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Tausende Fahrten sind allein im Juni und Juli beim Potsdamer Verkehrsbetrieb ausgefallen. 

© Ottmar Winter

Personalmisere in Potsdams Nahverkehr: Immer mehr Bus- und Bahnfahrten fallen aus

Der Verkehrsbetrieb (ViP) bekommt seine Personalprobleme nicht in den Griff: Die Zahl der ausgefallenen Bus- und Tramfahrten ist zuletzt noch einmal deutlich gestiegen.

Potsdam - Trotz eines ohnehin ausgedünnten Ferienfahrplans sind im Juni und Juli vergleichsweise viele Bus- und Tramfahrten beim Potsdamer Verkehrsbetrieb (ViP) ersatzlos ausgefallen. Ein Ende der Personalmisere scheint trotz aller Bemühungen derzeit nicht in Sicht. Das geht aus neuen Antworten des kommunalen Nahverkehrsunternehmens auf PNN-Anfrage hervor.

Tausende Fahrten fielen aus

Demnach sind im Juni 4,8 Prozent aller Fahrten und im Juli sogar 7,6 Prozent ausgefallen, hieß es. „Im Vergleich zu den Vormonaten ist das eine deutlich höhere Zahl“, räumte ViP-Sprecher Stefan Klotz ein. Allein im Juli fielen demnach 1118 Verbindungen mit der Tram sowie 4217 Fahrten mit dem Bus aus. Im April waren noch rund 1000 Fahrten unterblieben, im Mai dann schon rund 3000. Zuvor fielen nur einige hundert Fahrten pro Monat aus.

Noch keine Entspannung in Sicht

Noch Ende Juni hatte der ViP gehofft, nach dem Ende der Sommerferien zum regulären Fahrplan zurückkehren zu können – was sich wie berichtet bisher nicht erfüllt hat. Es gilt weiter ein ausgedünnter Ferienfahrplan. Der Krankenstand – „bedingt auch durch die Corona-Welle“ – habe sich noch nicht wieder auf einem normalen Maß eingepegelt, sagte der Sprecher. Ferner seien zwei Fahrer ausgeschieden. Allerdings hätten zum August vier Busfahrer neu begonnen, deren Einweisung Ende des Monats abgeschlossen sein werde. 

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Der Betriebshof des Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP. 
Der Betriebshof des Potsdamer Verkehrsbetrieb ViP. 

© Sebastian Gabsch PNN

Zwei weitere Ausbildungen würden im September abgeschlossen. Gleichwohl sei der Arbeitsmarkt in dieser Berufsgruppe – wie bei anderen Fachkräften – „extrem angespannt“, so ViP-Sprecher Klotz. Gegenwärtig könne man noch „nicht verlässlich sagen, wann wir wieder vollumfänglich leistungsfähig sind“. Man habe aber vornehmlich nur Leistungen gekürzt, auf die aus Fahrgastsicht am ehesten verzichtet werden könne, zum Beispiel Parallelverkehre zur Taktverdichtung. „Schüler- und Berufsverkehre haben die höchste Priorität und werden abgesichert“, so Klotz.

Fahrer üben Kritik

Schon im Juni hatte die Gewerkschaft ver.di dem kommunalen Unternehmen attestiert, wegen chronischer Unterfinanzierung im ohnehin sehr schwierigen Arbeitsmarkt für Bus- und Tramfahrer ein besonders großes Problem zu haben. Parallel dazu war ein anonymer Brandbrief publik geworden, in dem von einer extremen Belastung der Fahrer die Rede war. 

Intern hatten Fahrer gegenüber den PNN unter anderem eine seit Anfang des Jahres geltende Betriebsvereinbarung Fahrdienst kritisiert, die dazu führe, dass Pausen allzu gestückelt seien und es zu wenig Ruhezeit zwischen Diensten gebe. Das führe auch zu hohen Krankenständen, hieß es. Der ViP hatte die Änderungen verteidigt, zuletzt nach PNN-Informationen intern aber auch gegengesteuert. So sollen die Mitarbeiter künftig einzelne Wunschtage pro Jahr garantiert frei bekommen, etwa für nicht verschiebbare Familienfeste.

Erschwerend hinzu kommt beim ViP, dass mitten in der Misere die kaufmännische Geschäftsführerin Claudia Wiest im Sommer überraschend ihren Ausstieg angekündigt hat – zeitgleich mit Sophia Eltrop, der Chefin des ViP-Mutterkonzerns, den Stadtwerken. Wiest will künftig bei den Bremer Verkehrsbetrieben arbeiten, Eltrop machte familiäre Gründe für ihren Abschied verantwortlich. 

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