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NOUT Paris, Sept.2021

© Sylvain Gripoix

Jazzoffensive Potsdam: Musik von allen Saiten

Das Potsdamer Jazzfestival findet am 2. und 3. Dezember in der Fabrik und der Französischen Kirche statt und hat erstmals einen Schwerpunkt auf Saiteninstrumente von Kontrabass bis Harfe.

Experimenteller Minimal Folk aus Slowenien, Jazz-Punk aus Frankreich und barocke Geigenimprovisationen aus der Schweiz – die diesjährige Jazzoffensive wartet am zweiten und dritten Dezember mit einem gewohnt bunten und internationalen Programm auf, das den Begriff Jazz im weitesten Sinne fasst. „Es ist ein offenes Festival für kreative Musik“, sagt der Potsdamer Pianist Nicolas Schulze, der das Jazzfestival zusammen mit der Musikagentin Constanze Schliebs leitet. „Jazz-Puritaner werden eher enttäuscht sein.“

„Once upon a string“ lautet das diesjährige Motto, womit das Potsdamer Jazzfestival erstmals mit einem Instrumenten-Schwerpunkt aufwartet. „Die Vielfalt an Saiteninstrumenten ist total spannend“, sagt Schulze, der selbst auch Kontrabass spielt. „Außerdem sind Saiteninstrumente vom Klang her sehr nah am Gesang.“ Am Wochenende werden in der Fabrik in der Schiffbauergasse daher neben Geige und Kontrabass auch Gitarre und Harfe zu hören sein.

Gleich ein dutzend Saiten- und Perkussion-Instrumente erklingen am Samstag bei der slowenischen Folk-Band Širom: Repetitive Loops sorgen für eine tranceartige Atmosphäre, die zwischen mystisch und tanzbar hin und her schwingt. Anschließend machen der argentinische Gitarrist Quique Sinesi und die deutsche Geigerin Fabiana Striffler einen kammermusikalischen Exkurs durch die Gefilde von Weltmusik, Jazz und Pop.

Den lauten Abschluss des Abends bildet das französische Trio Nout: „Die sind in Frankreich gerade total durchgestartet und befinden sich derzeit auf großer Europa-Tournee“, sagt Schulze. Die Besetzung mit Harfe, Schlagzeug und Querflöte ist ungewöhnlich, in ihrem Sound vereint die Band den Spiritiual Jazz eines Sun Ra mit dem Grunge-Sound von Nirvana.

Barock-Jazz in der Kirche

Erstmals wird im Rahmen der Jazzoffensive der brandenburgische Nachwuchswettbewerb „Jugend jazzt“ in Kooperation mit dem Landesmusikrat stattfinden: Der Wettbewerb findet am Samstagvormittag statt und ist öffentlich. Drei Bands nehmen teil, die Gewinner werden am Abend das Festival eröffnen.

Für den ersten Advent haben sich Schulze und Schliebs etwas Besonderes ausgedacht: Am Sonntag um 16 Uhr wird das Festival erstmals in der Französischen Kirche stattfinden. Die Besucherinnen und Besucher erwartet ein Konzert des renommierten britischen Kontrabassisten Barry Guy, der unter anderem für seine Arbeit mit dem London Jazz Composers Orchestra, dem Kronos Quartet und Michel Nyman bekannt ist. Zusammen mit der virtuosen Schweizer Barockgeigerin Maya Homburger wird er Eigenkompositionen und Improvisationen in der Kirche erklingen lassen.

„Wir haben das bewusst als Adventskonzert gestaltet, um auch Familien anzusprechen“, sagt Schulze. „Ich habe selber schon oft in Kirchen gespielt, das ist akustisch immer total spannend.“

Wer noch mehr Lust auf grenzüberschreitenden Jazz hat, sollte sich den 15. Dezember vormerken: Zwei Wochen nach der Jazzoffensive findet nämlich die letzte Ausgabe des Jazzlabs in der Fabrik statt, die kostenlose Musikreihe, die ebenfalls von Schulze geleitet wird. Die Veranstaltung, bei der viele Musikerinnen und Musiker der letzten Jahre zusammenkommen werden, ist Teil des zehnjährigen Jubiläums, das das Jazzlab in diesem Jahr feiert. Wie immer wird eine große Jamsession den Abschluss bilden, bei der alle mitmachen dürfen: „Das wird eine große Session mit ganz vielen Instrumenten auf der Bühne“, so Schulze.

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