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Er kann es noch. René Kollo ist inzwischen 85, aber seine stimmliche Strahlkraft machte im Nikolaisaal noch immer staunen.

© dpa / Jörg Carstensen

Verwöhnprogramm mit Wagnertenor: Jubel für René Kollo und Jay Alexander

Einst sang er große Wagnerpartien. Jetzt bot René Kollo mit dem Tenor Jay Alexander Abendlieder im Nikolaisaal und zeigte: Die Spitzentöne sitzen noch.

Von Peter Buske

Seine stimmliche Strahlkraft macht noch immer staunen. Der mittlerweile 85-jährtige René Kollo, einer der legendären Wagnertenöre des 20. Jahrhunderts, hat zusammen mit dem jüngeren Tenorkollegen Jay Alexander am Mittwoch (28.12.) im Rahmen ihrer Deutschlandtournee ein Konzert im leider nur mäßig besetzten Nikolaisaal gegeben. Der Rang ist geschlossen, das Parkett nur mit etwa 150 Besuchern besetzt.

Die farbig ausgestrahlte Bühne, auf der sechs Streicher des Mitteldeutschen Kammerorchesters für wohlklingende Begleitung sorgen, strahlt eine gleichsam anheimelnde Wohnzimmeratmosphäre aus. Nachdem die Sänger dort in Sesseln Platz genommen haben, plaudern beide abwechselnd über das „wunderschöne Potsdam“, hält Kollo ein Plädoyer für die „Schlager der Klassik“. Nach einem Programmheft hält man allerdings vergebens Ausschau.

Alle Lieder sind für Streicher arrangiert

Dann gehen die beiden Tenorgrößen mit ihrem Programm „Romantische Abendlieder“ auf eine besondere Entdeckungsreise. Berühmte Lieder aus der Feder von Schubert („Der Wanderer an den Mond“), Schumann („Allnächtlich im Traume“), Brahms („Wiegenlied“) oder J.A.P. Schulz („Der Mond ist aufgegangen“) tragen sie gleichsam als ein Verwöhnprogramm fürs Publikum sowohl solistisch als auch im Duett vor. Die Lieder sind allesamt für Streicher arrangiert (René Möckel) und im Studio aufwändig produziert worden. Das CD-Ergebnis kann in der Pause käuflich erworben werden, im Konzert werden die Preziosen natürlich livehaftig gesungen.

Die größere Anzahl fällt allerdings Jay Alexander zu, der mit seinem warmgetönten, sowohl strahlkräftigen als auch geschmeidigen, stets ausdrucksstarken und gefühlsintensiven Gesang restlos überzeugt. Dagegen darf man von René Kollo weder subtile Liedgestaltung noch romantisches Ausdrucksgefühl erwarten. Doch seine Spitzentöne sind noch da - astrein, wenngleich forciert in die Höhe gestemmt.

Manchmal allerdings gleicht das Duettieren einem Wettstreit unter Kollegen. Kollegial dagegen die Begleitung durch die sechs Streicher, angeführt vom Konzertmeister Andreas Lehmann. In Svendsens „Romanze“ op. 26 und Tschaikowskis „Melodie“ op. 42 kann er sogar solistisch auftrumpfen. Mit Standing Ovations werden die Künstler verabschiedet.

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