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„Morari“: buntere und komfortablere Haltestellen.

© Andreas Klaer

Bunte Haltestellen: Potsdamer Studierende mit Designpreis Brandenburg ausgezeichnet

Zum 13. Mal wurde der Designpreis Brandenburg verliehen. Die Arbeiten der Gewinner und der Nominierten sind im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte zu sehen.

Blaue, grüne, gelbe Gebilde schmiegen sich organisch wie „sympathische Parasiten“ an normgraue Geländer herkömmlicher Haltestellen: Für ihre urbane Möbelserie „Morari“ haben sich Klara Schneider, Valentina Lenk und Jesse Altmann Potsdamer Haltestellen vorgenommen und sich die Frage gestellt, wie man sie komfortabler gestalten könnte.

Ihre Antwort darauf gehört zu den zehn Gewinner-Arbeiten des Designpreis Brandenburg 2023, den das Brandenburger Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie am Dienstagabend zum 13. Mal verliehen hat. Der Preis wird an die herausragendsten Brandenburger Designerinnen und Designer in den Kategorien Industriedesign/Produktdesign und Kommunikationsdesign/Digital Design verliehen. Alle ausgezeichneten Nachwuchsdesignerinnen und -designer kommen dieses Jahr von der Fachhochschule (FH) Potsdam.

Alle Projekte der diesjährigen 22 Preisträgerinnen sowie Preisträger und Nominierten sind noch bis zum 17. Dezember im HBPG zu sehen.
Alle Projekte der diesjährigen 22 Preisträgerinnen sowie Preisträger und Nominierten sind noch bis zum 17. Dezember im HBPG zu sehen.

© Andreas Klaer

Sympathische Parasiten

Die Produktdesignstudierenden Klara Schneider, Valentina Lenk und Jesse Altmann haben für „Morari“ langlebige recycelte Stoffe gewählt, die mithilfe von 3D-Druck verarbeitet werden können. Das Resultat sind farbenfrohe Möglichkeiten zum Sitzen, Anlehnen und Kommunizieren, die bestehende Haltestellen niedrigschwellig aufwerten. Probesitzen kann man aktuell auf einem Prototyp in der historischen Gewölbehalle im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte (HBPG), wo bis zum 17. Dezember alle 22 nominierten und ausgezeichneten Arbeiten in einer Ausstellung zu sehen sind.

Dass Design nicht nur schöne Form bedeutet, sondern immer Ausdruck seiner jeweiligen Zeit ist, zeigen auch andere der gezeigten Arbeiten. „Das Ausmaß der umfassenden ökologischen und sozialen Krisensituation hat heute weltweit einen neuen Höhepunkt erreicht. Wenn Design weiterhin Relevanz haben soll, müssen Designer*innen mehr denn je Verantwortung übernehmen — politisch, sozial, ökologisch, wirtschaftlich und kulturell“, so Katrin Krupka (German Design Graduates), Mitglied der siebenköpfigen Fachjury.

Frank Ludwig wurde für seine Vasenserie „Wasser“ nominiert.
Frank Ludwig wurde für seine Vasenserie „Wasser“ nominiert.

© Andreas Klaer

Axel Veit erhält den Preis für seinen „Marlon Stapelstuhl“.
Axel Veit erhält den Preis für seinen „Marlon Stapelstuhl“.

© Andreas Klaer

Rassismus in der Werbung

Ann-Katrin Bernhards Abschlussarbeit „Say no Mo(h)r“ an der FH Potsdam ist auch so ein Beispiel. Bernhard beschäftigt sich darin mit Rassismus und Diskriminierung in der Werbung und ist dafür als „Young Professional“ in der Kategorie „Kommunikationsdesign“ ausgezeichnet worden. Am Beispiel der Schokoladenmarke Sarotti untersucht sie exotische Werbekommunikation, die den Käufer mit fernen Ländern und kolonialistischen Stereotypen lockt.

Sollten Marken zukünftig mehr gesellschaftliche Verantwortung übernehmen? Wie das aussehen könnte, zeigt sie mit der Neugestaltung des Sarotti-Markenauftritts: Aus dem traditionellen Design heraus entwickelt sie elegante, zeitgemäßere Verpackungen, die ohne den umstrittenen „Sarotti-Mohr“ auskommen.

Carsten Gollnick hat seine Keramikkollektion „Jardim“ für die Gastronomie designt.
Carsten Gollnick hat seine Keramikkollektion „Jardim“ für die Gastronomie designt.

© Andreas Klaer

Neu gedachte Bienenhäuser

Wie zusammengeklappte Sonnenschirme mit einer darübergezogenen Stoffhülle stehen die „Hiives“ von Hiive UG da, doch darin wimmelt es nur so vor Leben: Philip Potthast und Fabian Wischmann nutzten für die neu gedachten Bienenhäuser aus Holz, Hanfwolle und WPC die natürlichen Baumhöhlen der Westlichen Honigbiene als Inspiration. Ihr Ziel ist es, Honigbienen ein artgerechtes Zuhause mit stabiler Innentemperatur zu bieten und gleichzeitig Imkern die Arbeit zu erleichtern. Dafür haben sie das Bienenhaus leicht zugänglich gestaltet und mit intelligenten Sensoren ausgestattet, die den Zustand des Bienenvolks überwachen und auf eine begleitende App übertragen.

„Hiive“: ein artgerechtes Zuhause für die Bienen und eine Arbeitserleichterung für die Imker.
„Hiive“: ein artgerechtes Zuhause für die Bienen und eine Arbeitserleichterung für die Imker.

© Andreas Klaer

Paris - Charlottenburg

Den kulturellen Design-Aspekt deckt das Studio Buchstabenschubser ab. In ihrem animierten Erklärfilm „Das Ladenschild des Kunsthändlers Gersaint“ folgen sie der Entstehung des Kunstwerks „Das Ladenschild“ von Antoine Watteau. Mit großer Leichtigkeit erzählt der Film im Splitscreen die Reise des Kunstwerks von seinem Ursprung als Werbeschild auf der Pariser Pont Notre-Dame bis ins Schloss Charlottenburg, wo es heute hängt.

Und dann wird es noch sehr persönlich: Lena Zagora ist ebenfalls für einen Animationsfilm ausgezeichnet worden. „Gehen (heißt gehen für immer)“ ist im Rahmen ihrer Bachelorarbeit entstanden und erzählt die Fluchtgeschichte ihrer Mutter aus einer ganz und gar roten Welt, der DDR. Wünsche wie Reisen und Kleidung stehen am Ende langer Wege, die viel versprechen. Eines Tages, nach dem 50. Geburtstag ihrer Mutter, setzt sie sich in ihren Trabbi; mit vielen anderen winzigen Autos quert sie die übergroß gezeichnete Grenze. Auf verschlungenen Wegen geht es nach Westdeutschland, in eine immer blauere Welt.

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