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Vergleichsweise gut: Potsdam

© Ottmar Winter PNN

Potsdam mit Spitzenplätzen in Rankings: Europaweit vorn dabei

Potsdam schneidet in zwei Städtevergleichen sehr gut ab - in einem sogar europaweit. Punkten konnte die Stadt mit sauberer Luft, gutem öffentlichen Nahverkehr und beim Wohnungsbau.

Potsdam - Dass die Potsdamer selbst ganz glücklich mit ihrer Stadt sind, ist nicht ganz neu. Und dass auch viele andere die Stadt attraktiv finden, hat sich nicht zuletzt an den - jedenfalls bis zur Pandemie - steigenden Touristenzahlen und dem starken Zuzug ablesen lassen. Nun zeigen zwei Rankings, dass es dafür neben Lokalpatriotismus und gutem Image auch ganz handfeste Gründe gibt.

So landet Potsdam in einem europaweiten Vergleich von 137 Städten auf einem sehr guten Platz 22. Aus Deutschland landen nur München, Berlin und Düsseldorf vor Potsdam. Im Gesamtranking ganz vorn finden sich London, Amsterdam, Paris und Oslo. Das ist das Resultat des European Thematic Cities Index von Swiss Life Asset Managers. Dabei handelt es sich um die Vermögensverwaltung des Schweizer Versicherungskonzerns Swiss Life, der neben Einlagen von Versicherten auch Kapital von Dritten anlegt - unter anderem in Immobilien und Unternehmen. Das Ranking wurde 2021 erstmals aufgestellt und soll jährlich aktualisiert werden.

Wo Menschen gerne leben und arbeiten

Die Analyse geht also der Frage nach, wo sich Geldanlagen lohnen, weil an diesen Standorten Menschen gerne leben und arbeiten. "Eine Stadt mit Lebensqualität und guter Infrastruktur ist langfristig auch ein guter Immobilienmarkt", erklärt Studienleiter Andri Eglitis den Ansatz der Untersuchung. Man suche nach Treibern für den Immobilienmarkt. Mit mehreren internationalen Partnern habe man das Design entwickelt und versucht, vergleichbare Daten aus den teilweise recht unterschiedlichen Ländern zusammenzutragen. Diese stammen unter anderem von Eurostat, der Europäischen Umweltagentur oder Oxford Economics.

Dr. Andri Eglitis, Leiter Immobilienmarkt-Research Deutschland bei Swiss Life Asset Managers
Dr. Andri Eglitis, Leiter Immobilienmarkt-Research Deutschland bei Swiss Life Asset Managers

© Swiss Life Asset Managers

Unterteilt ist die Auswertung in fünf Themenbereiche, in die 49 Einzelfaktoren einflossen: Der erste Bereich ist die sogenannte Dynamik. Dabei spielen Veränderungsfähigkeit, Innovation, Bildung und Produktion eine Rolle. Im Bereich Klima und Umwelt gehe es darum, dass ökologisch gesunde Städte am besten gerüstet sind, um dem Klimawandel, den Umweltauswirkungen und dem wachsenden Bedürfnis, das körperliche und das geistige Wohlbefinden ihrer Bewohner zu verbessern, zu be­gegnen. "Mit starken Netzwerken ermöglicht eine Stadt die Bildung und das Gedeihen von Gemeinden und Clustern", heißt es in der Auswertung weiter. 

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Der vierte Bereich ist die Weltoffenheit: "Konsumenten­ und Lifestyle-­Ansprüche werden am besten erfüllt in weltoffenen Städten, die einer multikulturellen, gebildeten Bevölkerung stimulierende, unterschiedliche und vielseitige Optionen bieten." Wichtig ist natürlich auch die Infrastruktur: "Zugängliche Städte bieten eine qualitativ hochwertige Infrastruktur, um physische und virtuelle Konnektivität zu gewährleisten." 

Relativ viele Radwege und wenige Autos

In den einzelnen Bereichen schneidet Potsdam unterschiedlich gut ab. Im Themenbereich Gesundheit ist Potsdam europaweit Spitze. Punkten konnte die Stadt unter anderem mit guter Luftqualität und funktionierender Abfallentsorgung. Aber auch der Verkehr spielte eine Rolle, wie Eglitis den PNN erklärte. So verfüge Potsdam pro Einwohner über vergleichsweise viele Haltestellen für den öffentlichen Nahverkehr, viele Radwege und wenige Autos. Ebenfalls zugunsten der Stadt wirke sich in diesem Themenbereich aus, dass es in Potsdam relativ wenige Jobs im verarbeitenden Gewerbe gibt. 

Sehr gut, nämlich auf Platz 14, landete Potsdam im Bereich "Konnektivität". Dabei profitierte Potsdam von seiner Nähe zu Berlin. Gewichtet wurde die Nähe zu einem ICE-Halt oder einem internationalen Flughafen. Nicht viele Städte von Potsdams Größe können damit aufwarten. Schlechter hingegen schnitt Potsdam bei der Breitbandversorgung und der Netzabdeckung im Mobilfunk ab.

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Dynamik besser als in Berlin

Potsdams Schwäche ist die Dynamik. Dabei gehe es um Fragen wie, wie leicht ein Gewerbe angemeldet werden kann, wie hoch die Unternehmenssteuern sind oder wie viele Startups gegründet werden. Auch die Wirtschaftsleistung pro Kopf fließt ein. Helfen können hätte der Platzierung zudem eine weltweite Top-Universität, wenn man eine hätte. Vergleichsweise gut habe Potsdam beim Kriterium des Risikokapitals abgeschnitten. Also, dass in junge Unternehmen investiert wird. Unter dem Strich reichte es jedoch nur für Platz 83. Trostpflaster: Berlin ist nur auf Platz 90.

Mit guten Platzierungen schneidet Potsdam auch im jüngsten Städtetest von Wirtschaftswoche, ImmoScout24 und IW Consult ab. Dafür wurden alle 71 kreisfreien Städte ab 100.000 Einwohnern in den Blick genommen. Im Niveauranking wurde anhand von 51 Einzelindikatoren die aktuelle Lage verglichen. Gemessen wurden etwa die Arbeitsplatzversorgung, die Ärztedichte oder die Zahl der Baugenehmigungen. Die Niveautabelle führt wie in den Vorjahren München an, gefolgt von Erlangen. Schlusslicht ist Gelsenkirchen. Potsdam landet auf Rang 18 - ein Platz schlechter als vor zwei Jahren, aber immer noch die beste Platzierung in Ostdeutschland. Als Stärke schlug dabei der Wohnungsbau zu Buche, als Schwächen der Gewerbesaldo und die Aufklärungsquote von Straftaten.

Die Dynamikwertung bildet ab, wie sich in den Kommunen 36 ökonomische und soziale Indikatoren in einem Zeitraum von fünf Jahren verändert haben. Neben Berlin und Heilbronn landete Leipzig ganz vorn, am Ende liegt Ludwigshafen. Potsdam schaffte es auf Rang 9. Positiv wurden dabei das starke Einwohnerwachstum und die Entwicklung der Mieten bewertet. Als schwach wurde hier der weiter gesunkene Gewerbesaldo gewichtet und die nicht weiter gestiegene Erwerbsbeteiligung von Frauen. Allerdings hat Potsdam schon den neunthöchsten Wert in dieser Kategorie, was Steigerungen erschweren dürfte. 

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