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Landeshauptstadt: Potsdam gehen die Gewerbeflächen aus

Wirtschaftsförderung warnt vor negativen Auswirkungen auf Arbeitsmarkt und Steuereinnahmen

Die Wirtschaftsförderung im Potsdamer Rathaus schlägt Alarm wegen fehlender Gewerbeflächen. Potsdam könne die steigende Nachfrage nach höherwertigen Gewerbeflächen nicht mehr bedienen, warnt das Förderamt in einem aktuellen Bericht für die Stadtverordnetenversammlung. Die Folge: „Ansiedlungen und Betriebserweiterungen von Unternehmen gehen für die Landeshauptstadt verloren.“ So sei die Abwanderung von Firmen ins Umland oder nach Berlin zu erwarten. „Das alles ist verbunden mit deutlich negativen Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt und die Steuereinnahmen der Stadt“, skizziert die Wirtschaftsförderung in dem den PNN vorliegenden Papier.

Konkret standen laut dem Bericht im vergangenen Jahr einer größeren Nachfrage nach höherwertigen Gewerbeflächen – im Minimum 12,3 Hektar – nur rund 3,3 Hektar tatsächlich kurzfristig verfügbare Flächen gegenüber. Damit spitze sich der Engpass in dem Bereich gravierend zu, so die Wirtschaftsförderung – die Nachfrage von Unternehmen nach neuen Standorten habe man im vergangenen Jahr längst nicht decken können. Eine Lösung zeichnet sich nicht ab. Denn tatsächlich müsse die Stadt zusätzliche Gewerbeflächen durch Kauf oder Erschließung zur Verfügung stellen, wird in dem Bericht gefordert. Doch: „Finanzielle Mittel stehen dafür 2015/16 nicht zur Verfügung.“ Als konkretes Beispiel wird in einer Tabelle ein 1,5 Hektar großes Grundstück hinter einem Discounter Am Raubfang in Bornim genannt – dort fehle aber noch der Zugang durch eine Straße. Geld dafür gibt es nicht.

Schon vor einem Jahr hatte die Wirtschaftsförderung vor solchen Entwicklungen gewarnt. Auch beim von der Stadtverwaltung in Auftrag gegebenen Gewerbemonitoring, das alle zwei Jahre die Stimmung der Firmen in der Landeshauptstadt misst, hatten Unternehmen im vergangenen Jahr den Mangel an Gewerbeflächen als eine der größten Schwächen des Wirtschaftsstandorts Potsdam ausgemacht – neben den Verkehrsproblemen der Stadt und steigenden Immobilienpreisen. Damals hatte noch rund ein Viertel der Unternehmen angegeben, in Potsdam expandieren zu wollen. Auch der neu gegründete Wirtschaftsbeirat der Stadt hat sich als vordringliche Aufgabe vorgenommen, gegen den Mangel an Gewerbeflächen vorzugehen.

Vertreter der Handwerks- (HWK) sowie der Industrie- und Handelskammer (IHK) bewerteten die Ergebnisse des Berichts zu den Gewerbeflächen ähnlich. Der IHK-Leiter für Standortpolitik in Potsdam, Torsten Stehr, sagte den PNN: „Wir kritisieren seit Langem den Umgang der Landeshauptstadt mit ihren Gewerbegebieten. Wir sprechen über eine wachsende Stadt – wo aber sollen die Menschen arbeiten, wenn ohnehin knappe Gewerbeflächen umgewidmet werden?“ Potsdam wirke attraktiv auf Investoren, doch könne man mehr aus diesem Potenzial machen und Steuereinnahmen für die Zukunft sichern, so Stehr: „Stattdessen geht das Gewerbe ins Umland.“ HWK-Präsident Jürgen Rose sagte: „Die Stadt muss dafür sorgen, dass sich auch kleine und mittelständische Unternehmen ansiedeln können – doch für viele Handwerksbetriebe sind die Mietpreise für Produktions- und Werkstattflächen einfach zu hoch.“

Zugleich sorgt sich die Wirtschaftsförderung, dass noch bestehende Gewerbeflächen zugunsten von Wohnungsbau umgewidmet werden könnten. Weiter heißt es in dem Bericht: „Für den Fall, dass gewerbliche Potenzialflächen für die Errichtung von Flüchtlingsunterkünften in Anspruch genommen werden, verschärft sich die Angebotssituation weiter und gefährdet damit langfristig die wirtschaftliche Entwicklung der Landeshauptstadt.“

Unter anderem entsteht bereits am Horstweg ein Flüchtlingsheim auf einer Gewerbefläche. Dagegen sei ein noch vor einem Jahr als Unterkunft für Asylbewerber geplantes 1,4 Hektar großes Grundstück am Buchhorst inzwischen – aufgrund eines „konkreten Investoreninteresses“ – für die Errichtung eines Gewerbehofes vorgesehen, hebt die Wirtschaftsförderung hervor. Der Bauantrag sei bereits eingereicht, künftig könnten am Buchhorst Werkstatt- und Hallenflächen ab einer Größe von 120 Quadratmeter angeboten werden.

Als weiteres positives Beispiel für die Schaffung neuer Gewerbeflächen wird der 2016 geplante Neubau eines Labor- und Bürogebäudes nahe dem Gründerzentrum „Go:In“ in Golm genannt – dort hatten wie berichtet mehrere erfolgreiche Firmen bereits ihren Rückzug aus Potsdam erwogen. Geprüft wird aktuell, ob die kommunale Technologie- und Gewerbezentren Potsdam GmbH ein neues Technologiezentrum in der Medienstadt Babelsberg baut, um kleinteilige Flächen für Neugründungen und Ansiedlungen von kleinen innovativen Medien- und IT-Unternehmen zu ermöglichen.

Dazu gebe es laut dem Bericht bereits Gespräche mit dem Landeswirtschaftsministerium und der Investitionsbank des Landes Brandenburg zur Finanzierung.

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