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Potsdam-Mittelmark: Adel verpflichtet: Wider dem Klischee vom Birnbaum Groß Glienicke ehrt den Kirchenstifter Hans-Georg III. von Ribbeck

Von Gerold Paul Groß Glienicke. Alle reden darüber, aber wer könnte schon mit Gewissheit Auskunft geben, über ihn, den guten, den guten alten, kurz unseren guten alten märkischen Landadel zwischen Elbe und Oder, die Stütze der preußischen Gesellschaft?

Von Gerold Paul Groß Glienicke. Alle reden darüber, aber wer könnte schon mit Gewissheit Auskunft geben, über ihn, den guten, den guten alten, kurz unseren guten alten märkischen Landadel zwischen Elbe und Oder, die Stütze der preußischen Gesellschaft? Das änderte sich nun, denn Kirchengemeinde und Amt von Groß Glienicke hatten eine ganze Woche zu Ehren ihres herrschaftlichen Sohnes und Gönners, Hans Georg III. von Ribbeck (1639-1703), ausgerufen. Er selbst ließ das mittelalterliche Gotteshaus von Groß Glienicke bis 1684 zu einem barocken Kleinod auf dem Lande umbauen und im Stil der Zeit ausstaffieren. Unter dem schönen Titel "Adel verpflichtet" veranstalteten die Evangelische Kirchengemeinde Groß Glienicke zusammen mit der germanistischen Fraktion der Uni Potsdam ein sehr gut besuchtes Kolloquium. Unter den Prominenten war Hans-Georg von Ribbeck wohl der erste, Pfarrer Bernhard Schmidt der letzte nicht. Viel Besuch kam aus Berlin zur feierlichen Ribbeckiade. Eigentlich wollte man das Klischee vom Birnbaum knicken, an den man diesen Namen Ribbeck knüpft, doch gibt es ob der grassierenden Unwissenheit über den Landadel im Allgemeinen überhaupt kein Klischee (höchstens durch Fontane), wenn doch, so betrifft es die Glienicker Ribbecks auf ihrem Stammsitze (von 1572 bis 1788) überhaupt nicht: Die Sache mit dem Birnbaum hat nämlich der westhavelländische Zweig des Geschlechtes zu verantworten. Knut Kiesant, Uni Potsdam, führte in die barocken Lehns- und Lebenswelten ein, als die Meilen noch lang und die Wege sehr schlecht waren zwischen dem damals noch nicht großen Glienicke und Brandenburg, wo Hans Georg III. Domdechant des Domstiftes war, auf höchstes Geheiß. Wie er seine geistlichen Pflichten mit denen eines Patronatsherrn, Landrates und Familienvaters zu vereinbaren verstand, wird wohl erst noch erforscht werden müssen, sein Charakter desgleichen. Der Dokumente jedenfalls sind in der von Almut Andreae liebevoll gestalteten Ausstellung viele, zum Anlass des Kolloquiums brachte der heutige Hans Georg von Ribbeck noch allerlei kostbare Extras aus dem Familienbesitz mit. Allerlei Denkwürdiges war zu erfahren : Wie Hans Georg III. als Kirchenpatron seines Lehen (trotz Reformation) über Seele und Leib seiner Eigenen zu befinden hatte (inklusive derer Hochzeitswünsche), so musste der edle und begüterte Landmann seinerseits erst den Kurfürsten fragen, ob er wen heiraten durfte. Was dann zweimal geschah, denn Adel verpflichtet. Eine Urkunde belegt, wie seine weitläufigen Güter unter den drei Söhnen aufgeteilt werden sollten, nämlich durch Losentscheid. Man sagt, Hans Georg III. von Ribbeck sei ein wohlhabender, einflussreicher und verdienstvoller Mann mit engen Kontakten zum Kurfürsten gewesen. Wie er das selbst gesehen haben wollte, zeigt ein Epitaph aus Sandstein in Überlebensgröße an. Desgleichen sagt man ihm große Frömmigkeit nach. Wie fromm, zeigt ein kleines Bild, welches ihn beim Abendmahl in unmittelbarer Nähe zu Christus abbildet. Das sieht man nun wirklich nicht alle Tage - guter märkischer Edelstand eben. Nun ist Georg III. von Ribbeck also wieder da. Naja, Adel verpflichtet eben. Am morgigen Sonntag, dem 5. Oktober, überträgt das ZDF ab 9.30 Uhr live einen evangelischen Gottesdienst aus der Dorfkirche zu Groß Glienicke. Landesbischof Wolfgang Huber ist als Prediger eingeladen. Als Thema wählte er: „Der Mensch ist mehr als er leistet“. Die Ribbeck-Ausstellung kann bis Ende Oktober jeden Sonnabend zur „offenen Kirche“ von 16 - 18 Uhr besichtigt werden. Montag bis Freitag ist von 16 bis 17 Uhr geöffnet.

Gerold Paul

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