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Potsdam-Mittelmark: Altanschließer sollen 3,4 Millionen Euro zahlen

Zweckverband Werder-Havelland verschickt Anhörungsschreiben im November / Abwasserpreise sinken

Werder (Havel) - Für Werders Altanschließer wird es ernst: Anfang des kommenden Jahres bekommen sie die Bescheide für ihre Abwasseranschlüsse aus DDR-Zeiten zugestellt. Der Zweckverband Werder-Havelland hat jetzt die nachträglichen Beiträge für alle betroffenen 859 Grundstücke in der Blütenstadt sowie in Glindow, Kemnitz und Groß Kreutz ermittelt. Insgesamt rechne man mit Einnahmen in Höhe von insgesamt 3,4 Millionen Euro. Das teilte Verbands-Geschäftsführerin Bärbel Gärtner gestern in einem Pressegespräch mit.

Für die Grundstückseigentümer werden 2,99 Euro pro Quadratmeter fällig – also der gleiche Betrag, den auch Neukunden zahlen müssen. Die Gesamtsumme variiert aber je nach Grundstück: Eine Rolle bei der Berechnung spielen die Lage im Innen- oder Außenbereich sowie Größe und Geschosszahl der Gebäude. Eigentümer eines größeren Bauernhofes würden durchaus mehrere Tausend Euro zahlen müssen, sagte Werders Bürgermeister und Verbandsvorsteher Werner Große (CDU). „Uns wäre es auch lieber gewesen, dass man schon 1993 eine Regelung gefunden hätte“, setzte der GroßKreutzer Bürgermeister Reth Kalsow (parteilos) hinzu.

Nach einem Urteil des Oberverwaltungsgerichtes hatte die Landesregierung im vergangenen Jahr eine verbindliche Regelung für den Umgang mit Altanschließern getroffen. Demnach müssen nun Haushalte, die vor dem 3. Oktober 1990 an das öffentliche Wasser- und Abwassernetz angeschlossen worden sind, seitens der Zweckverbände auch für Investitionen nach der Wiedervereinigung herangezogen werden – und zwar in Form von nachträglichen Anschlussbeiträgen. „Die Leute wurden jahrelang im Glauben gelassen, dass sie nicht mehr zahlen müssen“, bedauerte auch Gärtner. Allerdings hätten auch die Altanschließer von den Investitionen des WAZV seit der Wende in Höhe von insgesamt 88 Millionen profitiert. So wurden die Netze ausgebaut und saniert und 2006 zum Beispiel das neue Klärwerk an der Phöbener Chaussee in Betrieb genommen.

Man wolle nicht mit dem Holzhammer vorgehen, unterstrich die WAZV-Geschäftsführerin. Deshalb würden im November erst einmal Anhörungsbögen verschickt , in denen die Beiträge aufgeschlüsselt werden. „Die Kunden sollen die Angaben überprüfen und sich dann bei uns im Haus beraten lassen“, so Gärtner weiter. Ein Vorteil dieser Vorgehensweise: Die Bescheide können nicht wegen falscher Angaben angefochten werden.

Die zusätzlichen Einnahmen rechnet der Verband im Rahmen der Globalkosten-Kalkulation für die Investitionen in den kommenden Jahren mit ein. Beim Abwasser hat der WAZV erst einen Anschlussgrad von 75 Prozent – es gilt also noch einige Leitungen zu verlegen. Allein 2011 sollen 171 neue Hausanschlüsse hinzu kommen. Fördermittel wird es in Zukunft kaum noch geben, schätzte Gärtner. Ein weiteres großes Projekt in naher Zukunft: Der Beitritt des Groß-Kreutzer Ortsteils Götz zum Verbandsgebiet. Dort war bisher ein Eigenbetrieb der Gemeinde für Trink- und Abwasser zuständig. Die Verträge laufen demnächst aus.

Aber auch die Kunden werden das Plus durch die Altanschließer-Beiträge unmittelbar zu spüren bekommen: Laut einer vorläufigen Berechnung wird die Abwassergebühr in Werder, Groß Kreutz und Ferch voraussichtlich um ein Drittel sinken – von derzeit 2,96 auf 2,05 Euro pro Kubikmeter bei der leitungsgebundenen Entwässerung. Demgegenüber steigt der Trinkwasserpreis von 1,50 auf 1,57 Euro pro Kubikmeter leicht an. Hintergrund sei der sparsame Verbrauch der Kunden, erläuterte Große. Es bringe nichts, Wasser zu sparen, sagte der Bürgermeister, weil die laufenden Kosten des Verbandes trotzdem die gleichen blieben. „Und der Bauer in der Sahelzone hat nichts davon, wenn bei uns der Hahn zu bleibt“, so Große. Thomas Lähns

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