf der regionalen Ausbildungsmesse in Teltow teil.

Einen Stand als Aussteller auf der Messe zu bekommen, war dieses Jahr nicht einfach: Drei Monate vor dem Start waren bereits alle Plätze vergeben. 20 Betriebe mussten laut Teltows Bürgermeister Thomas Schmidt (SPD) auf die Warteliste, sie sind wahrscheinlich erst 2017 dabei. Insgesamt 107 Unternehmen, Institutionen und Vereine präsentieren sich dieses Jahr auf zwei Etagen. Ein Ausstellerrekord – wie bereits in den Jahren zuvor –, der zeigt wie sehr die Betriebe mittlerweile um Schulabgänger buhlen. Und die nunmehr neunte Ausbildungsmesse hat nicht nur bei den Arbeitgebern einen guten Ruf. Vergangenes Jahr wurden laut der Teltower Stadtverwaltung rund 4500 Besucher gezählt.

Doch trotz der vielen interessierten Messebesucher, stehen nach wie vor etliche Betriebe in der Region ohne Nachwuchs da. So waren in Potsdam-Mittelmark zum Ausbildungsjahr 2014 rund 850 Jugendliche bei der Potsdamer Arbeitsagentur registriert, dem gegenüber standen fast 960 offene Stellen. Zum Ende des einjährigen Berichtsjahres der Arbeitsagentur im Oktober 2015 waren noch 50 Jugendliche ohne Ausbildungsplatz und 175 Stellen blieben unbesetzt. Laut der Potsdamer Arbeitsagentur sind die Zahlen zumindest in den letzten Jahren stabil geblieben. Der Abwärtstrend – immer mehr offene Lehrstellen und immer weniger Auszubildende – stagniere.

Positivere Zahlen liefert die Industrie- und Handelskammer (IHK) für das Potsdamer Umland. Sie bieten Schulabgängern ein anderes Angebot an Ausbildungen als die Arbeitsagentur. Die Kammer registrierte demnach, dass in den vergangenen Jahren die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge stetig stieg. So wurden im vergangenen Jahr in Potsdam-Mittelmark 346 Verträge unterzeichnet, ein Jahr zuvor waren es noch rund 30 weniger. Eine Steigerung von rund neun Prozent, so der IHK-Geschäftsbereichsleiter für Bildung, Wolfgang Spieß.

Auch wenn die Zahlen wieder steigen, die Unternehmen müssen weiterhin kräftig für sich werben. „Bezahlung nach Tarif, weg von der klassischen Hotellerie und Jugendlichen zeigen, dass es bei uns das Gleiche gibt wie in Berlin Mitte“, sagt der Pentahotels Personalleiter Stephan Seelig. Man müsse die Jugendlichen überzeugen.

Auch mit der guten Erreichbarkeit will der Betrieb werben: „Bei uns können Auszubildende aus der Region mit dem Rad zur Arbeit fahren und die Berufsschule befindet sich direkt gegenüber“, sagt Personalleiter Seelig. Für das kommende Lehrjahr suchen sie drei Auszubildende, allerdings hätten sich bisher nur vereinzelt Schulabgänger beworben.

Diese Nachwuchssorgen kennen auch die anderen Aussteller. Neben dem Pentahotel sind in diesem Jahr auch renommierte Institutionen wie die Berliner Charité oder Behörden wie das Potsdamer Hauptzollamt dabei. Auch das Bundesamt für Familie sowie die Lehr- und Versuchsanstalt für Tierzucht in Groß Kreutz gehören zu den Neuen auf der Messe. Die einen suchen Altenpfleger, die anderen Tierwirte für die Schweinehaltung. Es muss aber nicht immer eine Ausbildung sein, die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg wirbt in Teltow beispielsweise für ihre 70 Studiengänge.

Der diesjährige Schirmherr der Ausbildungsmesse ist der Schauspieler und Comedian Michael Kessler. Bekannt ist er unter anderem für seine Reisereportage „Kesslers Expedition“ im Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). Seine Botschaft an die künftigen Auszubildenden: Mut haben, um sich auszuprobieren (siehe Kasten). Das Ziel der Stadt Teltow, die zusammen mit den Nachbarkommunen, dem Landkreis Potsdam-Mittelmark und Sponsoren aus der Wirtschaft, die Messe organisiert, ist eine breite Vielfalt an Lehrberufen zu bieten. Jugendliche aus der Region sollen auch in der Region die passende Ausbildung finden. Und so wird man am kommenden Samstag in Teltow auch auf recht exotische Berufe wie Tierwirt, Diätassistent oder Binnenschiffer stoßen.

Die Anbieter dieser Ausbildungen werden wohl nicht mit großen Menschentrauben, wie sie vor den Ständen der Polizei oder der Bundeswehr zu finden sind, rechnen. Dass gar keiner bei ihnen stehenbleibt, ist aber auch nicht zu befürchten: Womöglich sind sie auch gerade deshalb auf der Messe, weil im Jahr zuvor jemand ihr Angebot vermisste.

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