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Schattenspiele. Carla-Frieda Nettelnbreker in „Kurzschluss“.

© KOMBINAT Tanz und Film

Premiere im T-Werk: Das Performanceduo Kombinat wird grundsätzlich

Paula E. Paul und Sirko Knüpfer fragen in ihrem neuen Stück „Kurzschluss“, was Theater ist - und vergessen darüber fast, es auch machen.

Wie muss man sich eine Schauspielerin vorstellen, die es nach monatelanger Bühnenabstinenz, nach einer Pandemie zum Beispiel, wieder wagen will? Vielleicht so wie Carla-Frieda Nettelnbreker in „Kurzschluss“. Da ist auf der Bühne eine kleine Bühne aufgebaut. Nettelnbreker stolziert drum herum, kriecht heran, will unbedingt - und schafft es doch nicht allein. Am Ende muss der Bühnentechniker Andrew Connolly-Gilchrist sie tragen wie ein Neugeborenes.

Tatsächlich geht es in „Kurzschluss“ um einen Neuanfang. 2021, während des Lockdowns, hatte Kombinat einen Film über die hinter der Bühne gemacht: Bühnenarbeiter. Gedreht wurde in den Theatern, die damals geschlossen waren. Jetzt sind sie wieder auf. Und nach gut zwei Jahren Pandemie untersucht Kombinat jene, die die nun wieder offenen Bühnen mit Leben füllen: die Spieler:innen. Was heißt es, zu spielen? Und vor allem: Warum tun sie sich das an, die Tränen und Lacher, das Textlernen und das Lampenfieber - freiwillig?

Schöne tausendjährige Probleme

Es geht also ums große Ganze. Warum Theater? Paula E. Paul und Sirko Knüpfer inszenieren das als Gedankenspiel: Theater ist hier schon lange tot, existiert nur noch im Museum. Eine Schauspielerin wird „Stehfigur“ genannt, das Publikum ist „die Sitzgruppe“. Einer staunenden Besuchergruppe wird erklärt, was das „Setting“ ist, was Backstage, wie Einfühlung funktioniert, dass hier „schöne tausendjährige Probleme“ verhandelt werden. Cute, sagt die Gruppe da. Das ist lustig, aber auch traurig. Denn ja, dass Theater mal so erklärungsbedürftig sein könnte: eine trübe Aussicht.

Man lernt viel über Gemeinsamkeit, Kulturtechniken, Synapsen, die Kraft von Shakespeare-Texten, es wird getanzt und ganz zauberhaft live musiziert. Aber es wird auch ganz schön viel doziert. Das ist zwar in Ironie verkleidet und spielerisch ausgeschmückt, und dennoch: Über lange Strecken wird hier viel mehr Theater erzählt, als Theater gemacht. Für einen Abend, der eine Liebeserklärung an die Bühnenkunst sein will (Kombinat kommt sogar ohne Film aus), ist „Kurzschluss“ ganz schön unsinnlich geraten. Bis ganz zum Schluss, da will man dem doch noch ein „Verbleibe doch“ hinterherrufen.

Wieder vom 23. bis 25.9. im T-Werk, Schiffbauergasse

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