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Landeshauptstadt: Potsdam ist bei der Wirtschaft beliebt

Trotz hoher Gewerbesteuer will kaum ein Unternehmer wegziehen. Fast die Hälfte will sogar einstellen

Potsdams Wirtschaftsbetriebe sind zufrieden mit der Landeshauptstadt: Nur sechs Prozent planen einen Wegzug, während über 72 Prozent Potsdam unter allen Umständen treu bleiben wollen. Das geht aus dem Ergebnisbericht einer Befragung von zweihundert Führungskräften von Betrieben mit mehr als zehn Mitarbeitern hervor, den Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) und Wirtschaftsförderer Stefan Frerichs am Montag vorstellten.

Der Erhebung zufolge sind 21 Prozent der Betriebe mit der wirtschaftlichen Entwicklung zwar weniger zufrieden. Aber selbst diese halten an Potsdam fest. Dazu kommt, dass die überwiegende Zahl der Führungskräfte in der Landeshauptstadt wohnt, nur 31 Prozent sind Pendler.

Trotz „eingetrübter Grundstimmung“ zeigte sich Jakobs zufrieden mit diesen Zahlen. Denn den Unternehmen geht es größtenteils offenbar gut: 48 Prozent wollen ihre Belegschaft zumindest halten, 47 Prozent der Potsdamer Unternehmen sogar neues Personal einstellen.

Zum zweiten Mal seit 2008 hatte die Wirtschaftsförderung die Unternehmen von Mainzer Marketingforschern befragen lassen. Von den 420 Potsdamer Unternehmen mit mehr als zehn Mitarbeitern beteiligten sich 200 – überwiegend aus der Dienstleistungsbranche.

Gegenüber der Umfrage von vor fünf Jahren ist allgemein eine positive Entwicklung der Landeshauptstadt als Wirtschaftsstandort zu verzeichnen. „Die positive Entwicklung hat auch ihren Preis“, schränkte Jakobs ein. Skeptisch sehen die Unternehmer nämlich die steigenden Immobilienpreise und das mangelnde Angebot an Erweiterungsflächen. Als zu hoch werde die Gewerbesteuer empfunden. Letztere sei laut Jakobs im Land Brandenburg zwar spitze, aber die Stadt sei auf das Geld angewiesen. Eine Senkung sei daher nicht zu erwarten.

Der Oberbürgermeister verwies darauf, dass der begrenzende Faktor für die Wirtschaft weniger die Höhe der Gewerbesteuer als die Verfügbarkeit von Fachkräften sei. Das Arbeitsplatzwachstum sei laut Jakobs inzwischen doppelt so hoch wie der Einwohnerzuwachs.

Kritische Bewertungen gab es bei der Transparenz und der Bearbeitungsgeschwindigkeit in Genehmigungsverfahren. „Ich wünsche mir manchmal, dass Investitionsabsichten von Unternehmen nicht in allen Ausschüssen rauf und runter diskutiert werden“, merkte Jakobs dazu an und nannte als Beispiel die bereits sieben Jahre währenden Querelen um den Neubau der Weissen Flotte. Es müsse schneller entschieden werden.

Die wirtschaftliche Grundstimmung der Befragten hat gegenüber 2008 abgenommen. Damals glaubten noch 59 Prozent, dass es mit ihrem Unternehmen aufwärts geht, heute sind es zehn Prozent weniger. Von Pessimismus ist diese Einschätzung weit entfernt: Die Umsatzerwartungen sind gleich geblieben und die Investitionsbereitschaft hat nur minimal abgenommen.

„Der Standort Potsdam profitiert von seiner Einzigartigkeit, dazu gehört die hohe Attraktivität der Stadt, die wahrgenommene Lebensqualität, die zentrale Lage und die wirtschaftliche Dynamik der letzten Jahre“, heißt es wörtlich im 20-seitigen Ergebnisbericht, dem sogenannten „Gewerbemonitor“. Die „schöne Stadt mit hoher Lebensqualität, sympathisch und zukunftsorientiert, weltoffen und kreativ, innovativ, sauber und modern“ füllt den grünen Bereich der Diagramme im Bericht unübersehbar aus. Die „schöne Stadt“ hat sogar von 80 Prozent positiver Bewertungen vor vier Jahren noch zehn Prozentpunkte dazugewonnen.

Günter Schenke

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