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Selbstbildnis. Siegward Sprotte 1933.

© Potsdam Museum

Kultur: Die Forschung zu Sprotte geht weiter

Rund 5300 Gäste in der Museumsausstellung

Am Ende waren alle 550 Kataloge verkauft, keine Postkarte, kein Kalender mehr zu kriegen. Auch der Besucherandrang schlug am letzten Wochenende der Siegward-Sprotte-Ausstellung im Potsdam Museum noch mal kräftig zu Buche. Mit 5266 Gästen bei einer Laufzeit von drei Monaten zeigt sich die Museumschefin Jutta Götzmann sichtlich zufrieden. Hinzu kommen noch die Zahlen der Veranstaltungsgäste bei Atelierkonzerten und weiteren Sonderveranstaltungen. Das reiche zwar nicht an die 12000 Besucher der vorangegangenen Ausstellung über Friedrich II. heran, „aber der spielte auch international in einer anderen Liga, zudem war die Laufzeit der Ausstellung auf fünf Monate verlängert“.

Für eine Kunstausstellung sei die Resonanz jedenfalls sehr gut gewesen. so Götzmann. Dazu hätten sicher auch die Begleitveranstaltungen beigetragen: „Ich habe bei meinen Kollegen trotz anfänglicher Skepsis ein neues Format durchgeboxt, das sehr erfolgreich lief.“ Nach der offiziellen Schließzeit konnten sich Besucher zu fünf Themenführungen einfinden und nach einem kurzen kunstwissenschaftlichen Intro direkt vor den Bildern diskutieren. Anfänglich tauchten 25, am Ende 50 Besucher in die Stille der Räume ein. Auch die Atelierkonzerte, Kinderworkshops, gebuchten Führungen und zwei Lesungen aus den Tagebüchern Sprottes fanden Zuspruch, sagte die Museumsleiterin.

Auch wenn Sprotte jetzt erst einmal zur Seite treten muss, da ab 5. August die nächste Sonderausstellung mit dem Lebenswerk der Künstlergrößen Wieland Förster, Werner Stötzer, Bernhard Heisig, Sabina Grzimek, Harald Metzkes und Ronald Paris zu sehen ist und die Eröffnung der Dauerausstellung Ende September vorbereitet wird, bleibt er weiter im Fokus. Das Museum will langfristig ein digitales Künstlerarchiv anlegen, das ständig aktualisiert wird, auch mit neuen Erkenntnissen zu Sprotte. Eine Biografie über ihn wird ein künftiges Projekt sein.

Zuvor gilt es aber, seinen großen schriftlichen Nachlass zu sichten, auch um mehr über Sprottes Haltung zum Nationalsozialismus in Erfahrung zu bringen. In einem Interview mit den PNN (erschienen am 11. Juli) hatte der Kulturwissenschaftler Thomas Kumlehn dem Potsdam Museum vorgeworfen, dass in der Ausstellung die standardisierte „Clusterbildung“ von Sprottes Biografie nicht aufgebrochen worden sei. Jutta Götzmann verwies indes darauf, dass die Ausstellung vor allem den Anspruch gehabt habe, das künstlerische Werk Sprottes erstmals in seiner Gesamtheit zu präsentieren und zu zeigen, wie breit seine interdisziplinäre Ausrichtung in den Dialogen mit anderen Künstlern, Philosophen und Zeitgenossen gegangen sei. „Von einer Clusterbildung kann nicht gesprochen werden. Ich habe einfach noch nicht das Gefühl, dass alle Quellen richtig ausgewertet worden sind, um Sprottes Haltung zu den Nationalsozialisten eindeutig einzuordnen. Die Äußerungen in der Presse waren hierzu spekulativ und wenig präzise. Dafür müsste man den gesamten schriftlichen Nachlass des Malers kennen.“ Weiterhin stehe die Sichtung der Fremdarchive noch komplett aus. „Ich glaube nicht, dass sich die Sprotte-Stiftung und Sprottes Familie gegen so eine Aufarbeitung sträubt. Das Museum hat bisher als einzige Institution die Wichtigkeit des schriftlichen Nachlasses erkannt und mit der Aufbereitung von zwei Tagebüchern die Basis gelegt.“

Jutta Götzmann schwebt ein kleines Forschungsvorhaben gemeinsam mit der Sprotte-Stiftung vor. Doch dafür müsste eine zusätzliche Personalstelle für etwa anderthalb Jahre finanziert werden. Generell sei das Thema unbedingt wichtig, wie sich Künstler in der Zeit des Nationalsozialismus verhielten. Da bestehe in Potsdam noch großer Nachholbedarf, so Götzmann. Die von ihr begonnene biografische Aufarbeitung des Künstlers Ernst Ludwig Kretschmann habe dies ebenfalls gezeigt.

Nach der erfolgreichen ersten Ausstellungsstation in Potsdam sind die Bilder Sprottes inzwischen verpackt und treten die Reise nach Schloss Gottorf an, wo am 28. Juli im Kloster Cismar die zweite Ausstellungsstation beginnt. Heidi Jäger

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