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Altes Schulhaus in Petzow: Ab Ostern ins Schlosscafé

Petzows altes Schulhaus ist fast fertig saniert. Die Zukunft des Parks gegenüber ist jedoch offen.

Von Enrico Bellin

Petzow - Durch die große Fensterfront wirkt das Café Drei Kaehne selbst an einem trüben Tag, wie dem gestrigen Mittwoch, hell und einladend. Der Blick geht aus dem früheren Schulhaus hinaus in den Garten, den einst der Lehrer bewirtschaftete. Ab Ostern sollen sich Besucher an den Wochenenden dort nach einem Spaziergang durch den Schlosspark in historischem Ambiente stärken können.

„Wir hatten hier schon die Weihnachtsfeier des Ortsbeirates drin, vor der großen Eröffnung müssen aber noch kleinere Leitungsarbeiten erledigt werden“, sagt der Besitzer Klaus Kosakowski. Etwa ein Jahr dauerten die Arbeiten am 1817 fertig gestellten Haus. Fast 50 Gäste finden jetzt im Innenraum Platz, 20 können auf der Terrasse einmal neben Kaffee und Kuchen auch kleine warme Mahlzeiten wie Suppe und Flammkuchen zu sich nehmen. Derzeit laufen die Verhandlungen mit möglichen Betreibern, so Kosakowski.

Bis zu 30 Schulkinder beherbergte das kleine Gebäude einst, dazu den Lehrer mit seiner Familie und den Küster. An Vorsprüngen in der Wand ist noch zu erkennen, wo die Räume einst getrennt waren. Heute ist der Innenraum des Cafés Drei Kaehne geöffnet. Der Name ist an das Siegel der Familie Kaehne, die Schloss und Park einst errichten ließ, angelehnt: Dort waren drei stilisierte Kähne zu sehen. An die ursprüngliche Funktion des Hauses erinnern noch einige Stühle im hinteren Bereich, die aus verschiedenen Schulen stammen und künftig freitags bis sonntags Kaffeegästen dienen sollen.

Ob die vor dem Kuchenessen auch einmal durch den 40 000 Quadratmeter großen Garten hinter dem Schloss laufen können, wie es Kosakowskis ursprünglicher Plan war, ist derzeit offen. Noch fehlt für ein Hauptvorhaben des Investors aber die Genehmigung der Naturschutzbehörde des Landkreises. Wie berichtet möchte Klaus Kosakowski den  Schlossgarten wieder so herrichten, wie er vor seiner Aufteilung durch die sowjetischen Besatzer nach dem Zweiten Weltkrieg ausgesehen haben könnte, und öffentlich zugänglich machen. Neben verschiedenen Themengärten sollen dafür auch vier Gebäude entstehen: Zwei Häuser am Eingangstor für den Kartenverkauf und Wirtschaftsräume, ein Wohnhaus für den Gärtner und eine Villa nahe des Glindower Sees, in die Kosakowski selbst einziehen will. Doch die Behörde will, dass das Haus um 90 Grad gedreht und 30 Meter versetzt gebaut wird. Statt auf den See gäbe es dann nur den Blick auf einen Parkplatz. „Dieses Haus ist aber nicht nur für mich, es ist die Lebensversicherung des gesamten Gartens“, so der Investor. Schließlich ist er 75 Jahre alt. Der Garten habe nach ihm nur eine Überlebenschance, wenn ein künftiger Besitzer auch darin wohnen und aufs Wasser sehen könnte.

Zudem ist die ganze Gestaltung des Gartens mit seinen verschiedenen Themenbereichen und dem Wegesystem darauf zugeschnitten, dass das Wohnhaus im Garten und nicht am Rand steht. „Für eine Versetzung müsste zudem der Bebauungsplan geändert werden, was wiederum zwei Jahre dauern würde“, so Kosakowski. Den Plan hatte die Stadt Werder erstellen lassen. Er ist mit großer Mehrheit von den Stadtverordneten abgesegnet worden, die froh waren, dass das Areal entwickelt und öffentlich zugänglich werden soll. „Wenn es in diesem Jahr keine Entscheidung für den Hausbau gibt, wird der Garten aber auch nicht öffentlich zugänglich“, so Kosakowski. Ohne die Villa werde er nicht noch mehr Geld in den Substanzschutz stecken oder Kassenhäuschen bauen. Der Garten wäre dann nur bei privaten Führungen zu besichtigen.

Zu sehen gibt es dort schon einiges: Die von Kosakowski beauftragte Landschaftsarchitektin Sabine Dirks hat seit 2017 unter anderem einen Gemüsegarten, einen Rosengarten und einen Rhododendrongarten angelegt. Auch ein großes Bienenhaus aus Holz ist entstanden. Die historische, 300 Meter lange Grundstücksmauer und das Eingangstor wurden freigelegt und zum Teil gesichert. Zuvor wurden 220 Tonnen Müll entsorgt, der im Boden des Gartens vergraben war: Vor allem die dort zu DDR-Zeiten ansässige Gärtnerische Produktionsgenossenschaft habe ihre Abfälle wie kaputte Anzuchtfolien einfach im Boden vergraben. Wie viel Geld er schon in das Projekt gesteckt hat und was es einmal kosten soll, möchte Kosakowski lieber nicht sagen.

Bei den Grabungen kam allerdings nicht nur Müll ans Licht: So wurden drei etwa 3000 Jahre alte Feuerstellen entdeckt, bei denen neben Keramiksplittern auch Werkzeuge aus Feuerstein lagen. Sie gingen ans Landesmuseum, dass sie nun wieder als Dauerleihgabe an Kosakowski zurückgibt. In einer Vitrine im Café sollen sie ausgestellt werden. Kosakowski hofft auch noch, bei weiteren Arbeiten auf dem Gelände auf ein historisches Kreuz zu treffen. Wie berichtet wurde bei von ihm beauftragten Grabungen neben dem neuen Café der Sockel des Kreuzes gefunden, dass bis nach dem Zweiten Weltkrieg an die abgerissene frühere Dorfkirche erinnert hat. Enrico Bellin

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