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Potsdam: Mehr minderjährige Flüchtlinge

Die Stadt rechnet derzeit mit Kosten von 7,2 Millionen Euro. Derzeit werden in Potsdam 132 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge durch das Jugendamt betreut.

Potsdam - In Potsdam werden 132 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge durch das Jugendamt betreut. Das teilte Stadtsprecher Markus Klier auf Anfrage mit. Anfang 2016 seien es 52 gewesen, seither sei die Fallzahl kontinuierlich angestiegen. Insgesamt leben in Potsdam derzeit 3050 Flüchtlinge.

Erst vor Kurzem hatte der Fall eines von einem vermeintlich minderjährigen Flüchtling ermordeten Mädchens in Rheinland-Pfalz eine Debatte über das Alter und den Altersnachweis von Asylbewerbern ausgelöst. Der junge Mann war angeblich 15 Jahre alt – im Nachhinein hatte sich herausgestellt, dass er schon wesentlich älter war. In Potsdam wird nicht konkret statistisch erfasst, wie die Flüchtlinge ihr Alter nachweisen. Klier gab jedoch an, wenn Zweifel an den Angaben bestehen, werde das Alter medizinisch festgestellt. Bisher habe es fünf solcher Zweifelsfälle gegeben, in denen eine ärztliche Untersuchung veranlasst worden sei.

Auf Anfrage gab die Stadt an, die Zahl der Straftaten der minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge sei im Vergleich nicht höher als bei anderen Jugendlichen. Bisher habe es rund zehn Einzelfälle von Delikten wegen Drogen, Diebstahl oder sexueller Belästigung gegeben. „Diese Fallzahl hebt sich aber nicht von den übrigen Fällen Jugendlicher ab, die im Alltag Grenzen überschreiten“, so Klier.

Hauptziel der Betreuung: Regelmäßiger Schulbesuch um Deutsch zu lernen

Wenn die jugendlichen Geflüchteten in Potsdam ankommen, werden sie zunächst in der Clearingstelle in der Breiten Straße untergebracht. Dort werden sie bis zu drei Monate betreut, während ihr Gesundheitszustand und Hilfebedarf geklärt werden, nach möglichen Familienangehörigen in Deutschland gesucht und die zukünftige Perspektive bestimmt wird.

Anschließend werden die minderjährigen Flüchtlinge in Potsdam und im Potsdamer Umland nach Angaben der Stadt in stationären Einrichtungen der Jugendhilfe verschiedener Träger wie dem evangelisches Jugend- und Fürsorgewerk (EJF), der Hoffbauer-Stiftung oder der Arbeiterwohlfahrt (Awo) untergebracht. In den meisten Fällen handele es sich um stationäre Wohngruppen gemeinsam mit deutschen Jugendlichen, so Stadtsprecher Klier. Nach einer längeren Zeit der intensiven Betreuung lebten die älteren Jugendlichen in Wohngruppen im sogenannten „betreuten Einzelwohnen“ mit einer geringeren Betreuungsintensität. Rund zehn Prozent seien bei nahen Verwandten in Flüchtlingsunterkünften untergebracht.

Hauptziel in der Betreuung sei ein regelmäßiger Schulbesuch, um Deutsch zu lernen und möglichst einen Schulabschluss zu erlangen, erklärte der Sprecher. Anschließend werde in Zusammenarbeit mit verschiedenen Institutionen die Vermittlung in eine Ausbildung oder Berufstätigkeit angestrebt.

Die Kosten für die Betreuung der minderjährigen unbegleiteten Flüchtlinge lagen für die Stadt bei insgesamt 7,2 Millionen Euro. Für 2018 rechnet das Rathaus mit einer ähnlichen Größenordnung, abhängig von der genauen Fallzahl. Die Kosten müssen allerdings nicht aus dem städtischen Haushalt bezahlt werden, sondern werden vom Land Brandenburg erstattet. 

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