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Potsdam, 31.05.2023 / Lokales / Museum Weberstube Nowawes Babelsberg, Foto: Ottmar Winter PNN ACHTUNG: Foto ist ausschließlich für redaktionelle Berichterstattung der PNN und des TGSP! Eine kommerzielle Nutzung, z.B. Werbung, ist ausgeschlossen. Die Weitergabe an nicht autorisierte Dritte, insbesondere eine weitergehende Vermarktung über Bilddatenbanken, ist unzulässig.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Sinnstifter dringend gesucht : Geschichte erlebbar machen durch Ehrenamt

Das Museum Weberstube Nowawes Babelsberg in der Karl-Liebknecht-Straße 23 will die Geschichte der Umgebung sichtbar machen, dafür werden noch Helfer gesucht.

Von Alicia Rust

Zum Mitmachen braucht es nicht viel: „Ein Interesse für Geschichte, die Bereitschaft zum gesellschaftlichen Engagement, etwas Zeit und Spaß an der Sache, das sind die einzigen Voraussetzungen für ein Ehrenamt in unserem Stadteilmuseum von Babelsberg“, sagt Kirsti Dautzenberg, Vorstandsvorsitzende des Fördervereins. Hauptberuflich arbeitet die 52-Jährige im Kultusministerium, seit sieben Jahren widmet sie ihre Freizeit dem historischen Verein, der 1992 von rund einem Dutzend Mitgliedern ins Leben gerufen wurde. Am Sonntag (4. Juni) präsentiert sich das Stadteilmuseum zusammen mit anderen Vereine und Initiativen, die sich ehrenamtlich um die Bewahrung des historischen Kulturguts der Stadt bemühen, beim Kulturerbenfest auf dem Alten Markt.

Heute zählt das Stadtteil-Museum, dessen Trägerverein der „Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V.“ ist, offiziell 50 bis 60 Mitglieder. Doch natürlich schwanke die Zahl vor allem altersbedingt, daher werde dringend Nachwuchs gesucht, sagt Dautzenberg. Neben ihr steht Schatzmeisterin Helga Rubbert und nickt. Seit 1993 ist sie mit an Bord, viel hat die gebürtige Babelsbergerin seither erlebt. „2014 haben wir das zwanzigjährige Weberfest gefeiert, inzwischen wurde es von den Böhmischen Tagen abgelöst“, sagt die 77-Jährige.

Kleines Museum, große Wirkung

Unser Anliegen ist es, die Tradition von Zuwanderung und Toleranz ins heutige Leben des Stadtteils zu verankern.

Kirsti Dautzenberg, Vorsitzende des Vereins „Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V.“

„Wir machen Stadtteilführungen durch Babelsberg, es gibt ein Puppentheater und natürlich die ‘Babelsberger Köpfe’, eine Veranstaltungsreihe, die ungefähr einmal im Monat stattfindet“, sagt Dautzenberg. Ferner werde für die Öffnung des kleinen Museums an drei Tagen pro Woche gesorgt, es gibt Vorträge und Veranstaltungen, wie die Böhmischen Tage, den internationalen Museumstag und den alljährlichen Tag des offenen Denkmals im September. Das alles sei kostenfrei. 

„Vor allem war uns wichtig, ein niedrigschwelliges Angebot für alle Menschen zu schaffen, die an Geschichte und Kultur interessiert sind“, sagt Dautzenberg - ganz gleich welches Alters sie sind oder woher sie kommen. „Unser Anliegen ist es, die böhmischen Wurzeln in Erinnerung zu rufen und die Tradition von Zuwanderung und Toleranz ins heutige Leben des Stadtteils zu verankern.“

Kristi Dautzenberg, Vorsitzende des Vereins „Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V.“

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Der Förderkreis macht auch Bildungsarbeit und betreibt stadtteilverbindende Kooperationen. Das beinhaltet auch die Zusammenarbeit mit der Uni Potsdam, der Goethe Grundschule in Babelsberg und dem Bertha von Suttner-Gymnasium, sowie mit der Medienwerkstatt Potsdam. Eines der ambitionierten Projekte beinhaltet die Produktion von Stummfilmen durch Schüler. „Spurensuche in Babelsberg“, so der Titel.

„Im Zentrum steht die generationenübergreifende Kulturarbeit in Potsdam“, sagt die Dautzenberg, die seit einigen Jahren wieder in ihrer Geburtsstadt lebt. „Dabei machen wir fast alles über Spenden“, ergänzt die engagierte Babelsbergerin Rubbert. Gern würde man das kleine Museum künftig auch an den Wochenenden öffnen, doch dafür fehlen ehrenamtliche Helfer. „Unser Ziel ist es, auch unter jüngeren Menschen ein Bewusstsein fürs Weberdorf Nowawes zu schaffen, das 1752 von Friedrich dem II. als Weberkolonie gegründet wurde“, sagt Dautzenberg. Immerhin eines der größten zusammenhängenden Weberdörfer der Region.

Weberhaus als Vorzeigeprojekt

Das kleine Museum, in dessen Zentrum ein großer Webstuhl thront, war Anfang der neunziger Jahre ziemlich heruntergekommen. Als der Verein das Kolonistenhaus aus dem Jahr 1752 übernahm, einst eine königliche Schenkung für den Weber Wentzel Sowtscheck, war das historische Gebäude von Schwamm befallen. Alles musste erneuert werden. Die Evangelische Kirchengemeinde hatte dafür gesorgt, dass es als eines der ersten Weberhäuser aufwendig saniert wurde. „Alles musste erneuert werden, vom Lehmputz bis zur Dachrinne“, erinnert sich Rubbert an die aufwendige Restaurierung. Nach der Fertigstellung wurde es zum Vorbild für weitere erhaltenswerte Weberhäuser in der Umgebung.

Eigentlich sammeln wir alles, was irgendwie mit Babelsberg zusammenhängt.

Andreas Hexol, Schriftführer „Förderkreis Böhmisches Dorf Nowawes und Neuendorf e.V“

Ein Besuch des Weberhäuschens vermittelt viel über das Leben der ersten Bewohner in Babelsberg. Gezeigt werden auch Arbeitsgeräte der Weber: Neben dem großen Webstuhl, Spinn- und Spulen auch historische Dokumente. „Eigentlich sammeln wir alles, was irgendwie mit Babelsberg zusammenhängt“, sagt Andreas Hexol, der unter anderem für Stadtführungen im Verein und für die Vortragsreihe „Babelsberger Köpfe“ zuständig ist.

„Wir freuen uns über Fotografien, historische Postkarten, alte Schellackplatten oder Zeitschriften“, sagt das engagierte Vereinsmitglied. Auch das beeindruckende historische Filmvorführgerät in der hinteren Stube ist einer Spende zu verdanken. Der rbb hat es kürzlich für eine Produktion ausgeliehen. Und wer weiß, was die Zukunft noch so alles mit sich bringt.

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