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Potsdam: Bergmann-Klinikum: Ausreichend Platz für Frühchen

Zwölf- bis 19-mal pro Jahr wurden zuletzt Neugeborene aus der Perinatalstation in Potsdam nach Brandenburg/Havel verlegt.

Potsdam - Das kommunale Klinikum „Ernst von Bergmann“ hat dem Eindruck widersprochen, dass sein Perinatalzentrum zur Versorgung von Früh- und kranken Neugeborenen zu klein ist. „Wir gehen noch für die nächsten Jahre von gleichbleibenden Geburtenzahlen aus“, sagte der Chefarzt der Potsdamer Kinderklinik, Thomas Erler, den PNN jetzt auf Nachfrage. Perspektivisch, also in 20 Jahren, werden die Zahlen durch den Geburtenknick der Wendejahre vermutlich sogar sinken.

Anlass für die Nachfrage: Mitte Mai hatte ein PNN-Bericht für Aufsehen gesorgt, nachdem zwei Frühchen vom Bergmann-Klinikum in dessen Partnerkrankenhaus in Brandenburg/Havel verlegt wurden – gegen den Willen der Eltern. In der Folge meldete sich eine weitere Potsdamerin, die im August 2015 eine ähnliche Praxis erlebte. Auch ihr Sohn sei damals nach vier Tagen Behandlung nach Brandenburg verlegt worden – das sei ihr von einem unfreundlichen Arzt kurzfristig erklärt worden. Damals habe sich das Klinikum zunächst noch nicht einmal um ihre Mitverlegung gekümmert. Schließlich sei sie auf eigene Kosten mit dem Taxi gefahren.

Bergmann-Klinikum: Entscheidung zur Verlegung "sensibel begründen"

Wegen der ärztlichen Schweigepflicht ging Erler nicht auf die einzelnen Fälle ein. Für Eltern sei es aber natürlich eine emotional schwierige Situation, räumte er ein. Hinzu komme, dass die Kommunikation mit den ohnehin angespannten Eltern zu einer möglichen Verlegung – je nach Schicht – verschiedene Kollegen führten, deren „unterschiedliche Kommunikationsstile“ die Gespräche natürlich beeinflussten. Gleichwohl versuche man, die Entscheidung zur Verlegung stets möglichst sensibel zu begründen, so der Chefarzt weiter.

Man mache sich diese Entscheidungen auch nicht einfach, erklärte Erler. Doch wenn zum Beispiel die Frühchenstation voll belegt sei und eine Frau erscheine, die mit Zwillingen schwanger sei, die entbunden werden müssten – dann müsste nach einer Risikoabwägung eine Entscheidung getroffen werden. Und die falle immer zugunsten der Gesundheit jener Frühchen aus, die in der größten gesundheitlichen Gefahr seien. In dem Fall müssten dann Babys, die schon gesundheitlich stabiler wären, eben auch verlegt werden. Sie würden dann in einem extra angefertigten und beheizbaren Transport-Inkubator mit Beatmung und unter ärztlicher Begleitung in das andere Krankenhaus gebracht. Dafür werden die Babys gebettet und sicher eingepackt wie „in einer Pralinenschachtel“. Komplikationen seien bei derartigen Transporten kaum zu erwarten, sagte Erler.

Zwölf bis 19 Verlegungen pro Jahr

Eine Überbelegung des Zentrums, wegen der Frühchen in das Partnerkrankenhaus in Brandenburg/Havel transportiert werden müssten, sei in den vergangenen Jahren zwischen zwölf und 19 Mal innerhalb von jeweils zwölf Monaten vorgekommen – Tendenz etwa gleichbleibend. Einer der Gründe für diese Verlegungen könnten auch Anfragen aus Berlin sein, weil dort Kapazitäten in der Neonatologie fehlten. So könne es „vereinzelt“ zu Spitzen kommen, in denen mehr frühgeborene Kinder Hilfe im Potsdamer Perinatalzentrum benötigen, als Kapazitäten vorhanden sind, sagte Erler.

In der Potsdamer Einrichtung würden pro Jahr unter anderem rund 50 Kinder behandelt, die mit einem Gewicht von unter 1500 Gramm zur Welt gekommen seien. Für die Kinder stehen 16 Inkubatoren in unterschiedlichen Patientenzimmern zur Verfügung. Allerdings könne man keine zusätzlichen Brutkästen kurzfristig extra in die begrenzten Räumlichkeiten stellen – schon weil die Abstände zwischen den Plätzen gesetzlich normiert seien, damit sich die Frühchen nicht gegenseitig mit Keimen anstecken. Zudem kosten diese Gerätschaften rund 250 000 Euro pro Platz. 

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