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Margarita Mathiopoulos, 2008 bei der Benefiz-Gala „Cinema for Peace“.

© dpa

Plagiatsvorwurf: Potsdamer Professorin soll abgeschrieben haben

Die Honorarprofessorin der Uni Potsdam, die FDP-Politikerin Margarita Mathiopoulos, und ist ins Visier der Plagiatsjäger geraten.

Gegen die Potsdamer Honorarprofessorin und FDP-Politikerin Margarita Mathiopoulos sind Plagiats-Vorwürfe erhoben worden. Mathiopoulos wird beschuldigt, große Teile ihrer Dissertation „Amerika: das Experiment des Fortschritts“ ohne Quellenangabe abgeschrieben zu haben. Auf der Internetseite „VroniPlag“, über die auch das Plagiat der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin aufgedeckt worden war, heißt es, dass mehr als 30 Prozent der Dissertation von Plagiaten betroffen seien. Vorgelegt hatte Mathiopoulos ihre Dissertation 1986 an der Philosophischen Fakultät der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn. Ihr Gutachter war der renommierte Politikwissenschaftler Karl Dietrich Bracher. Ihre Arbeit war bereits seit 1989 unter Plagiatsverdacht. Der Streit darum zog sich über Jahre hin, und die Arbeit war Gegenstand eines Gutachtens der Universität Bonn.

Seinerzeit galten rund fünf Prozent der Seiten als Plagiatfundstellen. Die damals diskutierten Quellen wurden nun von „VroniPlag“ neu untersucht. „Die Funde konnten erheblich ausgeweitet werden“, heißt es auf der Internetseite. Nach den neuerlichen Untersuchungen kommt „VroniPlag“ auf 131 Seiten, die Stellen enthalten, die nicht in Ordnung sind – was 37,2 Prozent der Arbeit entspricht.

Margarita Mathiopoulos sieht indes keinen Grund, die wissenschaftliche Qualität ihrer Arbeit infrage zu stellen. Sie berief sich am Freitag gegenüber dieser Zeitung auf das Gutachten der Universität Bonn, das seinerzeit den Vorwurf des Plagiats für nicht bestätigt befand. Bei ihrer Ernennung zur Honorarprofessorin an der TU Braunschweig wie auch an der Universität Potsdam seien „von namhaften Kollegen“ Gutachten über ihre wissenschaftlichen Arbeiten erstellt worden.

Die Universität Bonn will im Fall Mathiopoulos bislang nicht tätig werden. Die Philosophische Fakultät wolle ihr den Doktortitel nicht entziehen. Für das Einleiten eines Überprüfungsverfahrens brauche es mehr als einer bloßen quantitativen Angabe. „Die bisherigen Angaben reichen noch nicht für ein Überprüfungsverfahren, es muss klar werden, dass es sich an den fraglichen Stellen nicht um ihre eigene Leistung handelt“, erklärte der stellvertretende Pressesprecher der Uni Bonn, Klaus Herkenrath.

Margarita Mathiopoulos hält am Historischen Institut der Uni Potsdam derzeit die Vorlesung „Neue Kriege: Instrumente, Akteure und Strategien“. Sie kam im Februar 2002 als Honorarprofessorin für US-Außenpolitik und Internationale Sicherheitspolitik an das Historische Institut der Universität Potsdam. Gleichzeitig wurde sie Gründerin und Geschäftsführende Direktorin des „Potsdam Center for Transatlantic Security and Military Affairs“ an der Uni, das bereits kurz darauf an mangelnder politischer Unterstützung scheiterte.

Mathiopoulos ist eine schillernde Figur im deutschen Politikbetrieb. Im Jahr 1987 war sie von Willy Brandt (SPD) zur Parteisprecherin nominiert worden. Nach Streitigkeiten um das neue Amt in der SPD zog sie ihre Bewerbung zurück. Der Streit eskalierte dennoch, bis Brandt schließlich nach 23 Jahren von seinem Amt als Parteivorsitzender der SPD zurücktrat. Mathiopoulos war von 1987 bis 1989 Vize-Direktorin des Aspen-Instituts in Berlin. Als Unternehmerin ist sie auch im Umfeld der Rüstungsindustrie tätig. Im Juli 2001 wurde sie Mit-Gründerin der European Advisory Group (EAG), die Sicherheitsberatung auch im militärischen Bereich anbietet.

Nach ihrem Beitritt in die FDP war Mathiopoulos 2002 auch außen- und sicherheitspolitische Beraterin des FDP-Vorsitzenden Guido Westerwelle. Doch nicht nur in der Politik hat sie sich einen Namen gemacht, auch als Journalistin, Managerin und Bankdirektorin war sie tätig. Von 1987 bis 2006 war Mathiopoulos mit dem CDU-Politiker Friedbert Pflüger verheiratet. Von ihm soll sie laut „VroniPlag“ abgeschrieben haben, wie auch von ihrem Doktorvater Bracher.

Die Universität Potsdam bedauerte es am Freitag, kurzfristig zu der Angelegenheit keine Auskunft geben zu können. An der Uni hatte es in jüngster Vergangenheit einen Plagiatsfall gegeben, dem emeritierten Mathematikprofessor Klaus Denecke war vorgeworfen worden, aus einem englischsprachigen Sachbuch abgeschrieben zu haben. An der Universität Potsdam gibt es eine Kommission zur Untersuchung von Vorwürfen wissenschaftlichen Fehlverhaltens. Wissenschaftler der Universität wollen die Regularien weiter entwickeln. Von der Universität Bonn heißt es indes in einem Bericht von „Zeit-Online“, dass sie bei Plagiatsvorwürfen in Vergangenheit wiederholt milde entschieden habe.

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