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Da ist Bewegung drin: Klaus Gareis zeigt einen Riss an der ehemaligen Gymnastikschule Ullrich, der immer weiter aufklafft.

© A. Klaer

Landeshauptstadt: Plötzlich war der Fischteich weg

Grundwasserabsenkung in Leiblstraße macht Hauseigentümern Sorgen

Innenstadt - Bei den Eigentümern von Häusern an der Leiblstraße, Kurfürstenstraße und der Hans-Thoma-Straße geht die Angst um. Grund ist eine Grundwasserabsenkung in der bislang wegen morastigen Untergrundes unbebauten Mitte des Quartiers. Dort, mit Zugang in der Leiblstraße, errichten derzeit zwei Berliner Firmen – die Dr. Seifert Wilmersdorfer Hochbau AG und die Firma Thamm und Partner – zwei große Mehrgeschosswohnungsbauten. Wie Bauaufsichtschef Markus Beck den PNN mitteilte, wurde im Rahmen des Bauvorhabens in der Leiblstraße 20-24 eine Grundwasserabsenkung zur Herstellung der Fundamentierung durch die Untere Wasserbehörde genehmigt. Angrenzende Hauseigentümer befürchten nun, dass die Holzpfähle, auf denen sich ihre Häuser gründen, trockenfallen und bei Rückkehr des Wassers faulen könnten.

Aber nicht nur das: Auch die Standfestigkeit der Häuser könnte gefährdet sein. Durch die Grundwasserabsenkung für die Baugrube trocknet der Boden in der gesamten Gegend aus – und senkt sich infolgedessen, besonders gut zu beobachten auf dem Parkplatz des Hauses Kurfürstenstraße 31. Das unter Denkmalschutz stehende Haus in der Kurfürstenstraße 23 – die 1927 im Stil der Moderne errichtete ehemalige Gymnastikschule von Margarete Ullrich (1895-1978) – weist bereits einen gewaltigen Riss auf. Der heutige Besitzer Dr. Klaus Gareis befürchtet auch, dass die 128 Pfähle seines Hauses nicht mehr, wie seither in den über 80 Jahren nach der Errichtung, von Wasser umspült sein könnten. „Wenn die Oberkanten der Pfähle im Trockenen liegen ist eigentlich Feierabend“, so Gareis. Als er das Gebäude 1980 kaufte und sanierte, habe ihm ein Bauamtsmitarbeiter gesagt, das Haus stehe nicht nur auf dem schwierigsten Baugrund Potsdams, sondern Europas. Der Grund ist die so genannte „schwarze Rinne“, die früher den Heiligen See mit dem einstigen Teich auf dem heutigen Bassinplatz verband und durch die „Stiefschen Wiesen“ führte.

An deren Ausläufern steht auch das Haus von Annette Josy. Auf ihrem Grundstück befand sich ein Fischteich, der just Anfang März 2011 von einem Tag zum anderen im Erdreich verschwand, als auf der Baustelle in der Leiblstraße die Grundwassersenkung begann. Auch sie fürchtet um ihr Haus, ein Schreiben von ihr an die Untere Wasserbehörde sei wochenlang nicht beantwortet worden, da eine Mitarbeiterin krank und die andere im Urlaub war. Annette Josy erwägt nun ein Dienstaufsichtsbeschwerde.

Bauaufsichtschef Beck teilte den PNN auf Anfrage weiter mit: „Eine Überschreitung der Absenktiefe hat nach den in der Wasserbehörde vorliegenden Unterlagen nicht stattgefunden und der prognostizierte Absenkkegel ist in der Umgebung der Baugrube nicht überschritten worden.“ Guido Berg

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