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Elf Konzerte im Kammermusiksaal: Von Bach bis anonym

Im Kammermusiksaal Havelschlösschen werden elf Konzerte gespielt. Den Auftakt macht das erste Konzert mit dem Motto "Alltag, Natur und Religion" am 5. Februar.

Für den Violinisten Thomas Pietsch wird der Auftritt im Kammermusiksaal ein Heimspiel sein. Gleichzeitig wird er damit sein musikalisches Betätigungsfeld in Potsdam erweitern. Denn Pietsch, gebürtiger Potsdamer und seit Jahren in Hamburg lebend und lehrend, kommt regelmäßig in die Landeshauptstadt zurück, um hier in der Nikolai- oder der Friedenskirche zu musizieren. Nun gibt er zusammen mit seiner Frau Dagmar Lübking am Cembalo den Auftakt im konzertanten Jahresprogramm des Kammermusiksaals Havelschlösschen in Klein Glienicke, der gleichzeitig sein erster Auftritt an diesem Ort ist. Im Jahr 2007 hatte der Instrumentenbauer Tilman Muthesius zusammen mit der Musikerin Christiane Gerhardt begonnen, in dem kleinen Saal jeden Monat, außer in der Sommerpause, ein Konzert mit Schwerpunkt auf der Alten Musik anzubieten. Das alles ohne öffentliche Förderung oder andere Unterstützung. Mittlerweile reicht das Programm von der Renaissancemusik bis zum Kammerjazz – und im Juli gern auch als Open-Air-Konzert im hauseigenen Garten.

Der Auftritt von Thomas Pietsch und Dagmar Lübking am Donnerstag, dem 5. Februar, steht unter dem Motto „Alltag, Natur und Religion“. An diesem Abend erklingt Programmmusik, also Kompositionen, die sich auf bestimmte Themen beziehen, wie beispielsweise das Nachstellen einer Schlacht in den „Battaglien“, von Tierstimmen in Heinrich Ignaz Franz Bibers „Sonata representativa“ oder auch des bellenden Hundes in Antonio Vivaldis „Winter“ aus seinen bekannten „Vier Jahreszeiten“. Ein perfekter Auftakt im Kammermusiksaal mit seinen 40 Plätzen, in dem das kleine Format sich immer noch am ehesten bewährt. So wird im März Sabina Chukurova allein am Cembalo zu erleben sein. Tilman Muthesius hatte sie bei einem Salonkonzert zum ersten Mal gehört und war sofort begeistert. Nach einem kurzen Gespräch einigten sie sich auf den Auftritt in Potsdam, bei dem Sabina Chukurova am Gründonnerstag unter dem Motto „Leid und Hoffnung“ eine freie Auswahl auch von Passionsmusik zur Osterzeit spielen wird.

Es ist ein Markenzeichen dieser kleinen, aber sehr feinen Konzertreihe geworden, dass hier neben bekannten Musikern auch immer wieder junge Solisten oder Ensembles zu entdecken sind. Zu den regelmäßig bekannten Gästen im Kammermusiksaal zählt mittlerweile der Barockviolinist Anton Steck. Zu den bekannteren Musikern in diesem Jahr zählen Silke Strauf und Claas Harders, die im Mai ihre hochgelobte Einspielung von Bachs Goldbergvariationen für zwei Gamben vorstellen. Und im Oktober ist die Violinistin Veronika Skulpik aus Oldenburg, die regelmäßig mit den Ensemble L’Arpeggiata von Christina Pluhar auftritt, mit einem Soloprogramm zu Gast. Eine ihrer Vorlieben gilt dem Repertoire des 17. Jahrhunderts, das durch die Nähe zum Gesang, Affektreichtum und zur Experimentierfreude geprägt ist. Bei ihrem Auftritt in Potsdam steht Violinmusik aus Österreich um 1680 auf dem Programm, die im vergangenen Jahr auch auf CD erschienen ist. Musik unbekannter Komponisten, die Veronika Skulpik in Archiven recherchiert und für ihr Programm zusammengestellt hat. Ein Konzert, das schon jetzt empfohlen werden muss.

Informationen zum Programm und dem Abonnement unter www.gamben.de.

Dirk Becker

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