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Potsdam-Mittelmark: B1 in Geltow ist zu glatt

Messungen an Unfallkurve ergaben: Die Griffigkeit ist „jenseits von gut und böse“

Messungen an Unfallkurve ergaben: Die Griffigkeit ist „jenseits von gut und böse“ Schwielowsee · Geltow - Der Straßenbelag der B1 in Geltow ist zu glatt. Das haben Messungen an der unfallträchtigen 90-Grad-Kurve am Ortsausgang nach Potsdam ergeben. Mit einem Gummipendel wurde der Reibungswiderstand der Straßenoberfläche gemessen. Das Ergebnis beschrieb Schwielowsees Ordnungsamtsleiter Markus Zeeb auf der Verkehrsausschusssitzung am Montagabend: „Die Griffigkeit ist jenseits von gut und böse.“ Dies treffe auf den gesamten Belag der Geltower Ortsdurchfahrt zu, die erst 1998 neu ausgebaut worden sei. Axel Schmohl vom Landesbetrieb Straßenwesen bestätigte gestern, dass das Problem besonders bei Feuchtigkeit spürbar werde. „Die Kurve am Ortsausgang nach Potsdam lässt sich dann mit einer nassen Kopfsteinpflasterstraße vergleichen.“ Damit könnten Autofahrer nicht rechnen – einer der Gründe für die häufigen Karambolagen in dem Bereich. Ursache laut Schmohl: Die Mineralgesteine, die bei der Straßensanierung zur Aufhellung des Bitumens beigemengt wurden, seien nicht „polierresistent“. „Die Straße wurde durch die Nutzung praktisch glatt gerieben“, so Schmohl. Der Fall sei in der Region beispiellos. Gewährleistungsansprüche an das zuständige Bauunternehmen würden allerdings nicht bestehen. „Die sind verjährt. Außerdem gibt es erst seit einem Jahr gesetzliche Regelungen zur Griffigkeit, die auch vertraglich mit den Firmen verankert werden können.“ So geht Schmohl davon aus, dass auch Unfallopfer keine nachträglichen juristischen Ansprüche geltend machen können. Das Kurven-Problem beschäftigt die Gemeinde Schwielowsee schon seit Jahren. Nur langsam habe die Unfallkommission des Landkreises darauf reagiert, beklagt Ordnungsamtsleiter Zeeb. Anfangs wollte man nicht einmal einräumen, dass der „Potsdamer Winkel“ ein Unfallschwerpunkt sei. Nach Analyse der Zahlen wurden dann Schilder und Reflektoren angebracht, um den Kurvenverlauf zu verdeutlichen. Zudem gibt es inzwischen eine Tempo-30-Beschränkung bei Nässe. Durch die Gemeinde wurde die Kurve sogar abgepollert, um Gartenzäune und Häuserwände vor „Abweichlern“ zu schützen. Alles mit eingeschränktem Erfolg. Im Sommer soll deshalb der Kurvenbelag erneuert werden. Eventuell sollen auch andere Stellen oder sogar die ganze Durchfahrt einen neuen Belag bekommen. Nach weiteren Messungen des Reibungswiderstandes, so an den drei Ampeln in der Ortsdurchfahrt, will man festlegen, wo nachgebessert wird. Kleiner Nachteil laut Zeeb: Mit dem neuen Belag könnte es wieder etwas lauter werden. Zwar wird den Geltowern von polizeilicher Seite widersprochen, dass es auch diesseits der Potsdamer Kurve und vor der Baumgartenbrücke ungewöhnlich häufig kracht: Bei 15000 bis 20000 Autos am Tag seien die Unfälle normal. Doch Ordnungsamtsleiter Zeeb meint: „Der Verdacht liegt doch nahe, dass die Griffigkeit der Straße zumindest bei einigen der Unfälle eine Rolle spielt.“ Vielleicht hätte auch der Zusammenstoß am Sonntag vermieden werden können, bei dem an der Ampel Hauffstraße drei Autos zusammengeschoben wurden. Henry Klix

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