zum Hauptinhalt
Menschen und Schweine leben bereits seit rund 8500 Jahren miteinander

© Ottmar Winter

Alles andere als dumm: Ausstellung im Potsdamer Naturkundemuseum klärt über Schweine auf 

Warum die Paarhufer klüger sind als ihr Ruf und weshalb sich das Hausschwein in den letzten hundert Jahren verändert hat.

Von Alicia Rust

Ein Schwein ist ein Schwein, möchte man zumindest meinen. Doch muss kaum ein anderes Tier für so vieles herhalten wie das gute alte Hausschwein, das immerhin zu den ältesten domestizierten Haustieren der Welt gehört. Menschen und Schweine leben bereits seit rund 8500 Jahren miteinander. In dieser Zeit haben sich die Tiere gewaltig verändert.

Inwiefern und warum das so ist - darüber informiert jetzt die neue Sonderausstellung im Naturkundemuseum Potsdam. „SUS100 - Mensch verändert Schwein“ wird am 20. Oktober um 16 Uhr bei freiem Eintritt eröffnet. Der kryptisch anmutende Ausstellungstitel ist an den wissenschaftlichen Gattungsnamen der Schweine angelehnt: „Sus“ steht für die „Echten Schweine“ (Suidae), die Zahl 100 für hundert Jahre Schweinezucht.

Im Zentrum der Ausstellung mit rund 28 Exponaten, zahlreichen Texttafeln, Grafiken sowie 50 historischen Fotos stehen drei Tierpräparate - sogenannte Dermoplastiken - von modernen Zuchtsauen. Darüber hinaus können Besucher historische Ferkel-Präparate betrachten, neben einer Fülle von Anschauungsmaterial zur Entwicklung von Edel- und Landschweinen.

Sie haben die Sonderausstellung im Naturkundemuseum gemeinsam kuratiert: Larissa Goebel (l.) und Ina Pokorny.

© Ottmar Winter

Deutschland ist der drittgrößte Schweinefleischproduzent der Welt

In einem interaktiven Spiel ist es Interessierten sogar möglich, die Züchtung von Schweinen auszuprobieren oder an einer Umfrage zum eigenen Fleischkonsum teilzunehmen. Immerhin liegt Deutschland beim Konsum von Schweinefleisch mit geschätzten 35,7 Kilogramm Verzehr pro Kopf ganz vorn. Nach den USA und China ist Deutschland auch der drittgrößte Schweinefleischproduzent der Welt.

Schweine zählen zu den intelligentesten Tieren der Welt.

Dr. Ina Pokorny

Grundlage der Ausstellung, in der sich alles um die sensiblen Paarhufer dreht, war ein Forschungsprojekt an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg. Dort wurde die Morphologie und die Genetik hundert Jahre alter Schweine mit den heutigen Vertretern der Spezies verglichen; vom Europäischen Hausschwein existieren heute rund 150 verschiedene Rassen, die alle vom Wildschwein abstammen. „Heute sind die Schweine insgesamt länger und sie haben weniger Fett als ihre Vorfahren vor hundert Jahren“, weiß Kuratorin Dr. Ina Pokorny.

Besonders für die jüngsten Besucher der Ausstellung haben sich die Kuratorin und ihre Kollegin Larissa Goebel ins Zeug gelegt. Zauberhafte Illustrationen von Ferkel „Susi“ führen Kinder durch die Ausstellung; die kleinen „Eyecatcher“ wurden eigens von Grafikerin Kristin Meier (von orangerot-Design) für diesen Zweck ins Leben gerufen. Passend dazu gibt es Erklärtexte in verständlicher Sprache, die in Augenhöhe von Kindern angebracht sind. „Zu uns kommen viele Familien, Schul- und Kitagruppen, deshalb wollten wir die Texte entsprechend anpassen“, so das Kuratoren-Team.

„Aus der Original-Ausstellung haben wir explizite Kinderthemen herausgefiltert, schließlich wollen wir ja auch mit den Vorurteilen gegenüber Schweinen aufräumen.“ Zum Beispiel, dass Schweine dumm sind. Das Gegenteil ist der Fall. Die roséfarbenen Rüsseltiere sind nicht nur äußerst sensibel, sozial und verspielt, „sie zählen auch zu den intelligentesten Tieren der Welt“, so Dr. Ina Pokorny.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false