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Büchnerpreisträger des Jahres 2023. Lutz Seiler lebt in Wilhelmshorst bei Potsdam und Stockholm.

© dpa/Andreas Arnold

Tagesspiegel Plus

Lutz Seiler über Zweifel und Trost: „Jedes neue Buch beginnt bei Null“

2023 erhielt der Autor den Büchner-Preis. Wie schaut er persönlich zurück, wie voraus auf das kommende Jahr? Acht Fragen nach Stockholm.

Herr Seiler, in Ihrem aktuellen Gedichtband „Schrift für blinde Riesen“ sind ein paar Zeilen zu finden, die sich auf Weihnachten aus Kindersicht beziehen. Dort heißt es: „menschen standen still / am bahnsteig, mit den füßen / festgeklebt: warten, warten / warten auf weihnachten!“ Was verbinden Sie heute mit dem Fest?
Das Gedicht erinnert sich an die riesige Platte mit der Modelleisenbahn in unserem Keller – wie sie dort an der Wand hing das ganze Jahr, die ganze Landschaft, die Tunnel, Berge, Dörfer, Bahnhof und so weiter in Folien und Decken verpackt. Das Kind, das ich war, fand ein Loch in der Folie, durch das man die kleinen Plastikmenschen sehen konnte, die das ganze Jahr dort am Bahnsteig standen und auf Weihnachten warteten, wie ich. Und vielleicht auch auf den Zug, in den sie jedoch niemals einsteigen konnten, auch wenn er mal anhielt, weil ich den Trafo auf Null gedreht hatte.

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