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Jazz mit quirligem Klavier im Zentrum. Potsdams Pulsar Trio hat ein neues Album.

© Pulsar Trio

Neues Album von Pulsar Trio: „We Smell in Stereo“

Euphorisches Konglomerat: Potsdams bekanntes Trio begeistert mit seinem neuen Album.

Von Oliver Köhler

Es schleicht sich an, baut sich auf – und dann kommt die Erlösung: Schon die ersten Takte von „We Smell in Stereo“ zeigen, wohin die Reise geht: Das ist Jazz, mit einem quirligen, mäandernden Klavier im Zentrum. Und doch klingt da etwas anders, orientalisch-fern. Das Instrument, das dort zwischen Vorder- und Hintergrund pendelt, ist eine Sitar – eine Langhalslaute, die tonangebend für klassische Musik aus Indien ist und den Weg in den Jazz bereits in den 60er-Jahren durch Ravi Shankar fand. Das alles fügt sich zu einem geradezu euphorischen Konglomerat.

Sitarspieler Matyas Wolter lebte selbst viele Jahre im indischen Kalkutta und gilt als einer der wenigen Virtuosen im europäischen Raum – nicht nur bei klassischer indischer Musik, sondern auch im Jazz. Mit „We Smell in Stereo“ ist nun das lang erwartete neue Album des Trios erschienen, das mit einem Konzert am Samstag im „T-Werk“ gebührend gefeiert werden soll. 

Minimalistisch und atmosphärisch

Was die 2007 gegründete Potsdamer Band Pulsar Trio spielt, ist deshalb so einzigartig, weil es in dieser Form nie vorher versucht wurde – oder einfach nicht so erfolgreich war, dass es den Weg in den Kanon moderner Jazzmusik geschafft hätte. Was man vom Pulsar Trio nicht behaupten kann: Das Terzett ist nicht nur Gewinner des Global Music Contest CREOLE von 2014, sondern spielte neben schummrigen Clubs auch auf exorbitanten Festivals, auf dem britischen Glastonbury-Festival etwa oder dem Highlight für experimentelle Musik „Fusion“.

Erstaunlich ist auch auf „We Smell in Stereo“ das Minimalistische, das dennoch so atmosphärisch gelingt. Neben Wolter an der Sitar spielt Beate Wein am Klavier geradezu gegenläufige, klassisch-jazzige Figuren, die von Schlagzeuger Aaron Christ zusammengehalten werden. Wobei dieses Zusammenwirken viel Raum für Brüche lässt, wenn die Kadenzen aufeinandertreffen, sich wieder lösen – und völlig neue klangliche Welten erzeugen. Dabei enden die Stücke zu keiner Zeit in ausufernden Improvisationen, jeder Ton scheint sorgfältig geplant.

Wie in „Glaciers“ etwa, eine geradezu zirkulierendes Stück, das dem Klavier so viel Platz einräumt, dass das Orientalische der Sitar dahinter zart verschwindet, um genau zur richtigen Zeit wieder hervorzutreten, sanft gepusht durchs Schlagzeug. „Susan“ dagegen setzt die Sitar so dominant ins Zentrum, dass das Klavier nur zaghafter Begleiter sein darf. Beeindruckend auch der Titelsong des Albums: ein flirrendes Stück, das sich als Soundtrack zum nächsten Roadmovie geradezu aufdrängt – ein wabernd-treibendes Schlagzeug, ein minimalistischer Klavierlauf und die grandiose Schwere der Sitar. Ein faszinierendes Album, das sich so schnell nicht erschöpfen wird.

Das Release-Konzert am 18.3. im T-Werk ist bereits ausverkauft.

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