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Erlöserkirche Potsdam

© Andreas Klaer

Bachs Johannespassion in der Erlöserkirche: Nie glatt und bequem

Im Rahmen der Potsdamer Bachtage kam Bachs Werk zur Aufführung. Ein bewegendes Konzert, in dem sich die Potsdamer Kantorei als Fels in der Brandung zeigte.

Passionsmusiken, die an das Leiden und Sterben Christi erinnern, gehören in unserer säkularisierten Welt zum Ritual, dem sich auch diejenigen Zeitgenossen anschließen, die mit Gott und Kirche längst gebrochen haben. Aufführungen einer Matthäus- oder Johannespassion von Johann Sebastian Bach sind jedoch mehr als nur Tradition. Ihre Botschaft lässt nicht kalt, sie rüttelt auf, trifft jeden auf irgendeine Weise.

In ihre lange Aufführungstradition reiht sich auch die Potsdamer Kantorei ein. Am 23. März sang sie innerhalb der Bachtage Potsdam die Johannespassion in der Erlöserkirche. Vor 300 Jahren wurde das Werk unter der Leitung des Komponisten erstmals in der Leipziger Nikolaikirche aufgeführt.

Dirigent Ud Joffe war weit davon entfernt, das Aufführungs-Ritual als eine schöne Freizeitbeschäftigung anzubieten, denn seine Interpretation war nie glatt oder bequem. Die Emotionen der Passionsgeschichte mit ihren Aggressionen, ihrem Schmerz und ihren Hoffnungsgedanken fanden vor allem in der Kantorei eine hervorragende Deuterin, ob bei den dramatisch aufgeladenen Chorszenen oder bei den glaubensstarken Chorälen.

Die Mitglieder des Chores folgten dem Dirigenten mit verständlicher Diktion und genauester Absprache. Sie waren der vokale Fels in der Brandung, in feiner stimmlicher Ausgewogenheit. Auch der Sänger des Evangelisten, André Khamasmie, war emotional am Geschehen beteiligt und sang die Partie mit empfindsamer Rezitativrhetorik. Bernhard Hansky setzte seinen Bass als Pilatus und in den Arien kontrastreich ein. Dana Marbach, Sopran, und Anna Kunze, Alt, sangen mit innerer Beteiligung.

Nur der Bass Maximilian Lika blieb blass. Den Weg, den Jesus zum Kreuzestod durchschreitet, konnte er nicht vermitteln. Wenn dieser ausruft: „Mich dürstet!“ oder „Es ist vollbracht“, dann klang das bei Lika lediglich alltäglich und nicht im Kontext des Erlebten. Die Orchesterstimmen waren beim Neuen Kammerorchester bestens aufgehoben. Der innere Dialog des Ensembles mit den Sängerinnen und Sängern entbehrte nicht der stimmigen Klarheit und der rhythmischen Prägnanz. Ein bewegender Abend.

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