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Kultur: Bemerkenswerte Bach-Hommage

Orgelsommer-Konzert mit Ulrich Lamberti in der Erlöserkirche / Organist ließ sich von Martin Luther inspirieren

Orgelsommer-Konzert mit Ulrich Lamberti in der Erlöserkirche / Organist ließ sich von Martin Luther inspirieren „Und nun der Organist. Die Aufgabe, die er zu erfüllen hat, ist keine Kleinigkeit“, verkünden die „Fliegenden Blätter“ anno 1896. „Ein Kirchenlied nach einer guten Vorlage zu begleiten, nun ja, das ist am Ende keine Hexerei Wie herrlich aber und erbauend und erhebend, wenn auf der Orgel ein Mann sitzt, der sein Instrument in der Gewalt hat, der die Meisterwerke unserer großen Orgelkünstler in gewandtem Spiel daherrauschen lässt." Dazu gehöre „viel und gründliches Studium“, liest man weiter, „viel und sorgfältige Übung“. Einer guten Ausbildung hat sich der Kirchenmusiker Ulrich Lamberti versichert, sorgfältigen Übungen an verschiedenen Orten in den alten Bundesländern hingegeben. Seit 2000 ist er Kantor und Spielpfleger der Sauer-Orgel in der Stadtkirche zu Wittenberg. Vom Genius loci, Martin Luther, hat er sich für seinen Auftritt beim Internationalen Orgelsommer Potsdam in der Erlöserkirche zu einer reizvollen und gänzlich unaufgeregten Zusammenstellung inspirieren lassen, die ausschließlich von Werken des großen Johann Sebastian Bachs bestimmt wird. Für deren adäquate Wiedergabe ist die Schuke-Orgel bekanntermaßen ein vortreffliches Medium. Gerahmt von Präludium und Fuge Es-Dur Bachwerkverzeichnis (BWV) 552 erklingen mehrere Choralbearbeitungen – vorzugsweise aus dem 3. Teil der „Clavier-Übungen“. Zusammen ergibt das die Sparvariante eines mitunter als „Orgelmesse“ bezeichneten Gebildes. Festlich in glanzvoller Tonart breitet sich das Präludium im vergleichsweise gut besuchten Kirchenraum voller Erhabenheit aus. Scharfe Prinzipalstimmen sorgen für eine strahlende, geradezu prunkende Klanggloriole: reich umspielt zeigt sich die Melodielinie, klar strukturiert das kontrapunktische Gefüge. Eine Bach-Wiedergabe der gradlinigen Art. Sie setzt sich fort mit Bachs Bearbeitungen von Kirchenliedern des Reformators Martin Luther. Da sie sicherlich nicht jeder im Ohr hat, lässt sie der Organist – ganz seines ureigensten Amtes als Gemeindegesangsbegleiter obwaltend – zuvor in der Originalgestalt erklingen. Dann folgt, nach einer Zäsur, die entsprechende Choralbearbeitung. Ein Verfahren, das die Sinne für polyphone Verästelungen und Entwicklungen ungemein schärft. Gespannt verfolgt man, wann wo welche Figuration sich in der jeweiligen Bearbeitung wiederfindet. Quasi als Meditation erweist sich die über den Choral „Komm, Heiliger Geist, Herre Gott“ BWV 652 (aus „18 Leipziger Choräle“), die Ulrich Lamberti weich und zungenstimmenreich spielt. Tänzerisch beschwingt, im Diskant vor Freude hüpfend und mit der Vox humana als schnarrendes Fundament zeigt sich „Jesus Christus, unser Heiland“ BWV 688. Diesem kurzweiligen Stück folgt die klanglich durchdringende Grave-Emphase („Aus tiefer Not schrei ich zu dir“ BWV 686). Gerade diese sinnausdeutenden Registrierungen sind es, die das Spiel von Ulrich Lamberti auszeichnen. Filigran im Diskant, trillerreich und wie hingetupft breitet sich „Ein feste Burg ist unser Gott“ BWV 720 aus. Geschwind, mit Pedal-Trompete eilt „Christ, unser Herr zum Jordan kam“ BWV 684 vorüber, festlich erhebend das Bekenntnis „Wir glauben alle an einen Gott“ BWV 680, tremolierend und näselnd das „Vater unser im Himmelreich“ BWV 682. Die Es-Dur-Fuge mit prägnant gespieltem Thema setzt dieser bemerkenswerten Bach-Hommage den erhabenen, gefühlsintensiven Ausklang.Peter Buske Nächstes Orgelkonzert am 17. 8., 19.30 Uhr, Friedenskirche, mit Marco D''Avola.

Peter Buske

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