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Die Brandenburgische Krebsgesellschaft bietet in Potsdam neben Beratung, Kunst- und Musiktherapie mehrmals im Jahr einen Kosmetikkurs an.

© Andreas Klaer

Potsdam: Kosmetikkurse für an Krebs erkrankte Frauen: Sich schön zu fühlen, ist wichtig

Die Brandenburgische Krebsgesellschaft bietet in Potsdam Kosmetikkurse für Frauen nach oder während der Krebstherapie an. Sie erfahren, was ihrer Haut, die unter Chemotherapie und Bestrahlung leidet, und auch ihnen selbst gut tut.

Potsdam - Es könnte das Vorzimmer zu einem Modellwettbewerb sein. Am Tisch sitzen neun Frauen, vor ihnen Kosmetikspiegel, Taschentücherschachteln und jede Menge Make Up-Artikel, Tuben, Tiegel, Pinsel. „Die Pinsel vergessen Sie gleich mal wieder. Was sich da alles an Schmutz und Keimen ansammelt – das können Sie jetzt überhaupt nicht gebrauchen“, sagt Gabriele Häusler. Denn das hier ist keine Castingshow. Die Kosmetikerin aus Bornstedt ist auch Hauttherapeutin, ihre Klientinnen am gestrigen Montagnachmittag sind Frauen kurz nach oder während einer Krebstherapie. Der Raum gehört der Brandenburgischen Krebsgesellschaft, gleich gegenüber vom Bergmann-Klinikum. Das ist praktisch. Manche Frauen kommen nach einem Behandlungstermin direkt rüber, manche sogar, während sie stationär behandelt werden. Denn irgendwie gehört der Crashkurs „Kosmetik für Krebspatientinnen“ auch zur Therapie.

„Sich schön zu fühlen, das ist wichtig. Seele und Körper, das kann man doch nicht trennen“, sagt Bianka Rohne von der Krebsgesellschaft. Der Verein bietet neben Beratung, Kunst- und Musiktherapie mehrmals im Jahr diesen Kosmetikkurs – in Kooperation mit der DKMS, der Deutschen Knochenmarkspenderdatei, an. Hier sollen Frauen erfahren, was ihrer Haut, die unter Chemotherapie und Bestrahlung leidet, gut tut. Wie man mit einem Verlust von Brauen und Wimpern umgeht, wie man seine Kopfhaut pflegt, wenn die Haare ausgefallen sind. Und letztlich sollen die Frauen Lust bekommen, sich schön zu schminken. Sich selbst und der Umwelt entgegen lächeln, die Erfahrung machen, dass die Situation zwar schlecht ist, man aber besser damit zurecht kommt, als man dachte, sagt Rohne.

Die kostenfreien Seminare sind gut besucht. Es ist ein Ort, an dem man dieser Krankheit direkt ins Gesicht schaut, im besten Wortsinn. Über Krebs spricht man nicht gern außerhalb des Krankenhauses, sagt eine Teilnehmerin. Auf das Seminar ist sie gespannt. Sie hat sich noch nie geschminkt, jetzt will sie wissen, wie es geht. Den Flyer dazu hat ihr eine Krankenschwester gegeben, als sie ihre erste Chemo bekam. Ihre Nachbarin hat schon mehrere hinter sich. Sie zieht mit einem Ruck das pastellfarbene Tuch vom Kopf und zeigt Glatze. „Ich steh dazu. Mit Perücke kam ich mir fremd vor“, sagt sie. Das mit dem Haarausfall sei bei jedem anders, sagt Häusler.

Dann werden die Kosmetikprodukte ausgepackt, alles gesponsert von diversen Firmen und zum Mitnehmen nach Hause. Zum Ausprobieren. Zum Benutzen. Sie fangen damit gleich an. Gabriele Häusler läuft hinter ihnen entlang, berät zu Farbtönen. „Jetzt wird es Frühling, da können wir ruhig schon etwas dunkler gehen“, sagt sie. Ganz wichtig sei es, mit Einwegmaterial, mit Wattepads statt keimbeladener Schwämmchen zu arbeiten, und weiche Eimalwaschlappen statt grobem Frottee zu benutzen. „Seien Sie liebevoll zu ihrer sensiblen Haut“, sagt sie, „das ist ihr größtes Organ – und damit kommunizieren Sie mit ihrer Umwelt.“ Dann wird es ganz konkret, es geht um Inhaltsstoffe, zum Beispiel um das Grün im Lidschatten. Im Grün sind oft Sulfite drin, das kann bei empfindlichen Augen allergische Reaktionen hervorrufen, sagt sie. Dann doch lieber rote Lippen. „Seien Sie mutig. Wenn es Ihnen gefällt, dann tut es Ihnen auch gut.“

Die Frauen sind begeistert, auch wenn sie es nicht überschwänglich zeigen. „So viele gute Tipps“, sagt eine. Und gibt Gabriele Häusler ein Daumen-Hoch, wie all die anderen in der Runde. 

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