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Potsdam: Fachhochschule bis 2018 am Alten Markt?

Streit um den Neubau in der Pappelallee gefährdet den Zeitplan für die Potsdamer Mitte. Hintergrund ist das ungelöste Platzproblem der Fachhochschule an ihrem neuen Standort.

Von Peer Straube

Innenstadt - Der weitere Wiederaufbau der Potsdamer Mitte könnte sich im schlimmsten Fall um fünf Jahre verzögern. Die Stadt und das Land haben einen Vertrag geschlossen, der es der Fachhochschule Potsdam erlaubt, ihr altes Gebäude am Alten Markt bei Bedarf bis 2018 zu nutzen. Das bestätigte FH-Rektor Johannes Vielhaber auf PNN-Anfrage. Eigentlich sollte das Haus 2013 abgerissen werden, um dann die freigewordenen Flächen zur Neubebauung in den historischen Strukturen auszuschreiben.

Hintergrund ist das ungelöste Platzproblem der Fachhochschule an ihrem neuen Standort in der Pappelallee. Bevor das Gebäude am Alten Markt abgerissen werden kann, muss am Bornstedter Feld Ersatz geschaffen sein. „Ein Drittel unserer Studenten lernen noch am Alten Markt“, sagte Vielhaber. Betroffen seien rund 1300 Studenten der Studiengänge Sozialwesen und Informationswissenschaften. Mit 175 Neuimmatrikulationen ist das Sozialwesen der studentenstärkste Fachbereich der FH.

Wo diese Studenten in der Pappelallee künftig untergebracht werden sollen, darüber streiten sich FH und das SPD-geführte Wissenschaftsministerium des Landes. Wie berichtet hatte das Ministerium die bereits weit gediehenen Planungen für den „Annex II“ genannten Neubau gestoppt. Beim Land sieht man das Gebäude als überflüssig an, weil es nur eine Zwischenlösung sei. Wenn die Designstudenten nach Fertigstellung ihres neuen Domzils, des „Annex I“, umziehen, sollen die alten Kasernengebäude saniert und den noch in der Innenstadt lernenden Studenten zur Verfügung gestellt werden. Baue man zusätzlich neu, argumentiert man im Ministerium, habe die FH am Ende mehr Platz, als sie brauche.

In der FH sieht man das anders. Ohne Neubau entstünde eine Unterversorgung mit Lehrräumen. Als Kompromiss käme eine Aufstockung der Kasernen in Betracht, die aber nach Angaben von Vielhaber doppelt so teuer wäre wie der „Annex II“, der zwölf Millionen Euro kosten soll. Dass die ursprünglichen Planungen der FH Recht geben, beweist ein Blick auf die Internet-Homepage des Architekturbüros Becher + Rottkamp: Dort wird nicht nur von einem Annex II ausgegangen, der 2012 schon stehen sollte, sondern danach war sogar noch ein „Annex III“ geplant – baugleich zu den anderen beiden.

FH und Land verhandeln derzeit über eine Lösung. Auch Vielhaber will nicht bis 2018 am Alten Markt bleiben. „Wenn der neue Landtag fertig ist, wird auch der Druck auf das Land wachsen“, glaubt Vielhaber. Sollte man sich schnell einigen, sei ein Umzug der Fachhochschule im Jahre 2014 realistisch.

Die Stadt hält jeden Verzug über das Jahr 2013 hinaus für eine „fatale Fehlentscheidung“. Landtagsschloss und Bibliothek seien dann fertig, der Wiederaufbau der Gebäude an der Alten Fahrt im Gange. Der Kontrast zur unsanierten FH fiele dann „noch krasser“ aus, ließ Baudezernent Matthias Klipp (Bündnisgrüne) auf Anfrage mitteilen. Die Stadt werde alle Planungen darauf abstellen, dass die Entwicklung ders FH-Grundstücks ab 2013 weitergehen könne und setze darauf, dass auch dem Land das Landtagsumfeld „so wichtig“ sei, dass der FH-Umzug in der „bislang vorgesehenen Zügigkeit“ vonstattengehe.

Doch das alte FH-Gebäude bereitet auch aktuell schon Probleme: Weil der Verbinder zwischen FH und Bibliothek mehrere Computerserver beherbergt und dort außerdem Fluchtwege verlaufen, verzögert sich der Abriss. Klipp spricht von einem „komplexen technischen und logistischen Problem“, das mit Hilfe des Eigentümers und des Nutzers gelöst werden müsse. Hinter den Kulissen wird darüber verhandelt, wer die Kosten für die Umsetzung der Server und den Bau neuer Fluchtwege trägt. Vielhaber stellte klar, dass die FH das nicht sein werde: „Das ist nicht unsere Baumaßnahme.“ Nach derzeitigem Stand soll der Verbinder im September 2012 abgerissen werden. Die für Anfang 2013 geplante Eröffnung der sanierten Bibliothek sei nicht in Gefahr, sagte Klipp.

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